Zusammentrinken für die Liebe

Katholisches Forum Niedersachsen ließ Platons „Gastmahl“ lesen

Hildesheim/Hannover (bph) Nach der biblischen Apokalypse und Karl Rahners „Worte ins Schweigen“ nun also ein Gastmahl, das vor rund 2.400 Jahren stattfand: Zum dritten Mal hatte das „Katholische Forum Niedersachsen“ am Samstag, 17. März, ein ausgewähltes Publikum zu einer „Klausur“ mit einem Text aus der Weltliteratur geladen. Die szenische Lesung über Platons „Gastmahl“ im Künstlerhaus Hannover wurde zu einem geschmackvollen Hörgenuss.

Sie waren noch trunken von Agathons Siegesfeier in der Nacht zuvor: Der junge Trägodiendichter hatte am vorherigen Tag einen Preis errungen und wollte nun, da der erste Durst gestillt war, ein ruhigeres und stilvolleres zweites Gastmahl feiern – damals, vermutlich 416 vor Christus in Athen. Dazu hatte er sich Freunde und Bekannte der Athener Gesellschaft in sein Haus eingeladen, darunter natürlich auch einige Philosophen. In einem kleinen Symposion – einem „Zusammentrinken“ nach der griechischen Urbedeutung – wollte man gesittet über die Leidenschaft, den Eros, reden.

Soweit die Ausgangslage jenes Stückes, das als „Gastmahl“ des griechischen Autors Platon in die Weltliteratur eingegangen ist und bis heute gerne gelesen wird, nicht nur wegen seiner geistreichen Einsichten über das Wesen der Liebe und des Begehrens, sondern auch wegen seines kunstvollen Aufbaus mit Vor- und Rückverweisen, die von Platon kunstvoll ineinander verwoben wurden.

Eine Lesung zu diesem Werk hätte leicht zu einer einschläfernden Literaturbelehrung werden können. Doch das Katholische Forum Niedersachsen servierte seinen rund 150 Gästen in der Literaturetage im Künstlerhaus Hannover einen kleinen, kostbaren Leckerbissen. Die Schauspieler Alexander Fehling, Hans-Michael Rehberg und Angela Winkler hatten die Aufgabe übernommen, Platons Gastmahl in einem fiktiven Seminar vorzustellen: als angeblicher Doktorand, Professor und Habilitandin. So vermengten sich auf kurzweilige und humorvolle Weise Lesungen aus dem Original mit Erklärungen und Kommentaren.

Denn leicht verständlich ist Platons Werk ganz sicher nicht. Zu fremd erscheint uns heute eine Welt, in der Lehrer und Schüler häufig nicht nur intellektuell miteinander verkehrten, in der man sich gegenseitig mit geistreichen Winkelzügen zu übertreffen suchte. Während Rehberg mit seiner Rolle des Professors die überlegene Position des Sokrates in Platons Gastmahl widerspiegelte, spielte Fehling die Rolle des gelehrigen Schülers. Angela Winkler wiederum gerierte sich fast als „Sidekick“ des Professors, als jener kongeniale Gegenpart, der dem Meister widerspricht, ihn herausfordert und damit zu neuen Höhenflügen reizt. Köstlich, wie sich die drei die Bälle zuspielten und dem Urtext neue Facetten abgewannen. Wie Platons Text, so endete auch diese „Klausur“ des Katholischen Forums Niedersachsen mit einem „Zusammentrinken“ – wenn auch gesitteter als damals.

Das Katholische Forum Niedersachsen wurde 2002 durch die Bischöfe von Hildesheim und Osnabrück sowie den Bischöflichen Offizial in Vechta gegründet. Es will in den Bereichen der Gesellschafts- und Sozialpolitik sowie Bildungspolitik katholische Positionen diskutieren und wendet sich dabei in seinen Veranstaltungen an Entscheidungsträger und Fachleute.