Schuldenberg wird kaum kleiner

Hildesheimer Diözesandirektor der Päpstlichen Missionswerke kritisiert unzureichende Entschuldung Boliviens

Hildesheim (bph) Der aktuelle Schuldenerlass für Bolivien nützt diesem südamerikanischen Land nur wenig. Darauf wies Dietmar Müßig, Diözesandirektor der Päpstlichen Missionswerke im Bistum Hildesheim, am Freitag hin. Bolivien ist Partnerland des Bistums Hildesheim.

Zu jenen Ländern, die vom aktuellen Schuldenerlass der G7-Länder profitieren sollen, gehört auch Bolivien. Allerdings wird diesem Schuldner nur ein Viertel der gegenwärtigen fast fünf Milliarden US-Dollar Auslandsschulden erlassen, wie Müßig in einer Stellungnahme schreibt. Denn erlassen werden nach seiner Auskunft zu 100 Prozent nur jene Schulden, die beim IWF, der Weltbanktochter IDA oder der Afrikanischen Entwicklungsbank gemacht wurden. Jene hohen Schulden, die Bolivien bei der Interamerikanischen Entwicklungsbank hat, bleiben dagegen unberücksichtigt.

Noch verheerender falle das Ergebnis aus, wenn man sich den neuen Schuldenerlass hinsichtlich seiner Auswirkungen auf den Schuldendienst ansieht, so Müßig. Dieser reduziert sich für Bolivien nämlich nur um 16 Prozent. Das hängt damit zusammen, dass die nun erlassenen Kredite bei der Weltbanktochter IDA und dem IWF lange Laufzeiten und vergleichsweise niedrige Zinssätze hatten. Die nicht erlassenen Verbindlichkeiten Boliviens gegenüber der Interamerikanischen Entwicklungsbank und der Regionalbank CAF (Corporación Andina de Fomento) dagegen wurden zu Marktkonditionen eingegangen, das heißt Zinslast und Tilgungssumme sind in diesem Fall wesentlich höher. Damit wird Boliviens Schuldendienst zu Müßigs Bedauern nach dem Schuldenerlass nur unwesentlich niedriger sein als zuvor.

Was den Schuldenerlass nach Ansicht Müßigs aber völlig "zur Farce" macht ist die Tatsache, dass für alle betroffenen Länder die Entwicklungshilfegelder in derselben Höhe gekürzt, wie Schulden erlassen werden. Damit stehe diesen Staaten trotz des Schuldenerlasses nicht mehr Geld zur Verfügung, beklagt der Diözesandirektor.