Sechs Jahrzehnte guter Rat

Ehe-, Familien- und Lebensberatung (EFL) im Bistum Hildesheim feiert 60. Geburtstag

Hildesheim/Hannover (bph) Manchmal müssen eben Profis ran, auch beim Ratgeben. Wenn das Gespräch von Mensch zu Mensch nicht mehr reicht, sind die Mitarbeiter der Ehe-, Familien- und Lebensberatung (EFL) gefragt. Am Samstag, 30. Oktober, feiert die EFL im Bistum Hildesheim ihren 60. Geburtstag um 14 Uhr mit einem Gottesdienst in der Basilika St. Clemens in Hannover und einem anschließenden Empfang. Bischof Norbert Trelle hat sich dazu angesagt. Bis zum Freitag zeigt zudem eine kleine Ausstellung im Bischöflichen Generalvikariat Hildesheim die Anfänge der EFL im Bistum.

Früher war die Familie noch heil? Von wegen! Berichte von Priestern aus den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts zeigen, wie sehr Männer, Frauen und Kinder unter den Nachkriegsverhältnissen litten. Viele Männer waren gefallen oder kamen erst spät aus der Gefangenschaft nach Hause. Dort trafen sie oft auf eine Ehefrau, die jahrelang ihr Schicksal allein gemeistert oder inzwischen einen neuen Partner gefunden hatte. Konflikte waren vorprogrammiert und so versuchten die Pfarrgemeinden schon sehr früh, Eheberatung anzubieten. Doch das reichte manchmal nicht: „Es wird immer Beratungen geben, in denen die Mitwirkung des erfahrenen Arztes, Psychologen oder Juristen notwendig ist“, schrieb 1950 der damalige Propst Ludwig in Hannover an seine Mitbrüder – die Geburtsstunde der EFL im Bistum Hildesheim.

Einer ersten Beratungsstelle in der Landeshauptstadt folgte bald eine zweite in Braunschweig. Heute ist die EFL an 16 Standorten im Bistum vertreten. Zwölf fest angestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und 45 Honorarkräfte haben dort im vergangenen Jahr fast genau 23.000 Beratungsgespräche zu rund 3.600 Beratungsfällen geführt. Durchschnittlich acht bis zwölf Gespräche gibt es pro Fall, erklärt Annette Karr-Schnieders, Leiterin der EFL im Bistum Hildesheim. Jeweils etwa 10.000 Gespräche entfielen auf Einzel- und Paargespräche, der Rest auf Beratungen in der Familie, in der Gruppe oder am Telefon. Ein kleiner Teil, der aber immer wichtiger wird, ist die Online-Beratung. „Früher kamen fast nur Frauen zu uns“, weiß Karr-Schnieders aus Erfahrung. Doch inzwischen melden sich immer mehr Männer und bitten um ein Gespräch. Da die Nachfrage nach Beratung steigt, aber die EFL aus finanziellen Gründen nicht mehr Gespräche anbieten kann, müssen die Ratsuchenden oft wochenlange Wartezeiten in Kauf nehmen. Bekommen sie dann aber einen Termin, können sie auf kompetente Gesprächspartner hoffen, die in der Regel aus psychologischen oder pädagogischen Berufen kommen und sich zum Berater weiter gebildet haben. „Wir haben uns einen guten Ruf erworben und sind anerkannt“, freut sich Annette Karr-Schnieders.

Das dürfte sich auch am Samstag zeigen, wenn die EFL ihren runden Geburtstag mit vielen Gästen in Hannover feiern will. Nach dem Gottesdienst um 14 Uhr in der Clemenskirche ist im Clemenshaus, Leibnitz-Ufer 17b, ein Empfang geplant, bei dem Regens Dr. Christian Hennecke zum Thema „Über sich hinaus wachsen – vom Ort der Ehe-, Familien- und Lebensberatung in einer Kirche der Zukunft“ spricht.

Die Ausstellung zur Geschichte der EFL ist bis zum Freitag im ersten Obergeschoß des Bischöflichen Generalvikariats Hildesheim, Domhof 18-21, während der üblichen Arbeitszeiten öffentlich zugänglich. Am Samstag wird sie dann für einen Tag im Clemenshaus Hannover aufgebaut.