Verschlossene Türen öffnen

Bischof Norbert Trelle fordert eine offene Kultur

Hildesheim (bph) Für eine offene Kultur, die Menschen einschließt und nicht ausgrenzt, spricht sich der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle aus. Offene kulturelle Räume müssen alle Menschen teilhaben lassen, die richtigen Maßstäbe wahren und die Herkunft der Menschen respektieren, sagte der Bischof am Freitagabend bei der Veranstaltung „Der Kultur Räume geben – Europa und die Kirchen” in der Hildesheimer St. Michaeliskirche.

Der Begriff der Kultur sei in der letzten Zeit zum Kampfbegriff geworden, bedauerte Trelle. Er diene eher dazu, Menschen auszuschließen, als in die Gesellschaft zu integrieren und stelle damit den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Frage. „Der Ramadan der Muslime gefährdet nicht die christliche Feier des Abendmahls. Das tut nicht der Islam, sondern der verkaufsoffene Sonntag“, brachte es Trelle zugespitzt auf den Punkt. Gemeinsam mit allen religiösen Menschen müssten daher Christen dafür sorgen, dass verschlossene Türen und kulturelle Räume immer wieder aufgeschlossen würden.

Drei Anforderungen stellt der Bischof an solche offenen kulturellen Räume: Sie müssen zum einen offen sein für alle Menschen. „Die Würde der kulturellen Räume entscheidet sich daran, wie die Schwächsten und Bedrängten daran teilhaben“, sagte Trelle. Zum anderen muss eine würdige Kultur die richtigen Maßstäbe für ihre Vermittlung finden. Deutlich sprach sich der Bischof in diesem Zusammenhang gegen eine „medial gesteuerte Billigkultur“ aus. Und schließlich muss eine würdige Kultur auch die Herkunft der Menschen schützen. Verständnis hat der Bischof, wenn Muslime angesichts einer westlichen „Modernisierungswucht“ verunsichert sind. Einladend könne nur „ein Land des geschichtlich-kulturellen Reichtums“ sein, so Trelle wörtlich.

Der Bischof sprach bei der Veranstaltung „Der Kultur Räume geben – Europa und die Kirchen”, zu der die Konrad-Adenauer-Stiftung am Freitagabend und Samstag gemeinsam mit der Hildesheimer Citykirche St. Jakobi und der „European Cultural Foundation“ eingeladen hatte. Die Veranstaltung fand aus Anlass des 1.000jährigen Jubiläums der Hildesheimer St. Michaeliskirche statt. Neben Trelle sprachen unter anderem Dr. Hans-Gert Pöttering, Präsident des Europäischen Parlaments a.D. und Prof. Dr. Dr. Udo Di Fabio, Richter des Bundesverfassungsgerichts.