Niemand glaubt allein!

Es gibt wieder Pilgertouren mit dem Bischof – die erste fand jetzt im Norden in Bremerhaven statt. Vor fünf Jahren, kurz vor seiner Bischofweihe, war Bischof Heiner Wilmer mit Jugendlichen in verschiedenen Regionen des Bistums unterwegs. Er wollte von ihnen wissen, welche Themen ihnen in der Kirche wichtig sind, was sich ändern muss und was sie von ihm als Bischof erwarten.

Aus vielen Regionen des Bistums waren Jugendliche und junge Erwachsene angereist, einige mit dem Zug, andere mit dem Privat- Pkw oder einem Kirchenbulli, wie liebevoll die vom Bonifatiuswerk gesponserten VW-Busse genant werden. Ob aus dem Eichsfeld, aus Garbsen, aus Bad Salzdetfurth, aus Cuxhaven oder Bremerhaven selbst, sie alle trafen sich in der St.-Ansgar-Kirche in Bremerhaven-Lehe, um gemeinsam mit Bischof Heiner einen Tag zu verbringen.

Um 11 Uhr im Gemeindegottesdienst konnte Pfarrer Markus Scheiermann neben seinen Gemeindemitgliedern insgesamt 45 Teilnehmende der Bischofstour begrüßen: „Wir wollen uns heute gemeinsam auf den Weg machen und entsprechend unserem Motto ‚Unterwegs in Bremerhaven‘ sowohl zu Fuß, als auch auf dem Wasser fortbewegen.“

Im Gepäck zwei Fragen des Bischofs

Nach einem gemeinsamen Mittagessen machten sich die Pilgerinnen und Pilger auf den Weg. Mit ins Gepäck gab ihnen Bischof Heiner zwei Fragenkomplexe: „Was sind eure Themen, was beschäftigt euch zur Zeit am meisten? Und: Wer ist Gott für euch? Was ist wichtig für euch in der Kirche und was bestärkt euch, um euch da einzubringen und mitzumachen?“

Immer wieder suchte Wilmer auf dem Weg das Gespräch mit den jungen Menschen, die gern diese Möglichkeit nutzten, mit dem Bischof auch über Privates zu sprechen.

Eine Pause der Gespräche gab es auch nicht, als es mit der „Lady Sunshine“ für eine kurze Hafenrundfahrt aufs Wasser ging. Für Bischof Heiner war der Hafen eine ganz neue Erfahrung. Die Erklärungen des „Hafenführers“ bezog er dann auch gleich auf die Kirche. „Die kleinen und großen Schiffe aus aller Welt die hier im Hafen sind, das ist irgendwie auch ein Abbild von Kirche. Und gerade was uns eben erzählt wurde von diesen riesigen Ocean-Linern, die auch bei relativ geringer Geschwindigkeit einen Bremsweg von rund sechs Kilometern haben, das erinnert mich doch stark an unsere Kirche. Da dauert auch manches ziemlich lange.“

Nach der „Seefahrt“ bekamen alle zur Abkühlung noch ein Eis auf die Hand und bei über 30 Grad im Schatten machten sich die Pilgerinnen und Pilger auf die letzte Etappe zur Herz-Jesu-Kirche in Bremerhaven-Geestemünde.

Ob die Ministrantentinnen und Ministranten aus Garbsen oder die Firmbewerber und -bewerberinnen aus Badsalzdetfurth – sie alle nutzten die Zeit mit dem Bischof für persönliche Gespräche – allein oder in Kleingruppen.

Lucio und Friedrich aus Badsalzdetfurth empfanden die Pilgertour als einen gelungenen Tag. „Es war ein spannendes Erlebnis für mich, zumal ich noch nie hier in Bremerhaven war. Man konnte sich mit dem Bischof gut unterhalten und Dinge erfahren, die mich immer schon interessiert haben, wie man zum Beispiel Bischof oder Kardinal wird“, sagt Friederich. „Ich fand es gut, einmal dem Bischof so nahe zu sein. Sonst beim Gottesdienst im Dom ist da immer ein großer Abstand“, meinte Lucio.

Für Ralf aus Cuxhaven war die Pilgertour wie ein kleiner Urlaub, „einmal abschalten, den Stress vergessen, sich einfach mal auf das Wesentliche, den Glauben zu konzentrieren und natürlich gute Gespräche mit anderen und dem Bischof zu führen“.

Gabriela, eine gebürtige Italienerin, die in der Schweiz lebt, hatte von Mitgliedern der Fokolarbewegung aus Bremerhaven von diesem Termin gehört. „Ich komme gerade aus einer schwierigen Zeit und wollte eine schöne Zeit hier erleben, um meinen Glauben zu teilen. Ich nehme eine große Hoffnung von diesem Tag mit, dass es mit der Kirche irgendwie weitergeht, auch wenn ich noch nicht weiß wie.“

Junge Menschen, die für ihren Glauben brennen

Für Bischof Heiner war nach der Corona-Zeit die Begegnung mit den jungen Menschen wichtig. „Es tut gut, zu erleben, wie sie sich auf das Gesprächsangebot eingelassen haben. Es waren zum Teil sehr persönliche Gespräche, die wir unterwegs hatten. Immer wieder klang aber auch das Gefühl heraus, dass sie sich als Minderheit fühlen. Mehrere haben mir gesagt, dass es ihnen gut tut, einmal zu erleben, dass sie mit ihrem Glauben nicht allein unterwegs sind und andere, Gleichgesinnte kennengelernent haben, denn der Glaube sei ihnen wichtig. Ich glaube, dass diese für uns alle wichtig ist: Niemand glaubt allein. Persönlich nehme ich für mich die Erkenntnis mit, dass es bei uns im Bistum junge Menschen gibt, die begeistert sind, die für ihren Glauben und für ihre Kirche brennen.“

Edmund Deppe (KirchenZeitung)