Vom Pionier und Türsteher zu Diakonen

Thomas Marx und Adam Ulatowski werden am 3. Dezember zu Diakonen geweiht

Hildesheim/Celle (bph) Ganz unterschiedliche Lebenswege haben Thomas Marx (29) und Adam Ulatowski (33) nach Celle geführt. Dort werden sich in der Kirche St. Ludwig am Sonntag, 3. Dezember, um 11 Uhr ihre Wege noch enger miteinander verknüpfen: Der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle wird die beiden Oratorianer dann zu Diakonen weihen als Vorstufe zur Priesterweihe im kommenden Jahr.

In der Diakonenweihe werden die beiden Priesteramtskandidaten dem Bischof Gehorsam, Armut und Ehelosigkeit versprechen und sich in den Dienst der Kirche stellen. Gemeinsam mit einem weiteren Diakone wollen Marx und Ulatowski dann vermutlich am Samstag vor Pfingsten vor den Altar des Hildesheimer Doms treten und sich dort zu Priestern weihen lassen.

Die wichtigsten Entscheidungen, jene also zu einem alternativen Lebensweg, sind für die beiden Männer längst gefallen. Und keinem von ihnen war dies in die Wiege gelegt worden.

Thomas Marx (29) wurde 1977 in Mühlhausen/Thüringen geboren und wuchs im tiefkatholischen Obereichsfeld in Heyerode in der ehemaligen DDR auf, wo der Sozialismus „nie wirklich angekommen“ ist, wie sich Marx heute erinnert. In seiner Polytechnischen Oberschule hing das Porträt von Erich Honecker dennoch lange Zeit wie selbstverständlich neben dem Kreuz. Nach der Wende hat Thomas Marx 1996 Abitur am Gymnasium Oberdorla gemacht.

Wirklich tief hat Thomas Marx den Sozialismus nie eingesogen. Seine geistige Heimat war die katholische Kirche. Er sei schon immer gerne zum Gottesdienst gegangen, erinnert sich Marx, auch als die Gleichaltrigen in der Pubertät allmählich andere Interessen entwickelten.

So studierte Thomas Marx nach dem Abitur von 1997 bis 2003 Theologie mit dem Schwerpunkt Liturgiewissenschaft an der Universität Erfurt. Auch in seiner Diplomarbeit zeigte sich der Obereichsfelder heimatverbunden: „St. Bonifatius in Leinefelde als Beispiel für katholischen Kirchenbau in der DDR“ lautete das Thema.

Das Berufsziel Priester entwickelte sich aber erst im Laufe des Studiums. Ursprünglich wollte der damalige Theologiestudent nämlich Gemeindereferent werden. Nach dem Studium suchte Thomas Marx eine Möglichkeit, als Priester in einer Gemeinschaft zu leben und zu arbeiten. Durch einen Studienkollegen wurde er auf die Oratorianer in Celle aufmerksam und schloss sich ihnen im Januar 2004 an. Seitdem arbeitet er in der Gemeindeseelsorge mit, besucht Menschen in Krankenhäusern und Heimen und hat die „Lange Nacht der Kirchen“ mitorganisiert. Auch in der Firmvorbereitung engagiert sich Thomas Marx. Darüber hinaus absolvierte er Pastoralkurse in den Priesterseminaren von Hildesheim und Hamburg.

Völlig kirchenfern ist Adam Ulatowski (33) im katholischen Polen aufgewachsen. Seine Familie war zwar katholisch, lebte aber damals den Glauben nicht. Geboren 1973 in Stettin ging Adam Ulatowski dort zur Schule, machte eine Ausbildung zum Automechaniker und schließlich das Abitur. Der junge Pole arbeitete danach als Automechaniker, im Casino, als Türsteher einer Diskothek und zeitweise auch als Body-Guard. Zu seinem Arbeitsumfeld gehörten Drogensüchtige, Prostituierte und Kriminelle. Jesus? „Jesus ist ein Märchen für dumme Leute“ habe er damals gedacht, erinnert sich Ulatowski schmunzelnd.

Eine entscheidende Wende brachte seine damalige Freundin, die tief religiös war. Sie überredete ihren Freund, zur Kirche mitzukommen. Exerzitien konfrontierten den jungen Mann dann mit seinem Leben, seinen Umgang mit unglücklichen Menschen oder solchen, die einfach nur ihren Spaß suchten. „Ich habe gemerkt, dass es so nicht weiter geht“, bekennt Ulatowski. Der Suchende schloss sich einer Gruppe religiöser Menschen an und in den folgenden Jahren wuchs sein Wunsch, Priester zu werden.

Zielstrebig machte sich Adam Ulatowski auf den Weg und studierte 1997 bis 2003 Theologie an der Adam Mickiewicz-Universität in Posen. Dabei absolvierte er das Postulat und Noviziat in der Ordensgemeinschaft „Societas Christi pro Emigrantibus (SCh)“ in Posen. Durch Bekannte erfuhr er vom Oratorium in Celle und trat dort Anfang 2004 ein. Erst in Deutschland hat Adam Ulatowski dann Deutsch gelernt.

In den Pfarrgemeinden von Celle und Umgebung engagiert sich Adam Ulatowski viel in der Ministrantenarbeit, aber auch in Seniorenkreisen und hält Andachten. Häufig ist er dabei in Wathlingen, Nienhagen und Hambühren. Auch er hat seine Pastoralkurse in den Priesterseminaren von Hildesheim und Hamburg absolviert.

Die Gemeinschaft der Oratorianer geht zurück auf den Heiligen Philipp Neri, der seit 1545 in Rom Menschen zum Gebet und zur Messe in der Landessprache um sich sammelte. Diese Treffen fanden in großen Sälen statt und wurden bald „Oratorium“ (lat.: „Betsaal“) genannt. Daraus entwickelte sich eine weltweite Gemeinschaft. Ihre Mitglieder heißen Oratorianer, sind Priester oder Laien und betreuen meist Gemeinden.

1692 wurde das erste deutsche Oratorium in Aufhausen bei Regensburg gegründet. Weitere Oratorien entstanden im 20. Jahrhundert, darunter drei im Bistum Hildesheim. Das Oratorium in Celle wurde 1992 gegründet. Dort leben zur Zeit neben Thomas Marx und Adam Ulatowski drei Patres.