Religiöse Gewalt verurteilen

Ökumene-Referent im Bistum Hildesheim kommentiert Reaktionen auf Papst-Rede

Hildesheim (bph) Papst Benedikt XVI. hat mit einer Vorlesung an der Universität von Regensburg am vergangenen Dienstag große Verärgerung in der islamischen Welt ausgelöst. Dr. Andreas Renz, Referent für Kontakte zu den Weltreligionen im Bischöflichen Generalvikariat Hildesheim, nimmt dazu Stellung:

Die Rede von Papst Benedikt XVI. an der Regensburger Universität hat leider zu schweren Missverständnissen und Verstimmungen auf muslimischer Seite weltweit geführt. Inzwischen hat der Papst selbst sein Bedauern über diese Missverständnisse und die verletzten Gefühle der Muslime zum Ausdruck gebracht und sich eindeutig vom Inhalt des von ihm wiedergegebenen Zitats aus einer polemischen Schrift eines byzantinischen Kaisers aus dem 14. Jh. distanziert. Dass der Inhalt des Zitats muslimische Gefühle verletzt, ist durchaus nachvollziehbar. Die Missverständnisse hätten jedoch vermieden werden können, wenn auf muslimischer Seite nicht nur dieses Zitat, sondern die ganze Rede übersetzt und gelesen worden wäre. Erst im Gesamtzusammenhang nämlich wird die Intention der Rede deutlich: Der Papst wollte erstens jegliche religiöse Legitimation von Gewalt verurteilen, zweitens die Vereinbarkeit von Glaube, Theologie und Vernunft betonen und schließlich drittens eine Vernunft und Wissenschaft kritisieren, die Gott ausschließt und sich verabsolutiert.

Alle diese Grundaussagen der Rede dürften bei der großen Mehrheit der Muslime weltweit große Zustimmung finden und eine gute Grundlage für den interreligiösen Dialog darstellen, der für die katholische Kirche unaufgebbar ist. Lediglich extremistischen Strömungen in der islamischen Welt dient der unglückliche Vorfall wieder einmal als Vorwand für ihre hasserfüllten Attacken, die einen Kampf der Religionen und Kulturen schüren wollen. Der Vorfall sollte aber auch dazu genutzt werden, über das Verhältnis von Religion und Gewalt in Geschichte und Gegenwart nachzudenken und offen und selbstkritisch zu diskutieren. Es ist zu begrüßen, dass sich die meisten Muslime und islamischen Organisationen immer wieder von Gewalt und Terror distanzieren, doch genügt dies offensichtlich nicht. Vielmehr bedarf es einer ernsthaften und tiefgehenden Auseinandersetzung auf der theologischen Ebene mit gewaltlegitimierenden Ideologien und Gruppen im gegenwärtigen Islam.