Über den Menschen lernen

Dr. Christian Wirz wird neuer Offizial im Bistum Hildesheim

Pfarrer Dr. Christian Wirz (39) wird zum 1. März neuer Offizial im Bistum Hildesheim und damit als oberster Richter der Diözese ständiger Vertreter des Bischofs . Dazu hat ihn Bischof Norbert Trelle ernannt. Wirz löst Prof. Dr. Hermann Barrois (68) ab, der in Ruhestand geht. Wirz ist derzeit Pfarrer der Pfarrgemeinde St. Joseph in Gronau/Leine und wird diese Aufgabe auch beibehalten. Zur Einführung von Christian Wirz und Verabschiedung von Prof. Hermann Barrois feiert Bischof Norbert Trelle am Dienstag, 12. März, um 11 Uhr eine Messe in der Pfarrkirche Heilig Kreuz in Hildesheim mit anschließendem Empfang in der Dombibliothek.

 

 

Sie arbeiten meist im Stillen, die Offizialate katholischer Diözesen überall auf der Welt. Das ist auch gut so, denn was sie zu verhandeln haben, sind oft heikle persönliche Angelegenheiten: Mehr als 90 Prozent der Fälle, die er bald als Offizial zu entscheiden habe, dürften Ehenichtigkeitsverfahren sein, schätzt Wirz. Offiziell wird der neue Offizial als oberster Richter des Bistums zwar für die ganze Bandbreite kirchlicher Streit- und Strafverfahren zuständig sein und zuweilen auch für Fälle von Heiligsprechungsverfahren, Ordensaustritten oder Laisierungen eines ehemaligen Priesters. Aber die sind doch eher selten im Bistum Hildesheim.

Bleibt also die Rechtsprechung in Eheverfahren: Anträge auf Ehenichtigkeitserklärungen oder Eheauflösungen. Als „Scheidung auf katholisch“ werden solche Verfahren immer wieder missverstanden. Wirz widerspricht energisch und bezieht sich dabei auf ein Wort Jesu: „Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen“. Folglich darf das auch kein Offizial – aber er kann prüfen, ob eine Ehe überhaupt im katholischen Sinne gültig geschlossen wurde. Hat einer der Partner vor der Hochzeit durchblicken lassen, dass er es mit der Treue nicht so genau nehmen will oder keine Kinder möchte, dann kann das ein Grund sein, die Ehe für nichtig zu erklären. Gleiches gilt, wenn psychische Erkrankungen vorlagen oder einer der Partner zur Ehe gezwungen wurde.

Rund zehn Fälle aus dem Bistum bearbeitet das Offizialat in Hildesheim pro Jahr in erster Instanz. Hinzu kommen rund 40 Fälle aus dem Erzbistum Hamburg und dem Bistum Osnabrück, die das Hildesheimer Offizialat in zweiter Instanz überprüft. Dies bedeutet: Zeugen verhören, Erkundigungen einziehen und Gutachten anfertigen. In jeder Instanz entscheiden drei Richter, denen der jeweilige Offizial vorsitzt. Seit 1. Mai 2012 ist Wirz bereits Richter am Hildesheimer Offizialat und konnte daher schon einiges an Erfahrung sammeln.

Recht und Barmherzigkeit

Eine schwere Aufgabe, die nun noch verantwortungsvoller wird, das weiß Wirz natürlich. Hinter vielen Eheverfahren stehen menschliche Tragödien. Wie sieht der neue Offizial das Verhältnis von Recht zu Barmherzigkeit? Letztlich könne beides nur Gott miteinander versöhnen, glaubt Wirz. Als Kirchenrichter müsse er natürlich das Kirchenrecht korrekt anwenden, stellt der Priester klar. „Ich muss mich nach Beweisen richten“. Und dennoch will er die Ermessensspielräume nutzen, die das Kirchenrecht ihm lässt.

Dr. Christian Wirz wurde am 27. November 1973 in Goslar geboren und hat dort 1993 am Christian-von-Dohm-Gymnasium Abitur gemacht. Theologie studierte er von 1993 bis 1995 bei den Jesuiten in St. Georgen in Frankfurt am Main, danach bis 1998 an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. Nach der Diakonenweihe am 12. Dezember 1998 und dem anschließenden Pastoraljahr in St. Oliver in Laatzen kehrte er nach Rom zurück und legte dort 2001 sein Lizentiat in Fundamentaltheologie ab. Am 10. Oktober 2000 weihte ihn der Limburger Bischof Dr. Franz Kamphaus in Rom zum Priester.

Wirz blieb danach an der Gregoriana und promovierte bei dem Benediktinerpater Elmar Salmann, bevor er 2003 seine erste Kaplanstelle im Bistum Hildesheim in St. Marien, Salzgitter-Bad, antrat. 2004 wechselte er als Kaplan nach Stade in die Gemeinde Heilig Geist und übernahm 2007 die Pfarrstelle in St. Joseph in Gronau/Leine. Auf Bitten der Bistumsleitung absolvierte der junge Pfarrer zusätzlich von 2009 bis 2012 ein Lizentiatsstudium des Kirchenrechts an der Universität in Münster, das ihn auf seine neue, verantwortungsvolle Aufgabe vorbereitete.

Viel Freizeit wird dem jungen Priester mit der doppelten Aufgabe als Offizial und Pfarrer nicht bleiben. Gelegentlich gönnt er sich einen Konzert- oder Opernbesuch. Am liebsten aber gehe er ins Kino, verrät Wirz. Vor allem psychologische Filme, bei denen man etwas über den Menschen lernen kann, haben es ihm angetan. Seinen Urlaub verbringt der Priester regelmäßig im Libanon, wo er im Rahmen eines Projekts des Malteserordens behinderte einheimische Jugendliche betreut – das Menschliche in all seinen Facetten ist wohl das Thema des Christian Wirz.

Bischöflicher Dank an den scheidenden Offizial

In einem Brief hat Bischof Norbert Trelle dem scheidenden Offizial Prof. Dr. Hermann Barrois für dessen Dienste gedankt. 28 Jahr lang wirkte Barrois als Dozent am Bischöflichen Priesterseminar, vor zwölf Jahren wurde er zum Offizial des Diözesangerichts ernannt. „Ich danke Ihnen von Herzen für Ihre Art und Weise, wie Sie ihre vielfältigen Verpflichtungen klug, umsichtig und diskret wahrgenommen haben“, schreibt Bischof Trelle. „Sie sind den oft schwierigen Rechtsangelegenheiten stets in gewissenhafter Treue gegenüber dem kirchlichen Recht nachgekommen“, heißt es weiter. „Dabei sind Sie zugleich rücksichtsvoll und einfühlsam in der Begegnung mit den Menschen gewesen, die um Ihren Rechtsbeistand gebeten haben.“ Diesen Menschen, die sich oft in einer schwierigen persönlichen Lebenssituation befanden, habe sich Barrois auch als Seelsorger zugewandt, lobt der Bischof den scheidenden Offizial.