„Schöner als Evangeliar Heinrichs des Löwen“

Faksimile des Albani-Psalters in der Hildesheimer Dombibliothek vorgestellt

Hildesheim (bph) Ab sofort können Besucher der Hildesheimer Dombibliothek die originalgetreue Kopie des kostbarsten Buches im Bistum, des Albani-Psalters, bewundern. Am Dienstagabend wurde ein Exemplar des Faksimiles an Bischof Norbert Trelle überreicht.

Unweit von London, in der Abtei St. Albans, entstand um 1125 der Albani-Psalter, eine der bedeutendsten und schönsten Handschriften englischer Buchmalerei. Über Umwege gelangte das Buch in den Besitz der Hildesheimer Gemeinde St. Godehard. In zweijähriger Zusammenarbeit zwischen der Dombibliothek und dem Verlag Müller und Schindler in Simbach am Inn entstand nun das Faksimile. 1125 Exemplare wurden gedruckt, der Preis für ein einzelnes Buch beträgt 11.900 Euro.

„Das Faksimile ist der einstweilige Höhepunkt bei der Erschließung des Psalters“, sagte Jochen Bepler, Direktor der Hildesheimer Dombibliothek. Man sehe sich in einer „Bringschuld“ und wollte das prächtige Buch möglichst vielen Menschen zugänglich machen, was durch die technisch und handwerklich perfekte Kopie des Originals nun möglich ist. Bibliotheken in Wolfenbüttel, München, Fulda und Zürich haben die Reproduktion bereits in ihrem Bestand.

„Ein Faksimile soll den Geist und die Anmutung des Originals erfassen und wiedergeben“, betonte Isolde Bacher vom Verlag Müller und Schindler. Die Arbeitsschritte dafür waren umfangreich und langwierig. Die Handschrift musste in ihre Einzelblätter zerlegt werden, um diese mit einer Spezialkamera abzulichten. Die Einbindung war ohnehin erst 1939 erneuert entstanden, der Originaldeckel war im Laufe der Zeit verloren gegangen.

Im Reproduktionsprozess mussten die Bilder, der Psalter enthält 46 Miniaturseiten, in die Grundfarben gelb, magenta und cyan zerlegt werden. Gold und Silber lassen sich nicht ablichten und mussten aufwändig per Hand kopiert werden. Um eine Seite perfekt zu kopieren, sind in der Regel fünf bis zehn Andrucke notwendig, immer wieder werden die Farbwerte verglichen und geändert. Ein Densitometer zur Messung der Farbdichte unterstützt das Auge des Druckers, das für diese Arbeit einer besonderen Schulung bedarf. Die so erstellten Seiten wurden anschließend jede in einer eigenen Stanzform zugeschnitten, um so vorhandene Ausrisse und Schäden zu kopieren.

Das „bibliothekarische und verlegerische Abenteuer“ der Reproduktion des Albani-Psalters habe zu einem erfolgreichen Ergebnis geführt, freute sich Bepler. Der betriebene Aufwand habe sich voll ausgezahlt, schließlich sei die bedeutende Handschrift „älter und schöner als das Evangeliar Heinrichs des Löwen“.