Romanik und Romantik

Bistum Hildesheim bestellt ein Licht-Oratorium zur Wiedereröffnung des Doms

Hildesheim (bph) Ein großartiges Bauwerk verdient eine eigene Komposition. Zur Wiedereröffnung seines Doms im Jahr 2014 hat das Bistum Hildesheim daher bei dem renommierten Komponisten Helge Burggrabe ein „Licht-Oratorium“ bestellt, das am 13. November 2014 im sanierten Dom uraufgeführt wird. Es soll den Namen „Lux in tenebris – Licht in der Dunkelheit“ tragen. Das Libretto stammt von dem Hildesheimer Theologen Prof. Dr. Reinhard Göllner in Zusammenarbeit mit dem Komponisten. Am vergangenen Mittwoch, 24. Oktober, haben Bistum und Komponist den Vertrag unterzeichnet.

Natürlich: Man könnte den Abschluss der umfangreichen Sanierungsarbeiten am Hildesheimer Dom auch mit einem klassischen Konzert feiern. Bach, Beethoven, Bruckner – an fähigen Komponisten ist kein Mangel. Doch der Hildesheimer Dom mit seinen Kunstschätzen biete genug Stoff für eine eigene Komposition, fand Theologieprofessor Dr. Reinhard Göllner schon 2010 und konnte das Bistum von seiner Idee einer Auftragskomposition überzeugen. Mit Helge Burggrabe war auch bald ein passender Komponist gefunden. Der 39-Jährige aus Fischerhude bei Bremen hat sich 2006 mit dem Oratorium „Stella Maris“ zur 1000-Jahrfeier der Kathedrale von Chartres einen Namen gemacht.

Göllner und Burggrabe wurden sich einig, die Bernwardtür und den Heziloleuchter in den Mittelpunkt des „Licht-Oratoriums“ zu stellen. Seit mehr als einem Jahr arbeiten Burggrabe und Göllner, der früher an der Universität Hildesheim lehrte und dann an die Ruhr-Universität Bochum wechselte, an einem Libretto für „Lux in tenebris“, also den Textteil. Bis Weihnachten soll diese Arbeit abgeschlossen sein. Dann wird Burggrabe die Buchstaben in Töne gießen. Am 31. März 2014 muss er die Noten abgeben, so sieht es der Vertrag vor. Danach haben die beteiligten Chöre und Solisten nur noch wenige Monate Zeit, für die Erstaufführung zu üben, die noch mindestens drei weitere Aufführungen nach sich ziehen soll. Vielleicht, so hoffen Librettist und Komponist, wird das Werk ja so bekannt wie „Stella Maris“, das inzwischen in großen Kirchen wie dem Kölner Dom und der Dresdner Frauenkirche aufgeführt, auf DVD gepresst und vom Fernsehsender „ARTE“ übertragen wurde.

„Lux in tenebris“ wird eineinhalb bis zwei Stunden dauern und ein Gesamtkunstwerk aus Musik, Text und Licht sein. Im Mittelpunkt sollen die 16 alt- und neutestamentlichen Szenen der Bernwardtür stehen, die Göllner theologisch ausdeuten will. Sie werden ergänzt durch die Lesung von Texten, etwa zur Zerstörung des Doms 1945. Videoprojektionen sollen die besungenen Szenen der Bernwardtür auf den Innenwänden des Doms sichtbar machen und ein Lichtkünstler sein Übriges dazu tun, damit „Lux in tenebris“ ein Ohren- und Augenschmaus wird.

Musikalisch will Burggrabe sein Werk den vier Chören des Doms – Mädchenkantorei, Schola, Domchor und Kammerchor – auf den Leib schreiben und die beiden neuen Domorgeln optimal zur Geltung bringen. Vorgesehen sind auch Solostücke für Sopran, Alt und Bariton sowie ein Streichquartett. Der Komponist verspricht, starke Anleihen bei der Gregorianik zu nehmen, „weil sie gut zum romanischen Dom passen“, sich aber auch romantisch inspirieren zu lassen. Klassische Perkussionsinstrumente sorgen für Rhythmus.