Schrei nach Frieden

Bistum Hildesheim startet Kreuzwoche 2013 in Bergen-Belsen

Mit einer Sühnewallfahrt und einer heiligen Messe auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Bergen-Belsen hat gestern die „Kreuzwoche 2013“ des Bistums Hildesheim begonnen.

Im Rahmen der Messe weihte Weihbischof Dr. Nikolaus Schwerdtfeger das neue Hochkreuz am Rande des Geländes „als Zeichen der Hoffnung über den Tod hinaus“. Das alte Kreuz war im Laufe der Jahre morsch geworden. „Es ist gut und notwendig, dass wir an diesem Ort jedes Jahr in der Kreuzwoche all der Menschen gedenken, die hier einmal so unvorstellbar gepeinigt wurden“, so der Weihbischof in seiner Predigt. Bergen-Belsen ist seit 1945 ein internationaler Erinnerungsort. Mahnmale aus der Nachkriegszeit erinnern an die mehr als 70 000 Menschen, die hier zwischen 1941 und 1945 umkamen. Bergen-Belsen sei „ein lauter Schrei des Friedens: Und wie nötig das auch heute ist, braucht man kaum zu betonen“, so Schwerdtfeger im Hinblick auf den Bürgerkrieg in Syrien. „Ich bin dankbar, dass Menschen an vielen Orten der Welt und junge Leute auch ganz in unserer Nähe, in Bergen nämlich, besonders für den Frieden in Syrien gebetet haben.“

Unter den etwa 100 Pilgern waren in diesem Jahr besonders viele Jugendliche. Ein Teil von ihnen hatte in der vergangenen Woche an einer deutsch-polnischen Jugendbegegnung teilgenommen, deren Höhepunkt die Wallfahrt nach Bergen-Belsen war. Am Abend zuvor hatten die rund 40 Jugendlichen eine liturgische Nacht in der Sühnekirche in Bergen gefeiert, mit dabei waren 22 Jugendliche einer deutsch-polnischen Jugendbegegnung, zu der das Bistum Hildesheim eingeladen hatte. Am Morgen waren sie dann gemeinsam die acht Kilometer zum Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers gelaufen: singend, betend und auch schweigend.

Die Tage der Begegnung und die liturgische Nacht waren für den 17-jährigen Michal aus Polen etwas Besonderes. „Ich habe an der Begegnung teilgenommen, um gleichaltrige Deutsche zu treffen, und mich mit ihnen auszutauschen. Aber natürlich wollte ich auch etwas für die Völkerverständigung tun“, sagte Michal. „Ich war schon öfter in Bergen-Belsen“, erzählt Jakob aus Bad Gandersheim. „Aber dieses Beten und Gehen hat bewirkt, dass ich hier ganz anders angekommen bin als sonst. Das ist schon überwältigend.“ Und der 16-jährige Niklas ergänzt: „Es ist schockierend. Aber auch schön zu sehen, wie hier der Toten gedacht wird.“

Die Wallfahrt war für die jungen Erwachsenen aus Polen und dem Bistum Hildesheim bereits der zweite Besuch in Bergen-Belsen innerhalb einer Woche. Bereits vergangenen Donnerstag hatten sie das Dokumentationszentrum besucht – und ihre Erfahrungen dann künstlerisch in Foto-, Schreib- und Skulpturenworkshops verarbeitet. Dem Diözesanjugendseelsorger des Bistums Hildesheim, Pfarrer Martin Wilk, ist dies sehr wichtig: „Wir haben eine besondere Verantwortung für die Vergangenheit. Wir wollen den jungen Leuten mit dieser Begegnungswoche die Chance geben, sich damit auseinanderzusetzen, damit sie für die Zukunft lernen. Und wir wollen ihnen einen internationalen Austausch ermöglichen: zu erfahren wie andere leben, denken und glauben.“

Am Freitag, 13. September, wird die Kreuzwoche in Ottbergen mit einer Lichterprozession von der Pfarrkirche zum Kreuzberg fortgesetzt. Beginn ist um 20 Uhr. Am Samstag, 14. September, wird um 9.30 Uhr auf dem Berg ein Hochamt gefeiert, um 14 Uhr findet dort ein Kreuzweg statt. Die Kreuzreliquie wird dann am Sonntag, 15. September, um 14 Uhr von der Klosterkirche Ottbergen zum Kreuzberg übertragen. Dort feiert Weihbischof Heinz-Günter Bongartz ein Pontifikalamt. In Hildesheim feiert das Bistum die Kreuzwoche mit einem Hochamt zum Patrozinium der Kirche Heilig Kreuz. Der Gottesdienst am Samstag, 14. September, beginnt um 18 Uhr.