Steinernes Gedenken

Ein neues Buch beleuchtet das Grabmal des Bruno im Kreuzgang des Hildesheimer Doms

Hildesheim (bph) Wer den ruhigen Kreuzgang hinter der Apsis des Hildesheimer Doms besucht, kommt an dem Domherrn Bruno kaum vorbei. Sein bemerkenswertes Grabmal ist schwer zu übersehen. Doch wer war dieser Mann, der um das Jahr 1200 lebte, und was hat es mit seiner Grabplatte auf sich? Ein neues Buch gibt Aufschluss. Unter dem Titel „Das Brunograbmal im Dom zu Hildesheim. Kunst und Geschichte einer romanischen Skulptur“ ist es jetzt im Verlag Schnell + Steiner erschienen.

Domherr Bruno muss eine beeindruckende Persönlichkeit gewesen sein. Als „fürtreflich“ und „gotselig“ bezeichnete ihn ein früherer Bistumshistoriker. 1179 oder 1180 wurde Bruno zum Priester geweiht und verwaltete unter Bischof Adelog die Güter des Domkapitels. Zeitlebens tat er viel für die Ausstattung des Doms. Gestorben ist Bruno vermutlich am 17. Dezember 1200.

Sein Grabmal steht heute an der südlichen Außenwand des Hildesheimer Domchors. Bekannt ist es vor allem durch erzählfreudige Reliefs und aufschlussreiche Inschriften, die der Autor Christian Schuffels in dem neuen Buch erstmals sowohl kunstgeschichtlich wie auch historisch eingehend erläutert. Dargestellt sind auf der Grabplatte unter anderem die Aufbahrung des Verstorbenen und die Auffahrt seiner Seele zu Christus als dem Weltenrichter. Detailreich wurden zudem die Trauernden aufgearbeitet, darunter Arme und Bettler in ungewöhnlicher Nähe zum Toten. Der Steinbildhauer hat damit vor allem die Themen der Caritas, also der Sorge um den Mitmenschen, und das mittelalterliche Thema der „Memoria“, der Erinnerung an die Verstorbenen, ins Bild gesetzt. So fand dieses Monument bis weit in die Neuzeit hinein große Beachtung. Noch heute wirft es ein helles Licht auf den Domherrn Bruno als gebildetes und geachtetes Mitglied des berühmten Hildesheimer Kathedralkapitels im hochmittelalterlichen Deutschen Reich.

Autor Schuffels beschreibt in seinem Buch zunächst kurz das Leben des Bruno, soweit man davon weiß, und widmet sich dann ausführlich seinem Grabmal. Ausführlich beschreibt und analysiert er dessen Bildprogramm samt Inschriften und vergleicht sie mit den Grabmälern anderer Kleriker des hohen Mittelalters. Somit ist Schuffels Buch ein wichtiger Beitrag zur Verfassungsgeschichte des Hildesheimer Domkapitels im zwölften Jahrhundert auf der Grundlage neu erschlossener Quellen.

Das Buch ist mit Unterstützung der Bernward Mediengesellschaft im Verlag Schnell + Steiner erschienen und bildet den vierten Band der Reihe „Quellen und Studien zur Geschichte und Kunst im Bistum Hildesheim“, herausgegeben vom Direktor des Dom-Museums, Prof. Dr. Michael Brandt und Dr. Thomas Scharf-Wrede, dem Direktor des Bistumsarchivs, im Auftrag des Vereins für Geschichte und Kunst im Bistum Hildesheim.

Information:
Christian Schuffels: Das Brunograbmal im Dom zu Hildesheim. Kunst und Geschichte einer romanischen Skulptur,
Verlag Schnell + Steiner in Verbindung mit der Bernward Mediengesellschaft,
gebunden, 160 Seiten mit zahlreichen Farbabbildungen,
ISBN 978-3-7954-2255-4, 49,95 Euro