Umwelt als gesellschaftliches Thema

Hildesheimer Generalvikar diskutierte beim Katholikentag über Schöpfungsverantwortung

Hildesheim/Mannheim (bph) Was haben atomare Endlager, der Klimawandel und eine Hähnchenschlachtanlage gemeinsam? Sie werfen Fragen auf an unseren Umgang mit Gottes Schöpfung. Umweltpolitik im Bistum Hildesheim ist daher mehr als das Aufstellen von Nistkästen und das Dämmen von Fenstern. Die Bistumsleitung versucht vielmehr, „ein gesellschaftspolitisches Signal zur Bewusstseinsbildung“ zu geben, wie der Hildesheimer Generalvikar Dr. Werner Schreer am Samstagnachmittag, 19. Mai, auf dem Katholikentag in Mannheim sagte. Die Podiumsdiskussion im Museum Weltkulturen der Reiss-Engelhorn-Museen stand unter dem Titel „Kirchliche Schöpfungsverantwortung konkret.“

Auf dem Gebiet des Bistums Hildesheim liegen drei potentielle atomare Endlager. Hähnchenschlachtanlagen stehen für die Industrialisierung der Landwirtschaft und auch den Klimawandel wird das eher ländlich geprägte Niedersachsen deutlich zu spüren bekommen. Mit dem „Ökumenischen Kreuzweg der Schöpfung“ versucht das Bistum seit einigen Jahren, zumindest ein Zeichen zum Nachdenken zu setzen, führte Schreer in Mannheim aus. Auch das Positionspapier des „Forschungsinstitut für Philosophie Hannover (FIPH)“ zur Frage atomarer Endlagerung, das vor zwei Jahren auf Bitten des Generalvikars entstand, zeugt von dem Wunsch, eine verantwortungsvolle Position zu diesem Problem zu finden. Relativ spät hat sich das Bistum Hildesheim diesen Themen gewidmet, dafür aber dann um so intensiver.

Doch es blieb nicht bei theoretischen Ansätzen: Längst hat das Bistum einen Energieleitfaden für seine Pfarrgemeinden entwickelt und lässt seine Gebäude energetisch analysieren, wie Generalvikar Schreer vor einem sichtlich beeindruckten Publikum weiter ausführte. Schließlich zeugt auch die Bolivienpartnerschaft des Bistums von dem Versuch, dem Klimawandel wenigstens ein klein wenig entgegenzusetzen. In Absprache mit den bolivianischen Bischöfen hat das Bistum den 25. Geburtstag der Partnerschaft in diesem Jahr nämlich unter das Zeichen des Klimawandels gestellt und einen Klimafonds initiiert, mit dessen Hilfe umweltnützliche Projekte in dem südamerikanischen Land unterstützt werden. Und schließlich setzt das Bistum noch ein weiteres Zeichen ganz eigener Art. Alle finanziellen Rücklagen liegen seit Jahren in einem Investmentfonds, der das Geld nach ethischen Kriterien investiert und dennoch gute Rendite abwirft. „Für mich als Generalvikar und Ökonom des Bistums ist das ein gutes Gefühl“, bekannte Schreer.

Mit dem Generalvikar diskutierten in Mannheim unter der Moderation von Beate Eichinger aus Regensburg Dr. Wulf Grimm, Abteilungsleiter Umwelttechnik der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, Benedikt Schalk, Referent für Energie und Umwelt im Erzbistum Freiburg und Karin Vornhülz, Projektleiterin Klimaschutz im Bistum Osnabrück. Die Podiumsdiskussion war von der Arbeitsgemeinschaft der Umweltbeauftragten der deutschen (Erz)Diözesen organisiert worden.

Das Bistum Hildesheim war auf dem Mannheimer Katholikentag mit einem eigenen Stand (VII-19) auf der Bistumsmeile am Alten Messplatz in Mannheim vertreten. Mit Bischof Norbert Trelle, Generalvikar Dr. Werner Schreer und anderen stellte sich die Bistumsleitung der Diskussion zu verschiedenen Themen. Auch der Diözesanrat der Katholiken hatte eine eigene Podiumsdiskussion organisiert. Der 98. Deutsche Katholikentag fand seit Mittwochabend, 16. Mai, in der Quadratestadt Mannheim in Nordbaden statt und ging am heutigen Sonntag, 20. Mai, mit einem großen Abschlussgottesdienst zu Ende. Er stand unter dem Motto „Einen neuen Aufbruch wagen“. Das Zentralkomitee der Deutschen Katholiken (ZdK) und das Erzbistum Freiburg als Veranstalter zählten nach eigenen Angaben mehr als 80.000 Teilnehmer.