Philosophische Globalisierung

Forschungsinstitut für Philosophie Hannover (FIPH) verlieh Wissenschaftspreis

Hildesheim/Hannover (bph) Die Liebe – sie beschäftigt Menschen auf der ganzen Welt in all ihren Facetten. Aus drei verschiedenen Ländern kommen denn auch die drei Preisträger, die sich erfolgreich mit der Wissenschaftlichen Preisfrage 2009 des FIPH, einer Stiftung des Bistums Hildesheim, auseinander gesetzt haben: „Macht Liebe sehend?“ Am Samstag ehrte Bischof Norbert Trelle in der Hildesheimer Dombibliothek die Preisträger.

Aus 30 Einsendungen hatte die Jury die drei besten Essays auszuwählen. Keine leichte Aufgabe, wie Prof. Dr. Ulrich Hemel, 1. Vorsitzender des Vorstandes des FIPH, in seiner Begrüßung sagte. Überzeugen konnte letztlich vor allem die Italienerin Dr. Chiara Piazzesi, die zurzeit an der Universität Greifswald forscht und lehrt. Ihr wurde der erste Preis zuerkannt vor Stanislas Bigirimana MA, MBA aus Burundi. Der ehemalige Jesuit hat unter anderem Betriebswirtschaft studiert und promoviert in Heidelberg. Philosoph und Soziologe Dr. Jannis Oberdieck aus Hamburg schrieb sich auf den dritten Platz.

Es sei ungewöhnlich, in philosophischen Zusammenhängen von Liebe zu sprechen, war schon in der Ausschreibung der diesjährigen Wissenschaftlichen Preisfrage zu lesen. Und in der Tat gelang es nach dem Urteil des Jurymitglieds und Laudators Prof. Dr. Thomas M. Schmidt vom FIPH-Vorstand allen drei Ausgezeichneten, Sentimentalitäten und Trivialitäten zu diesem Thema zu vermeiden und die alte Frage, ob denn Liebe nun blind oder doch eher sehend macht, aus den verschiedensten wissenschaftlichen Blickwinkeln zu erörtern. Die Spannbreite der zitierten Quellen reichte von den antiken Philosophen bis zu aktuellen Erkenntnissen der Neurophysiologie. In der kurzweiligen Diskussion, die Prof. Hemel mit den Preisträgern führte, kamen einige dieser Aspekte zur Sprache. Liebe verändert die Wahrnehmung, sie verändert die Kommunikation zweier Menschen – und sie ist letztlich auch ungerecht, weil sie mitunter einem Menschen zuteil wird, der sie nach objektiven Maßstäben gar nicht verdient hat. Letztlich gaben aber alle preisgekrönten Denker zu, dass es von der theoretischen Erkenntnis bis zur praktischen Umsetzung ein weiter Weg ist. Wie kann Liebe gelingen? Darauf gibt es keine simple Antwort. „Liebe ist nun mal schwierig“, brachte es Jannis Oberdieck ebenso einfach wie richtig auf den Punkt.

Zum sechsten Mal hatte das FIPH eine Wissenschaftliche Preisfrage ausgelobt. Er freue sich, dass diese auf eine so große Resonanz gestoßen sei, sagte Bischof Norbert Trelle in seinem Grußwort vor den rund 100 geladenen Gästen in der Hildesheimer Dombibliothek. Nach seiner Ansicht ist dies „Kennzeichen für die Aktualität und Komplexität der Frage, aber auch Ausdruck und Wertschätzung für den Auslober, das FIPH“. Die Preisverleihung wurde untermalt von Musikerin Christina Worthmann, die zum Thema „Liebe“ Lieder und Texte von Kästner, Brecht und anderen beisteuerte.

Das FIPH vergab für die drei besten Essays zu seiner „Preisfrage“ einen internationalen wissenschaftlichen Preis in Höhe von 10.000 Euro. Das Preisgeld ist gestaffelt in 5.000, 3.000 und 2.000 Euro. Wahlweise erhalten die Preisträger statt dessen ein mehrmonatiges Forschungsstipendium am FIPH.

Die Stiftung Forschungsinstitut für Philosophie Hannover (FIPH) wurde am 8. September 1988 durch den damaligen Bischof von Hildesheim, Dr. Josef Homeyer, errichtet, das Forschungsinstitut selbst am 23. September 1988 eröffnet. Im selben Jahr hat das Niedersächsische Kultusministerium das FIPH als gemeinnützige Kirchliche Stiftung des öffentlichen Rechts staatlich anerkannt. Das Forschungsinstitut für Philosophie Hannover hat sich zum Ziel gesetzt, auf der Grundlage christlicher und katholischer Positionen zentrale Probleme der Welt zu bearbeiten. Ethischer Maßstab ist die Unantastbarkeit der Menschenwürde. Die Mitarbeiter arbeiten wissenschaftlich und stellen sich in verschiedenen Veranstaltungen auch dem öffentlichen Diskurs. Dabei kooperieren sie mit Kollegen im In- und Ausland sowie mit Institutionen aus Wissenschaft, Politik, Erwachsenenbildung und Kirche.

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