„Jedes Gebet wird gehört“

Ukrainischer Bischof besucht ökumenisches Friedensgebet und trifft sich mit dem Generalvikar

Der Bischof der Diözese Charkiw-Saporischschja im Osten der Ukraine, Pawlo Hontscharuk, ist derzeit zu Gast im Bistum Hildesheim. In Algermissen hat er beim Friedensgebet teilgenommen, in Hildesheim folgte ein Treffen mit Generalvikar Martin Wilk.

Über achtzig Gemeindemitglieder folgten der Einladung zum ökumenischen Friedensgebet in Algermissen mit Bischof Pawlo Hontscharuk. Er ist Bischof der Diözese Charkiw-Saporischschja im Osten der Ukraine. Joachim Reisig vom Vorbereitungsteam des Friedensgebetes wies darauf hin, dass das wöchentliche Friedensgebet seit Beginn des russischen Angriffskrieges inzwischen über 170-mal begangen wurde und so zu einem beständigen Ausdruck der Solidarität und des Gedenkens geworden ist. Aber es mache auch deutlich, wie lange dieser Krieg inzwischen schon dauere. Bischof Hontscharuk zeigte sich tief bewegt: „Die Unterstützung im Gebet ist sehr wichtig – jedes Gebet wird gehört.“

Nach dem Gottesdienst gab es Gelegenheit zum Austausch mit dem Bischof und seinen Begleitern. Ute Hartmann überreichte Bischof Hontscharuk eine Spende in Höhe von 1000 Euro, die bei den letzten Kollekten des Friedensgebets zusammengekommen waren. Bischof Hontraschuk berichtete von der aktuellen Situation in seiner 196.300 km² großen Diözese. „Wenn ich zu meinen Gemeinden fahre, muss ich für eine Strecke zum Teil 900 Kilometer zurücklegen“, berichtet der Bischof. Geprägt sei der Alltag von der beständigen Bedrohung durch Raketen und vor allem auch Drohnen, die auf alles Jagd machen würden. an der Front: ständige Todesgefahr, zerstörte Existenzen und große Entfernungen zwischen den einzelnen Gemeinden — teils bis zu 900 km.

Mit einer Länge von rund 700 km durchzieht die Frontlinie sein Bistum. Das muss man sich so vorstellen, hinter den 700 Kilometern gibt es eine Art 30 Kilometer breiten Todesstreifen, einen Drohnengürtel, in dem niemand vor den ferngesteuerten Drohnenangriffen sicher sei, auch nicht in der Nacht. Denn sie suchen ihre Ziele mit Infrarot- und Wärmebildkameras. machen. Ein Leben, ein Überleben ist in dieser Zone unmöglich“, betont Hontraschuk.

Sein Bistum versucht den Menschen auch in den umkämpften Gebieten zu helfen und sie mit dem Lebensnotwendigsten zu versorgen. „Und wir bieten psychologische Hilfe für die Soldaten an, die von den Kämpfen traumatisiert sind.

Bischof Hontraschuk zeigt Bilder von einst schönen Orten, die heute vollständig zerstört sind. Er zeigt Bilder von seinem Dom, der heute einer der wichtigsten Lagerstätten für Hilfsgüter ist. Zu sehen ist auf den Fotos auch eine Schule, die sieben Meter tief in die Erde gebaut wurde. „Wir wollen den Kindern ermöglichen, ein weitestgehend normales Leben zu führen und zu lernen. Für Kinder, die nicht zur Schule kommen können, weil wieder einmal die Raketen fliegen, besteht die Möglichkeit, auch online am Unterricht teilzunehmen. Auf seinen Bildern zeigte er eine Schule, die sieben Meter unter der Erde gebaut wurde, um Kindern einen normalen sicheren Unterricht zu ermöglichen.

Bischof Pawlo Hontraschuk bedankte sich bei den Besuchern und dem Vorbereitungsteam für ihr Engagement. Das Friedensgebet bleibt ein fortlaufendes ökumenisches Angebot der Gemeinde als Zeichen der Verbundenheit mit den Menschen in der Ukraine, schließt aber auch alle Gebiete der Welt mit ein, in denen es keinen Frieden gibt.

Bei einem Treffen in Hildesheim zeigte Generalvikar Martin Wilk Bischof Hontraschuk den Dom, speziell den Tausendjährigen Rosenstock. „Denn er ist ein Zeichen der Hoffnung. Nur wenige Monate nach der Zerstörung Hildesheims und des Domes zeigten sich hier erste neue Triebe“, erzählte Wilk und schenkte dem Bischof einen Rosenkranz, in dem Holz des Rosenstocks verarbeitet wurde. „Aber wir verschenken nicht nur einen Rosenkranz, sondern stehen solidarisch mit konkreten Hilfen an der Seite der Menschen in der Ukraine“, so der Generalvikar.

Begleitet wurde Bischof Hontraschuk von Domkapitular Roman Krat aus Odessa, der zur Zeit vor allem ukrainische Flüchtlinge in der Region Wolfsburg betreut, und Diakon Peter Wypich, die bei Unterhaltungen und Vorträgen die Rolle der Dolmetscher übernehmen.