Nah bei den Menschen – an der Seite der Armen

Adveniat eröffnet Weihnachtsaktion erstmals in Hildesheim

Hildesheim/Hannover/Essen (bph/Adveniat) Nah bei den Menschen sein, gemeinsam beten und die Bibel lesen, sich mutig für eine gerechtere Welt einsetzen, an der Seite der Armen gegen Gewalt und Unrecht kämpfen. Das ist es, was die sogenannten Kirchlichen Basisgemeinden (CEBs) in Lateinamerika auszeichnet. Die Bischöfliche Aktion Adveniat stellt die CEBs unter dem Motto „Mitten unter euch“ in den Blickpunkt der diesjährigen Kampagne. Die Weihnachtsaktion der katholischen Kirche in Deutschland startet am 2. Dezember 2012 zum ersten Mal in Hildesheim.

Am 29. November erläuterten der Bischof von Hildesheim, Norbert Trelle, Bischof Sergio Gualberti aus Santa Cruz in Bolivien und Adveniat-Geschäftsführer Prälat Bernd Klaschka auf der Landespressekonferenz in Hannover die Bedeutung der Basisgemeinden für Lateinamerika und die Weltkirche.

Bischof Trelle erinnerte daran, dass die Kirchlichen Basisgemeinden im Zuge des 2. Vatikanischen Konzils entstanden seien. „Die Armut und die Verletzung der Menschenrechte in der Zeit der Militärdiktaturen wurden zu einem Moment der Bekehrung für die Kirche: Sie stellte sich an die Seite der Armen“, sagte der Bischof. Er betonte, dass die Armen damals begonnen hätten, sich selbst zu organisieren. Dabei seien bis heute die gemeinsame Lektüre der Bibel und die „Deutung der Wirklichkeit im Licht des Evangeliums“ wichtige Merkmale Kirchlicher Basisgemeinden. „Das gemeinsame Gebet und der Einsatz für Recht und Gerechtigkeit gehören eng zusammen“, betonte Bischof Trelle. Durch die Basisgemeinden, die oft von Laien geleitet würden, sei die lateinamerikanische Kirche „zum wichtigen Impulsgeber für die Universalkirche geworden“. Auch im Bistum Hildesheim würden die hier bestehenden Kleinen Christlichen Gemeinschaften von den Erfahrungen aus Lateinamerika lernen. Der Bischof erinnerte in diesem Zusammenhang auch an die seit 25 Jahren bestehende Partnerschaft des Bistums Hildesheim mit Bolivien und sagte, dass dort heute insbesondere das Thema „Klimawandel in Gerechtigkeit“ eine wichtige Rolle spiele.

Bischof Gualberti machte deutlich, dass die CEBs in Lateinamerika an vielen Orten die „Keimzelle kirchlicher Strukturierung und Knotenpunkte von Glauben und Evangelisierung seien“. Er unterstrich, dass die ersten Kleinen Gemeinschaften in Bolivien – meist als reine Bewegung von Laien – dort entstanden seien, wo Ausbeutung, Armut und schlechte Lebensbedingungen am größten gewesen seien. „In den Basisgemeinden kamen und kommen Menschen zusammen, um das Wort Gottes besser kennenzulernen und sich im Namen des Evangeliums gesellschaftlich zu engagieren“, sagte er. Einige hätten ihren Einsatz in den Zeiten der Diktaturen sogar mit dem Leben bezahlt. Kirchliche Basisgemeinden, so betonte der Bischof aus Bolivien, würden dazu beitragen, Pfarreien lebendiger zu gestalten. Und in jüngster Zeit seien sie sich auch der „neuen Armut“ bewusst geworden: der Ausgrenzung der Indigenen und ihrer Kulturen, der Benachteiligung der Frauen, der ungerechten Verteilung von Landbesitz und der Zerstörung der Umwelt durch Abholzung und Ausbeutung des Bergbaus. Der Bischof dankte Adveniat und den deutschen Katholiken für die Unterstützung der Basisgemeinden in Lateinamerika und erläuterte, dass die Hilfe Wirkung zeige: „Die Kirchlichen Basisgemeinden haben einen wesentlichen Teil dazu beigetragen, dass sich Arme organisieren und ihre Zukunft selbst gestalten können.“

Adveniat-Geschäftsführer Klaschka sagte, dass Adveniat die Kirchlichen Basisgemeinden unterstütze, weil „sich in ihnen die Armen zusammenschließen und sie eine Initiative der Basis sowie von den lateinamerikanischen Bischöfen gewollt sind“. Durch die CEBs würden, weil sie nahe bei den Menschen seien, auch Menschen angesprochen, die sonst in der Kirche nicht erreicht würden: „Der Schritt ins Nachbarhaus ist manchmal leichter als der in die Kirche.“ Adveniat, so sagte Klaschka, fördere die CEBs von Beginn an, im vergangenen Haushaltsjahr sei hierfür etwa eine halbe Million Euro zur Verfügung gestellt worden: „Das ist echte Hilfe zur Selbsthilfe. Denn dieses Geld in den Händen der Armen stärkt sie.“ Klaschka erinnerte daran, dass Adveniat seit über 50 Jahren an der Seite der Kirche in Lateinamerika stehe. Hilfe sei aber nach wie vor dringend notwendig. Er lud dazu ein, die Arbeit von Adveniat bei der Sammlung in den Weihnachtsgottesdiensten am 24. und 25. Dezember mit Spenden zu unterstützen.

Seit über 50 Jahren fördert Adveniat kirchliche Initiativen zugunsten der Armen und Benachteiligten in Lateinamerika und der Karibik. Mit 3.000 Projekten im Jahr in einem Gesamtvolumen von 40 Millionen Euro ist Adveniat europaweit eine der größten Hilfsaktionen für Lateinamerika. Wichtigstes Kriterium für eine Projektförderung ist die Armenorientierung. Und die Hilfe kommt an: Gerade einmal acht Prozent der Einnahmen fließen in Werbung und Verwaltung. Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) honoriert die gewissenhafte und effektive Arbeit mit seinem Spenden-Siegel.

Weitere Informationen gibt es im Internet:
www.adveniat.de