Der Weg zur Artenvielfalt ist lang – und blüht im nächsten Jahr

Biodiversitätsmanager Felix Froch und Kolpingwerk legen Blühstreifen auf dem Pferdeberg an

Er ist fast 60 Meter lang, etwa 2 Meter breit, besteht aus brauner schwerer Erde und befindet sich an einem der vielen Wege, die sich über den Pferdeberg bei Duderstadt ziehen. Zurzeit weist noch nichts daraufhin, dass hier im nächsten Sommer 70 verschiedene regionale Pflanzenarten blühen und Futter anbieten für Wildbienen, Falter und andere Insekten.

„Wichtig ist, dass wir das Saatgut für den Wiesenblühstreifen erst einmal mit Maisschrot mischen, denn die Samen der Blütenpflanzen sind zum Teil so winzig, dass wir sonst gar nichts in der Hand haben beim Aussähen.“  Felix Froch ist Forstwirtschaftler, Landschaftsplaner und seit Anfang Juli Biodiversitätsmanager im Bistum Hildesheim. Das heißt, er kümmert sich um alles, was dazu führt, dass es auf den Dächern, in den Gärten, Wäldern und Äckern im Bistum wieder mehr grünt und blüht und gesunde Ökosysteme entstehen können. Jetzt steht er gerade mit 17 anderen Personen in einer Reihe am Wegrand, um nach Anleitung von Dr. Ralf Mederake vom BUND Göttingen die angemischte Blütensaat für den entkrauteten und umgegrabenen Wegrand auswerfen zu können.

Das Anlegen des Blühstreifens ist eine von vielen Aktivitäten des dreitägigen Workshops „Wachsen lassen“ des Kolpingwerks Diözesanverband Hildesheim e.V. und ist aus einer Initiative des Arbeitskreises „Bewahrung der Schöpfung“ unter der Leitung von Dr. Christina Hollemann entstanden. Am Abend zuvor hat Felix Froch mit Fragebögen, Zeitungsartikeln und Pflanzenbestimmungsübungen die traurigen Fakten der bereits weit fortgeschrittenen Arten- und Biodiversitätskrise deutlich gemacht. „Allein der Bestand der Insekten ist seit 2008 im Grünland um zwei Drittel zurückgegangen. Grund für dieses Sterben bei allem, was surrt, krabbelt und summt ist die Zerstörung der Lebensräume, hohe Stickstoff- und Giftstoffeinträge und die Auswirkungen der Klimakrise“, erklärt der Biodiversitätsmanager. Am zweiten Tag der Veranstaltung geht es deshalb darum, den Teilnehmenden zu zeigen, wie sie für viele regionale Blütenpflanzen und damit für einen regen Insektenbesuch im eigenen Garten und in den Gemeinden sorgen können.  

Auf dem Pferdeberg lassen die Menschen jetzt das Saatgut durch ihre Finger rieseln. Ungefähr eine halbe Hand wird auf eine Fläche von einem Quadratmeter gestreut. Anschließend trampeln die Teilnehmenden den Boden fest. „Solange, bis auf jedem Samen ein Fuß war“, sagt Felix Froch. Das klingt hart, ist aber die Voraussetzung dafür, dass die Blütensamen guten Kontakt zum Boden bekommen und so im nächsten Jahr ihre Wurzeln in die Erde treiben und die Pflanzen wachsen können.

Ab Juli werden dann auf dem jetzt noch braunen Erdstreifen das gelbblühende Barbarakraut, die blauen Blüten der Wegwarte sowie die rosavioletten Malvenblüten zahlreiche Bienen, Hummeln, Schmetterlinge, Wanzen oder Käfer anlocken. Bis dahin heißt es – einfach mal wachsen lassen.

 

Wobei unterstützt der Biodiversitätsmanager Felix Froch im Bistum Hildesheim?

Damit es auch in den Gemeinden demnächst mehr grünt, blüht und summt können sich alle Interessierten an Felix Froch wenden – er hilft dabei Gärten oder Friedhöfe nachhaltig umzugestalten oder Dächer- und Fassaden zu begrünen. Hierfür gibt es auch bald zwei Broschüren mit allen Tipps und Tricks. Auch die landwirtschaftlichen Pächter möchte der Ökosystemmanager bei einer naturverträglichen Bewirtschaftung unterstützen und die Vernetzung von kirchlichen und nichtkirchlichen Akteur:innen fördern. Ein Augenmerk hat er dabei auch auf die Freiflächen-Photovoltaik und Windkraft und wird mit weiteren Expert:innen Empfehlungen dazu erarbeiten. 

Um die Ressourcen Boden und Wasser zu schützen und um die Vielfalt der Arten zu fördern, sollte Kirchenland nachhaltig umgestaltet werden. Am 27. September 2018 wurden die Handlungsempfehlungen von der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz beschlossen.

Eine der Handlungsempfehlungen ist das nachhaltige Bewirtschaften der Ländereien. Das betrifft die Anlage und Pflege der Flächen um kirchliche Gebäude und der Friedhöfe in kirchlicher Trägerschaft sowie die Art der eigenen Bewirtschaftung weiterer Flächen der (Erz-)Diözesen und anderer kirchlicher Rechtsträger. Um diesem Auftrag zum Handeln gerecht zu werden, gibt es seit dem 01.07.2023 im Bistum Hildesheim die Projektstelle des Biodiversitätsmanagers.

Felix Froch hat Forstwirtschaft und Ökosystemmanagement (B.Sc.) sowie Naturschutz und Landschaftsplanung (M.Sc) studiert.