Stabwechsel bei der Priesterausbildung

Dr. Walter Kalesse wird als Regens des Priesterseminars verabschiedet

Hildesheim (bph) Die Übertragung des Amtes an seinen Nachfolger war bereits zum 1. Juli erfolgt, am Donnerstagvormittag wurde Dr. Walter Kalesse in Hildesheim nun offiziell als Regens des dortigen Priesterseminars verabschiedet. Die Priesterausbildung im Bistum liegt künftig in den Händen von Dr. Christian Hennecke.

Aus Altersgründen hatte der 72-jährige Kalesse den Hildesheimer Bischof Norbert Trelle um die Entpflichtung von seiner Aufgabe gebeten. Fast 14 Jahre lang hat er die Priesteramtskandidaten bei ihrem Werdegang vom Studenten zum Priester begleitet. Und selbst nach der Weihe war der Regens noch für seine Jungpriester da und organisierte die Weiterbildung für Kapläne. Vielen Kunstschaffenden ist er auch durch den „Aschermittwoch der Künstler“ bekannt, den er seit Jahren mit organisiert und gestaltet.

Bischof Trelle bescheinigte dem aus dem Amt Scheidenden „intellektuelle Beweglichkeit und geistigen Tiefgang“. Er habe immer den einzelnen Priesteramtskandidaten im Blick gehabt und viel Zeit für seine Studenten aufgebracht. Pater Philipp Görtz, Subregens am Priesterseminar der theologischen Hochschule Sankt Georgen bei Frankfurt/Main, hob die Herzlichkeit und den „hintergründigen Humor“ des ehemaligen Regens hervor und lobte dessen aus „Fordern und Fördern, Zumuten und Zutrauen“ bestehende Begleitung.

Kalesse selber blickte in seiner Rede auf Jahre mit „viel Dynamik, Bewegung und Veränderung“ zurück. Seit er am 1. Oktober 1992 das Amt vom heutigen Weihbischof Hans-Georg Koitz übernahm, gingen die Studentenzahlen von insgesamt 50 auf etwa 15 zurück. Außerdem werden die Biographien der angehenden Priester immer individueller. Viele haben schon einen ersten Beruf oder sogar ein Erststudium absolviert. Manchmal liegt eine ganze Generationen zwischen dem ältesten und jüngsten Priesteramtskandidaten.

Auch als Ruhestandsgeistlicher wird Kalesse dem Bistum noch nach Kräften dienen. Seit neun Jahren hilft er in der Seelsorgeeinheit Giesen/Ahrbergen aus und wird das auch weiterhin tun. Außerdem feiert er gelegentlich die Messe bei den Vinzentinerinnen. „Als Priester hat man den schönsten Ruhestand, da man noch so viel arbeiten kann, wie man gerne möchte“, freut sich Kalesse.

Sein Nachfolger Dr. Christian Hennecke hat zum 1. Juli mit einer halben Stelle die Leitung des Priesterseminars übernommen, mit seiner restlichen Arbeitszeit leitet er den Fachbereich Verkündigung am Bischöflichen Generalvikariat. Bis zum 30. November wird er auch noch als Pfarrer der Hildesheimer Pfarreien Liebfrauen, St. Georg und St. Joseph im Einsatz sein.

Dr. Walter Kalesse wurde am 21. März 1934 in Kattowitz geboren. Er flüchtete 1945 mit seinen Eltern in den Westen und machte 1954 das Abitur in Duderstadt. Ein Semester studierte er danach Theologie in St. Georgen bei Frankfurt, weitere sieben Jahre an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. Nach der Priesterweihe im Oktober 1960 in Rom und dem Lizenziat 1961 wurde der Jungpriester Kaplan in Braunschweig und Wolfsburg. 1965 beurlaubte man ihn zum Weiterstudium in Bonn, wo er promovierte. 1974 kam Kalesse als Referent für theologische Erwachsenenbildung und geistlicher Rektor an das Niels-Stensen-Haus Worphausen. Danach war der Seelsorger Pfarrer in Wolfsburg und Referent im Bischöflichen Generalvikariat, bevor er an das Priesterseminar wechselte.

Dr. Christian Hennecke wurde am 18. April 1961 in Göttingen geboren und wuchs in der Pfarrei Maria Frieden auf. Nach dem Abitur am Göttinger Max-Planck-Gymnasium 1980 studierte er Theologie in Münster und wechselte 1982 zum Studium nach Rom. Dort wurde er im März 1985 von Bischof Dr. Josef Homeyer zum Diakon geweiht. Bis 1986 absolvierte Hennecke danach sein Diakonatspraktikum im Dekanat Bremen-Nord. Zurück in Rom wurde er am 10. Oktober vom damaligen Freiburger Erzbischof Dr. Oskar Saier zum Priester geweiht. In der Ewigen Stadt folgte das Weiterstudium zum Lizentiat, das Hennecke 1989 mit einer Arbeit über Dietrich Bonhoeffer abschloss. Als Kaplan kam er 1989 nach Garbsen in die Gemeinden St. Raphael und Corpus Christi. 1992 bis 1995 widmete sich Hennecke dann wieder der Wissenschaft und schrieb eine moraltheologische Doktorarbeit, wiederum über den evangelischen Theologen unter dem Titel „Die Wirklichkeit der Welt erhellen. Ein ökumenisches Gespräch mit Dietrich Bonhoeffer über die ekklesiologischen Grundlagen der Moralverkündigung“. Seine erste Pfarrstelle trat Dr. Christian Hennecke 1995 in Achim an und wechselte dann 2002 in die Pfarreien Liebfrauen und St. Georg in Hildesheim. Seit 2005 ist er auch Pfarrer der Pfarrei St. Joseph.