Zeichen der Trauer und des Protests gegen den Ausbau des Südschnellwegs

Menschenkette vor dem Landtag

Rund 20 Engagierte im Klima- und Umweltschutz versammelten sich am 8. Oktober vor dem Niedersächsischen Landtag in Hannover, um ein deutliches Zeichen zu setzen gegenüber der Landesregierung und den Abgeordneten: Ihre Trauer, Bestürzung und Enttäuschung über den fortschreitenden Ausbau des Südschnellwegs in Hannover und dem weiteren Abholzen von Bäumen. Mit dabei war Patrick Kolzuniak vom Umweltteam im Bistum Hildesheim.

„Für mich und meine Kolleginnen und Kollegen ist es ein zentrales Anliegen, engagierten Menschen Mut zu machen und Solidarität zu zeigen. Bereits die ersten Baumfällungen, auch in besonders geschützten Gebieten, sowie die Räumung der Mahnwache auf dem Gelände „Tümpeltown“ in der Leinemasch haben viele erschüttert. Nun folgen weitere Rodungen, die engagierte Menschen zum Teil verzweifeln lassen“, sagt der Referent für Umweltfragen und gesellschaftliche Vernetzung.

Das Umweltteam im Bistum Hildesheim setze sich außerdem für eine echte Verkehrswende ein – für eine moderne Infrastruktur, die verschiedene Mobilitätsformen intelligent und nachhaltig miteinander verbindet und sich an den Bedürfnissen der Menschen und dem Erhalt der Schöpfung ausrichtet.

„Der Ausbau des Südschnellwegs sowie die konkreter werdenden Planungen für den Westschnellweg entspricht meines Erachtens nicht einem nachhaltigen menschen- und schöpfungsgerechten Stadt- und Mobilitätskonzept“, so Kolzuniak. Es erinnere ihn eher an das Handeln des Architekten und Baurats Rudolf Hillebrecht. Der baute das zerstörte Hannover nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zu einer autogerechten Stadt um und ließ dafür damals zahlreiche noch erhaltene historische Gebäude abreißen.  

„Was einst als Fortschritt galt, wird den Herausforderungen unserer Zeit jedoch nur noch bedingt gerecht. Papst Franziskus beschreibt in seiner Enzyklika Laudato si’, wie Menschen – unabhängig von Einkommen, Status oder Herkunft – ein naturverbundenes und soziales Miteinander im urbanen Raum gestalten können“, so Kolzuniak. Dieser Wunsch nach einer schöpfungsgerechten Stadt sei auch bei den engagierten Menschen in Hannover deutlich spürbar.

 „Ich finde es gut, dass Landtagsabgeordnete und Mitglieder der Landesregierung – darunter auch Ministerpräsident Olaf Lies – die Menschenkette besuchen und sich dem kritischen Austausch stellen“. Den Finger in die Wunde zu legen, den Schmerz über die Zerstörung von Natur zu teilen und den Dialog aufrechtzuerhalten, bliebe essenziell, so der Politologe, auch wenn die Hoffnung für die Leinemasch schwinde.

Gleichzeitig sei die Aktion eine Mahnung: Die Fehler der vergangenen Jahre dürften sich nicht wiederholen. Im Ringen um den Westschnellweg bräuchte es nun ein gemeinsames Engagement von Anwohnerinnen und Anwohnern, Naturschutz, Klimaschutz und Politik – für eine generationen- und schöpfungsgerechte Zukunft.

Hinweis: 

Einen Raum für Begegnung zum Thema bietet die Katholische Akademie des Bistums Hildesheim in Kooperation mit WESTprotest  bei Ihrer Veranstaltung „Engagiert Zukunft gestalten“