Zeichen für das Himmelreich

In einer feierlichen Vesper wurden die Kerzen des Hezilo-Leuchters entzündet

Hildesheim (bph) Der Hildesheimer Mariendom hat an Glanz gewonnen! In einer feierlichen Vesper entzündete Weihbischof und Domdechant Hans-Georg Koitz am Sonntagabend zum ersten Mal 72 Kerzen auf dem berühmten Hezilo-Leuchter, der zum Welterbe der Menschheit gehört. Koitz beendete damit offiziell die fünfjährigen Restaurierungsarbeiten an diesem Radleuchter.

„Eine große Stadt ersteht, die vom Himmel niedergeht in die Erdenzeit“. Mit diesem Hymnus eröffneten die Bischöfe Norbert Trelle und Dr. Josef Homeyer sowie Weihbischof Hans-Georg Koitz und die Domkapitulare mit vielen Ehrengästen und Besuchern die feierliche Vesper – deutliche Anspielung auf den Hezilo-Leuchter, der das „himmlische Jerusalem“ symbolisiert. Durch den dunklen Dom zogen die Geistlichen unter Trompetenklängen zum Altar. Dort hatte man den Hezilo-Leuchter auf Kopfhöhe heruntergelassen. Gemeinsam mit einigen Helfern entzündete der Weihbischof, der als Domdechant auch Hausherr des Doms ist, dann jede einzelne Wachskerze des Leuchters. Minutenlang erfüllte der warme Schein von sechs Dutzend Kerzen den dunklen Dom, ehe der Leuchter bei voller Dombeleuchtung dann wieder nach oben über den Altar gezogen wurde.

Dieses warme Licht, das das Dunkel zurück drängt, sei wie das „himmlische Jerusalem“ ein Zeichen für das Kommen des Herrn, sagte Bischof Norbert Trelle in seiner Predigt. Als ein Bild für die „Vollendung der Zeiten“ möge es aber nach Trelles Wunsch schon jetzt die sozialen Beziehungen der Menschen erleuchten.

An die fünfjährige mühevolle Restaurierung dieses einmaligen Kunstwerks erinnerte Weihbischof Hans-Georg Koitz in seiner Ansprache. Sein besonderer Dank galt Projektleiter Dr. Norbert Bergmann und Koordinator Prof. Dr. Karl Bernhard Kruse sowie deren Mitarbeitern. Koitz vergaß auch nicht die Geldgeber zu erwähnen, die einen großen Teil der etwa 1,3 Millionen Euro für die Sanierung des Leuchters gegeben haben, darunter Bund und Land Niedersachsen sowie die Klosterkammer Hannover und die Hildesheimer Weinhagen-Stiftung. Die Vesper wurde musikalisch begleitet von der Schola Gregoriana unter der Leitung von Dommusikdirektor Thomas Viezens und den Trompetern Andreas Lange und Friedrich Platz. An der Orgel spielte Domkantor Stefan Mahr.

Künftig wird man den Hezilo-Leuchter mehrmals im Jahr an besonderen Hochfesten mit brennenden Kerzen erleben können. Sie ersetzen die elektrische Beleuchtung des Hezilo-Leuchters, die nur gut 100 Jahre alt wurde. Bis zur großen Restaurierung des Kunstwerkes durch Prof. Küsthardt im Jahre 1901 war der Leuchter, wie in den 800 Jahren davor, mit Wachskerzen versehen. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts mussten die Kerzen Glühbirnen weichen, da man mehr Licht im Dom wollte – und Glühlampen damals modern waren!

Der Radleuchter im Hildesheimer Dom geht zurück auf Bischof Hezilo (1054-1079). Zwölf vergoldete Türmchen, durch einen Ring im Durchmesser von sechs Metern miteinander verbunden, sollten dem Gotteshaus Licht verschaffen. Das „Himmlische Jerusalem“ mit seinen zwölf Toren wollte der Bischof damit in den Hildesheimer Dom holen. Seit 2002 bis vor wenigen Wochen wurde das wertvolle Stück unter der Projektleitung von Dr. Norbert Bergmann restauriert. Mit modernsten Mitteln untersuchte er den Leuchter und ließ die Schäden dokumentieren. Den Korrosionsprodukten rückte das Team mit einem Laser zu Leibe. Parallel dazu konnte die Vergoldung gereinigt werden. Dies alles geschah in zwölf Abschnitten. Dazu wurde der Leuchter jeweils heruntergelassen, ein Zwölftel des Ringes entnommen und dafür ein „Dummy“ eingesetzt, bis alle Teile restauriert waren.