Über die Augen zum Herzen

Bischof Norbert Trelle würdigt die Versetzung der Bernwardtür ins Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim

Hildesheim (bph) Der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle hat am Donnerstagabend eine Feierstunde an den Bernwardtüren, die ins Roemer- und Pelizaeus-Museum versetzt wurden, genutzt, um der Direktorin des Museums, Dr. Katja Lembke, zu danken. „so bleiben die Türflügel für die Besucher unserer Stadt und alle, die immer wieder gern vor der Tür stehen, zugänglich“, sagte Trelle im Museum.

Der Direktorin und allen, die den Transport mit Umsicht vorbereitet haben sowie dem Domkapitel als Leihgeber gelte sein herzlicher Dank, sagte Trelle und verband seinen Dank mit der Hoffnung, „dass die Botschaft der Türen, wie Bernward es wollte, über die Augen der Betrachter deren Herzen erreicht.“ Denn dafür habe er diese Türen gemacht.

Es sei für ihn ein bewegender Moment gewesen, als er kurz nach seiner Ernennung zum Bischof von Hildesheim den Dom durch die Tür betreten durfte, „die mein mittelalterlicher Vorgänger im Bischofsamt, der heilige Bernward, vor fast 1000 Jahren für die Kathedralkirche seines Bistums gestiftet hat“, bekannte der Bischof in seinem Grußwort. Nicht nur durch ihre Größe sondern auch durch die aufwändige Herstellungstechnik sei die Bernwardstür etwas Besonderes. Das Bildprogramm spannt einen Bogen von der Erschaffung des Menschen über den Sündenfall bis zur Geschichte Jesu, die in seiner Auferstehung gipfelt.

Die „ungebrochene Faszinationskraft“ dieser Darstellungen auf der Tür liegt für Trelle nach eigenen Worten nicht nur in ihrer kunstgeschichtlichen Bedeutung und in dem hohen Aufwand begründet, der für ihre Herstellung erforderlich war. „Mich beeindruckt immer wieder das tiefe Wissen um die Natur des Menschen und der Glaube an das ihnen von Gott geschenkte Heil“, so begründete Trelle seine Begeisterung.

Mit einer Höhe von 4,72 Metern, einer Flügelbreite von 1,12 beziehungsweise 1,14 Metern und einem Gewicht von rund 1,85 Tonnen pro Flügel sind die Bernwardtüren eines der größten Ensembles seiner Art. Sie sind in einem Stück gegossen. Einzigartig ist auch die raumgreifende Reliefbildung. Nahezu vollplastisch lösen sich die Figuren vom Oberkörper aufwärts von der Grundfläche.

Vermutlich hat Bernward seine monumentale Tür um das Jahr 1000 für den Dom fertigen lassen. Dem Wortlaut der Stifterinschrift folgend muss sie 1015 vollendet gewesen sein. Den Dombrand von 1046 überstand das Kunstwerk unversehrt. Erst als im zweiten Weltkrieg mit Bombenattacken zu rechnen war, hat man Bernwards Tür aus ihren alten Angeln geschlagen und in Sicherheit gebracht. Im wiederaufgebauten Dom wurde sie dann 1960 mitsamt dem Gewände der Hezilozeit an die Westfront der Vorhalle versetzt. Im Zuge der Domsanierung wird die Bernwardtür in das Innere des Domes versetzt und gedreht, so dass sich das Bildprogramm dem Eintretenden zeigt, wie es der Stifter ursprünglich geplant hatte.

Wegen der anstehenden Sanierung wurde die monumentale Tür in den vergangenen Tagen in das Roemer- und Pelizaeus-Museum versetzt. Seit dem heutigen Freitag kann sie während der normalen Öffnungszeiten besichtigt werden.