Schlag für Schlag durch die Zeit

Die Turmuhr des Hildesheimer Doms zeigt bald wieder Stunden und Minuten an

Hildesheim (bph) Rund ein Jahr schwieg die Uhr des Hildesheimer Doms wegen Sanierungsarbeiten. Am kommenden Sonntag, 18. Dezember, soll sie pünktlich zum Mittagsgebet um 12 Uhr wieder anlaufen. Dann zeigt sie die Zeit nicht nur optisch, sondern auch wieder akustisch mit der Stundenglocke an.

Er war eine Autorität in allen zeitlichen Dingen: Der Glockenschlag vom Westwerk des Hildesheimer Doms bestimmte die Arbeitsabläufe in der Bischöflichen Verwaltung und war auch in der Stadt gut zu vernehmen. In diesem Jahr allerdings mussten die Mitarbeiter des Bischofs Armbanduhren tragen, denn der vertraute Stundenschlag verstummte und auch für die Zeiger blieb die Zeit einfach stehen. Grund war zum einen, dass der normale Hausstrom im Dom wegen der anrückenden Bagger abgeschaltet werden musste. Zum anderen wurde in diesem Jahr die Mauer des Westwerks saniert, weshalb der Dom eingerüstet war. Darum hat man die Uhr auch zu ihrem eigenen Schutz stillgelegt.

Die Verantwortlichen der Domsanierung haben die Zeit jedoch gut genutzt. In den vergangenen Monaten wurden die Zeiger der Domuhr neu vergoldet. Insgesamt 658 Blätter reinen 24-karätigen Turmgoldes hat Malermeister Martin Bode auf Ziffern und Zeiger aufgetragen. Das Gesamtgewicht des Goldes beträgt gerade einmal 17,1 Gramm und hat einen Wert von 1.450 Euro. Schon beim Wiederaufbau des Doms in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts hat sich das Bistum eine vergoldete Uhr gegönnt, denn dieses Edelmetall ist ein hervorragender Korrosionsschutz. Außerdem wird es aus optischen Gründen gerne verwendet. In den vergangenen Jahren litt die Vergoldung jedoch sehr, so dass die Uhr ohnehin irgendwann hätte überarbeitet werden müssen. Wenn die Zifferblätter nicht beschädigt werden, zum Beispiel durch Hagel oder Vogelschnäbel, kann die jetzige Vergoldung gut 40 Jahre halten, rechnet Malermeister und Designer Martin Bode vor, dessen Unternehmen nun schon in der dritten Generation am Hildesheimer Dom arbeitet.

Ersetzt wurde in den letzten Tagen auch die völlig veraltete elektrische Steuerung von Turmuhr und Stundenglocke. Dieses Bauteil verbindet Uhr und Glocken zu einem Gesamtsystem und steuert zukünftig neben den alten auch die neuen Glocken, die das Domgeläut ergänzen werden. Erklingen sollen die Glocken erst wieder zur Eröffnung des Doms im August 2014. Doch schon jetzt wollte das Bistum nicht länger auf den vertrauten Stundenschlag verzichten. „Ich freue mich schon sehr auf den ersten Stundenschlag“, bekennt Weihbischof em. Hans-Georg Koitz, der als Domdechant die Domsanierung verantwortet, „ich wohne schon so lange am Domhof, dass er ein Teil meines Lebens wurde, den ich in den letzten Monaten sehr vermisst habe.“

Für die akustische Zeitangabe vom Domturm sorgen zwei Glocken: Zu jeder vollen Stunde schlägt die St. Godehard-Glocke die Zahl der Stunden. Sie hat einen Durchmesser von 1,50 Metern, wiegt 2.267 Kilogramm und lässt ein „C“ erklingen. Etwas kleiner ist die Epiphanius-Glocke mit 1,26 Metern Durchmesser. Sie wiegt 1.343 Kilogramm. Ihr „Es“ ist zu jeder Viertelstunde zu hören. Beide Glocken wurden im Jahre 1960 von dem Heidelberger Unternehmen F.W. Schilling gegossen.