Nicht gegeneinander ausspielen

Wolfram König sprach beim ökumenischen Kreuzweg über Asse II und Schacht Konrad

Hildesheim/Salzgitter (bph/kiz). Von einem Atommülllager zum anderen: Knapp 20 Kilometer liegen zwischen der Schachtanlage Asse II und dem ehemaligen Eisenerzbergwerk Schacht Konrad. Der ökumenische Kreuzweg zur Bewahrung der Schöpfung verband beide Stätten an fünf Fastensonntagen miteinander. Auf der letzten Etappe, am vergangenen Sonntag, sprach Wolfram König, Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) in Salzgitter, am Schacht Konrad vor rund 170 Teilnehmern.

Der 52-jährige Ingenieur ist seit 1999 Präsident des BfS. Seine Behörde betreibt sowohl den Schacht Konrad als auch die Asse II. Dort lagern 125000 Fässer mit schwach- und 1300 Fässer mit mittelradioaktivem Müll. Das ehemalige Salzbergwerk droht einzustürzen. Im Schacht Konrad sollen von 2013 an radioaktive Abfälle „endgelagert“ werden.

Als Privatperson halte er das weitere Nutzen der Kernenergie für „nicht vereinbar mit der Sicherung unserer Lebensgrundlagen“, bekennt König. Schon allein wegen der radioaktiven Strahlung: „Diese Hinterlassenschaft kann über einen für uns unvorstellbaren Zeitraum Schaden anrichten.“ König warnte davor, die Asse und Schacht Konrad gegeneinander auszuspielen. In der Frage der Endlagerung sei immer wieder das Prinzip „Heiliger St. Florian, verschon mein Haus, zünd andere an“ zu beobachten. König appellierte, nicht alles Unangenehme auf andere Regionen oder spätere Generationen abzuschieben; „Wir brauchen Verantwortung, die über Lippenbekenntnisse und unseren Garten hinausreicht – wir brauchen mehr denn je Menschen, die bereit sind, das Kreuz anderer zu tragen.“

Zuvor wurde ein Schild mit dem Hinweis auf den Schacht Konrad am Klimakreuz befestigt, das die Teilnehmer zum künftigen Endlager trugen. Wie zuvor schon eines für die Asse, für das bolivianische Trinidad, Arlit im Niger und Doba im Tschad. „Wir wollen mit dem Kreuzweg den Blick auf den weltweiten Klimawandel weiten“, erläutert der Umweltbeauftragte des Bistums, Ansgar Holzknecht. In Arlit kratzen Minenarbeiter unter unmenschlichen Bedingungen Uran aus Bergen. In Doba werden durch „aggressive Ölförderung“ Lebensgrundlagen zerstört. Und Trinidad leide immer stärker an Überschwemmungen – eine Folge der Erderwärmung. Den Schritt aus der Kirche auf die Straße erachtet Holzknecht „als großen Erfolg“. Gleichzeitig mahnte er einen „strikten Ausstiegskurs“ aus der Kernenergie an.

„Wir müssen weg von den unterirdischen Energieformen“, pflichtet auch Dietmar Müßig bei. Neben Öl, Gas und Kohle schließt der Leiter der Diözesanstelle Weltkirche im Generalvikariat ausdrücklich Uran mit ein: „Wir glauben, dass ein Umstieg auf himmlische Energien – Sonnen und Wind – machbar ist.“

Mit dem Verlauf des Kreuzwegs ist Müßig „sehr zufrieden“. Viele Menschen seien „in Bewegung gebracht worden“. Der Weg habe Zeichen der Solidarität gesetzt mit den Menschen der Region und mit denen, die unter dem Klimawandel leiden.