Sichtbare Form der Ökumene

Bistum und Kirchengemeinde St. Michaelis unterzeichnen Leihvertrag für die Christussäule

Hildesheim (bph) Die Basis der Christussäule aus dem Hildesheimer Dom steht schon in der St. Michaeliskirche. Der Rest des Kunstwerks kann nächsten Mittwoch folgen – nun auch rechtlich abgesichert. Am Freitagmorgen unterzeichneten das Bistum Hildesheim und die evangelische Kirchengemeinde St. Michaelis im Bischöflichen Generalvikariat den Leihvertrag für die Christussäule, die bis zum Abschluss der Domsanierung in der evangelischen Kirche stehen soll.

Wenn sich der luftgefederte Spezialtransporter der Firma Hasenkamp am 30. September vom Dom in Richtung Michaelishügel auf den Weg macht, dann transportiert er rechtlich betrachtet einen Versicherungswert von fünf Millionen Euro. Für diese Summe haben die beiden Vertragsparteien das unersetzliche mittelalterliche Kunstwerk versichert, wohl wissend, dass man den Wert der Christussäule mit Geld nicht aufwiegen kann. „Sollte die Säule in St. Michaelis beschädigt werden, reichen fünf Millionen Euro für die Reparatur. Bei Totalverlust hilft aber auch diese Summe nicht“, sagte Landessuperintendent Eckhard Gorka bei der Vertragsunterzeichnung am Freitag. Damit es gar nicht erst so weit kommt wird die Christussäule an ihrem neuen Standort mit Kameras überwacht.

Ausgeliehen wird die Säule bis zum Abschluss der Sanierungsarbeiten am Hildesheimer Dom. Der Leihvertrag nennt dafür den 31. Dezember 2013 als Termin. Die Ausleihzeit kann maximal um sechs Monate verlängert werden. Weiterhin regelt der Vertrag, dass die evangelische Seite die Kosten für den Transport der Säule vom Dom zu St. Michaelis trägt, die allerdings von der Stadt Hildesheim übernommen werden. Beim Rücktransport wollen sich beide Seiten die Kosten teilen.

Für Weihbischof Hans-Georg Koitz als Hausherrn des Doms ist die Ausleihe der Christussäule „eine besonders sichtbare Form der Ökumene.“ Gott sei Dank werde die Zusammenarbeit zwischen den Konfessionen und Kirchen in Hildesheim groß geschrieben, sagte der Weihbischof bei der Vertragsunterzeichnung und wünschte dem ganzen Unternehmen Gottes Segen. Landessuperintendent Gorka und Pastor Dirk Woltmann von der evangelischen Kirchengemeinde bedankten sich beim Bistum für das Entgegenkommen. Woltmann erhofft sich mit der Christussäule einen „neuen geistlichen Schwerpunkt“ für die Simultankirche St. Michaelis, deren Krypta bekanntlich katholisch ist.

Die Christussäule wird am kommenden Mittwoch, 30. September, im Rahmen eines feierlichen Festaktes vom katholischen Dom zur evangelischen Michaeliskirche gebracht. Nach der liturgischen Verabschiedung im Dom um 10 Uhr setzt sich der Spezialtransporter in Bewegung. Gegen 12 Uhr wird die Säule vor der Michaeliskirche erwartet, wo Grußworte gesprochen werden. Danach wird die Säule im südlichen Querschiff des Ostchores von St. Michaelis aufgebaut, begleitet von einem bunten Rahmenprogramm.

Der Heilige Bischof Bernward hat die Christussäule um 1020 für seine Kirchengründung St. Michaelis in Auftrag gegeben. Dort stand die Säule auch bis zum 18. Jahrhundert. 1544 wurden Kapitell und Kruzifix zerstört und eingeschmolzen. Um den Rest der Säule vor der Zerstörung zu retten, sorgten Bürger dafür, dass das mittelalterliche Meisterwerk 1810 auf dem Domhof aufgestellt wurde. 1874 goss man ein neues Kapitell und am 15. Januar 1895 kam es zur Umsetzung der Säule in den Dom, wo sie bisher im südlichen Querschiff stand.