Ökumene des Lebens

Landesbischof Prof. Dr. Friedrich Weber sprach beim Neujahrsempfang des Hildesheimer Diözesanrats

Hildesheim (bph) Eine „heilige Ungeduld“ in der Ökumene verspürt Prof. Dr. Friedrich Weber, Bischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche in Braunschweig. Diese Ungeduld dürfe aber nicht zu Populismus oder „Theologievergessenheit“ führen, mahnte der Landesbischof am Samstagmorgen beim Neujahrsempfang des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Hildesheim. „Im Glauben eins – in Kirchen getrennt. Die Charta Oecumenica als Chance“ lautete der Titel seines Festvortrags.

Trotz vieler Fortschritte in der Ökumene ist das Christentum nicht einheitlicher geworden – im Gegenteil: Es bilden sich in vielen Bereichen neue Gruppen, die sich über Konfessionsgrenzen hinweg verbinden, sagte Bischof Weber in Hildesheim. In einer medialen Welt werde das Christentum aber nur dann wahr genommen, wenn es mit einer Stimme spreche.

Viel sei erreicht worden, zum Beispiel die „Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigung“ oder die großen ökumenischen Kirchentage. Er könne aber jene verstehen, die mit einer „heiligen Ungeduld“ auf weitere ökumenische Fortschritte warten, gestand der Landesbischof, der unter anderem auch Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Deutschland und Catholica-Beauftragter der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) ist. Dennoch dürfe man keinesfalls die geistliche und soziale Ökumene gegen den theologischen Diskurs setzen.

Große Hoffnungen setzt der evangelische Theologe in die „Charta Oecumenica“, eine ökumenische Selbstverpflichtung, der 2003 fast alle Kirchen in Deutschland zugestimmt haben. Sie kann nach Webers Worten helfen, eine praktische „Ökumene des Lebens“ zu etablieren, bei der es um ein Miteinander-Leben, aber auch ein Miteinander-Leiden gehe. Es müsse normal werden, dass Konfessionen gemeinsam handeln, zum Beispiel im gemeinsamen Gebet, in ökumenischen Gottesdiensten, Sozialstationen, Kindergärten und der gemeinsamen Nutzung von Räumen. „Gemeinschaft ist Gnade. Konfessionelle Selbstgenügsamkeit ist Sünde“, so brachte Weber zum Schluss seine Thesen sehr zugespitzt auf den Punkt.

Bischof Norbert Trelle versprach in seiner Antwort „geschwisterlich beieinander zu bleiben“. Christen gleich welcher Konfession müssten gemeinsam Zeugnis nach außen geben. Als Beispiel nannte der Bischof die Lübecker Märtyrer, die von den Nationalsozialisten hingerichtet wurden. Unter diesen vier Freunden waren drei katholische und ein evangelischer Geistlicher. Musikalisch untermalt wurde der Neujahrsempfang von der Hildesheimer A-cappella-Gruppe „Fivestyle“.

Der Diözesanrat der Katholiken ist die oberste Vertretung der Katholiken im Bistum Hildesheim. Er berät den Bischof und nimmt zu Fragen des öffentlichen Lebens Stellung. Der Diözesanrat setzt sich zusammen aus Vertretern der Dekanate, kirchlicher Verbände und Berufsgruppen sowie der Orden im Bistum. Der Bischof kann zudem Personen in den Diözesanrat berufen und ernennt einen Bischöflichen Beauftragten. Die Amtszeit beträgt vier Jahre.