Neubeginn in der Heide

Dekanat Celle feiert Wiederaufleben der katholischen Kirche vor 300 Jahren

Hildesheim/Celle (bph) Seit 300 Jahren darf in Celle offiziell wieder katholisch geglaubt werden. Am 29. Juni 1711 weihte Bischof Agostino Steffani in der Heidestadt die katholische Kapelle St. Peter und Paul und begründete damit den Neubeginn katholischen Lebens in Celle und der Heide. Diesen runden Geburtstag feiert das heutige Dekanat Celle mit einem reichen Festprogramm. Erste Höhepunkte sind eine ökumenische Andacht am 29. Juni und ein Festgottesdienst mit Bischof Norbert Trelle am 3. Juli. Die Celler Katholiken haben das Festprogramm unter den Titel „Ansichten – Ich glaube, Du auch?“ gestellt.

Die Geschichte der katholischen Kirche in der Lüneburger Heide spiegelt die wechselnden politischen Großwetterlagen früherer Jahrhunderte wider, sie zeugt von konfessionellen Streitigkeiten, aber auch wachsender religiöser Toleranz. Herzog Ernst der Bekenner (1525-1546) setzte im 16. Jahrhundert in seinem Fürstentum Lüneburg die Reformation durch, teilweise gegen heftigen Widerstand von Franziskanermönchen. Mehr als 150 Jahre durfte kein katholischer Gottesdienst in der Residenzstadt Celle gefeiert werden, jeder Nichtlutheraner musste die Stadt verlassen.

Das änderte sich erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, als die damaligen Celler Regenten Katholiken zunehmend tolerierten, wenn auch vor allem aus politischen Gründen, um die Beziehungen zum katholischen Kaiserhaus zu stärken. So konnte der Selige Bischof Niels Stensen 1678 wieder einen katholischen Seelsorger nach Celle entsenden. Seit 1687 fanden die Gottesdienste im Haus des Oberst Lucas von Bucco statt. Am 29. Juni 1711 weihte schließlich Stensens Nachfolger Bischof Agostino Steffani eine Kapelle neben dem Anwesen Buccos auf den Namen St. Peter und Paul. Die Gemeinde wuchs stetig und nach mehr als hundert Jahren wurde ein Neubau nötig. Die im 19. Jahrhundert gebaute Kirche St. Ludwig ist bis heute die Hauptkirche der Katholiken in Celle und Umgebung. Aus der ehemaligen Pfarrgemeinde in Celle hat sich ein lebendiges Dekanat mit zahlreichen Pfarrgemeinden und Kirchen entwickelt. Heute leben im Dekanat Celle rund 20.000 Katholiken in sechs Pfarrgemeinden mit 17 Kirchorten.

Die Feiern zum 300. Geburtstag des Wiederauflebens der katholischen Kirche in Celle beginnen am Mittwoch, 29. Juni, um 18 Uhr mit einer ökumenischen Vesper in der Kirche St. Ludwig. Anschließend spricht Bistumsarchivar Dr. Thomas Scharf-Wrede über „300 Jahre Katholische Kirche in Celle und der Lüneburger Heide“. Am Sonntag, 3. Juli, erwarten die Katholiken dann um 10 Uhr Bischof Norbert Trelle zu einem Festgottesdienst und anschließenden Festakt in St. Ludwig. In der Peter- und Paul-Kapelle selbst wird am 21. August um 15 Uhr die Ausstellung „Kunsthistorischer Rückblick auf mehr als 300 Jahre“ eröffnet. Bis zum 30. September sind dort sakrale Schätze aus drei Jahrhunderten zu sehen (dienstags bis samstags 13 bis 17 Uhr, sonntags 12 bis 17 Uhr).

Weitere Veranstaltungen sind in das Festprogramm eingebunden, unter anderem Konzerte am 25. September und 19. November sowie runde Kirchweihfeste in Bergen am 20. November (50 Jahre Sühnekirche zum Heiligen Blut), in Wathlingen am 11. Dezember (50 Jahre Kirche St. Barbara) und am 18. Dezember in Nienhagen (50 Jahre Kirche St. Marien). Vorträge über Bischof Agostino Steffani am 11. November und eine Führung zum religiösen Leben in Bergen-Belsen am 25. November runden das Programm ab, das mit einer Gemeindewallfahrt ins Heilige Land vom 25. Februar bis 3. März 2012 endet.

Das Festprogramm im Internet:
www.300jahre.dekanat-celle.de