Tiefenbohrungen des Glaubens

Bischof Norbert Trelle fordert Religionsfreiheit für alle Menschen

Hildesheim (bph) Frieden kann es nur geben, wenn die Religionsfreiheit für alle Menschen garantiert ist, sagte Bischof Norbert Trelle am Donnerstagmorgen beim 27. Friedensgottesdienst in der Hildesheimer Basilika St. Godehard. Er stand unter dem Motto „Religionsfreiheit – der Weg zum Frieden“ und führte rund 500 Soldatinnen und Soldaten, Mitarbeiter von Polizei und Bundespolizei sowie Zivilangestellte nach Hildesheim.

Der Bischof erinnerte im Gottesdienst an die Christen, die in den vergangenen Monaten im Irak und in Ägypten wegen ihres Glaubens getötet wurden. Religiöse Konflikte sind nach Trelles Überzeugung eine Verirrung des Menschen. „Fundamentalismus hat nichts mit Religion zu tun sondern ist ein Missbrauch von Religion“, sagte das Hildesheimer Bistumsoberhaupt vor den Soldaten, Polizisten und Zivilangestellten der Streitkräfte. Wer seine religiöse Überzeugung mit Gewalt und Terror verbinde, dem fehle die „Tiefenbohrung des Glaubens“. Denn wer nur tief genug in den Glauben eindringe, der müsse spüren, dass letztlich alle Menschen vereint sind in der Sehnsucht nach Gott.

Einen gerechten Frieden kann es nur geben, wenn alle Menschen ihre Religion frei selbst wählen dürfen. Das gilt nach Trelles Worten nicht nur für Christen. Somit ist Religionsfreiheit nach einem Wort von Rosa Luxemburg „immer die Freiheit der anderen.“

Ausdrücklich zollte der Bischof all jenen Respekt, die sich in Afghanistan oder anderswo auf der Welt für einen gerechten Frieden einsetzen und den Frieden notfalls auch mit der Waffe sichern. Diesen Soldaten, auch den Gefallenen und den Opfern des Terrors gelte sein Gebet. Begleitet wurde der Gottesdienst vom Heeresmusikkorps 1.

Nach dem Gottesdienst vertiefte der Bischof seine Überlegungen bei einem Treffen mit Vertretern von Bundeswehr, Polizei und Bundespolizei im Bischöflichen Generalvikariat. Zur Religionsfreiheit gehöre demnach auch das Recht, diese Religion öffentlich zeigen und leben zu dürfen, führte Trelle aus. Da Religion nicht nur eine Privatsache sei, sondern auch eine öffentliche Angelegenheit, müsse sie sich aber der kritischen Öffentlichkeit stellen.

Der Friedensgottesdienst in Hildesheim wurde in diesem Jahr zum 27-mal gefeiert. Er steht in Bezug zum jährlichen Weltfriedenstag der katholischen Kirche am 1. Januar. Zu diesem Friedensgottesdienst hatte der Leitende Militärdekan des Katholischen Militärdekanates Erfurt, Monsignore Hartmut Gremler, der auch für Niedersachsen zuständig ist, eingeladen.