Geschäftsbericht des Bistums Hildesheim

Liebe Leserin, lieber Leser,

in diesem Geschäftsbericht lassen sich die Widersprüche, in denen sich Kirche und Gesellschaft seit längerem befinden, gut ablesen.

Dazu gehört es zu sagen, dass es erstaunlich ist, wie gut unsere Kirchensteuereinnahmen nach wie vor auch im Jahr 2021 sind. Gleichzeitig steigen aber auch die Kirchenaustrittszahlen beängstigend. Darüber hinaus sind wir in ganz besonderen Krisenzeiten, nicht nur was den Wirtschaftsmarkt angeht. Wir haben entsetzlicherweise wieder Krieg in Europa, mit all seinen grausamen Folgen. Die Klimakrise und weltweite Migration kommen hinzu.

Inmitten dieser komplexen und vielschichtigen Situationen ist es schwer, verantwortungsvolle Aussagen zur zukünftigen Entwicklung der Kirchensteuereinnahmen zu treffen. Wir können sagen, dass das Risiko in diesen Zeiten sehr groß ist, dass die Kirchensteuereinnahmen sprunghaft und unplanbar einbrechen können. Dies muss uns immer gewahr sein und bei allen Entscheidungen mitbedacht werden.

Darüber hinaus haben wir bei den Immobilien des Bistums die Situation, dass es einen sehr großen Investitionsstau an den Gebäuden gibt. Die Finanzressourcen des Bistums reichen schon heute nicht aus, den großen Bestand an Gebäuden dauerhaft von hieraus zu erhalten. Aus diesem Investitionsstau erwächst ein eigenes Finanzrisiko durch und an unseren Gebäuden.

Grundsätzlich stehen für Investitionen in Gebäuden im Bistum Hildesheim mit dem Bauetat 8 Mio. € jährlich zur Verfügung. Diese Summe steht für einen Gebäudebestand von ca. 1.400 Objekten zur Verfügung und dient lediglich dazu, notwendige Reparaturen an den Immobilien durchzuführen, um zumindest die Verkehrssicherung sicherzustellen.

Mit den Immobilienprozessen ZUKUNFTSRÄUME wollen wir diesen Herausforderungen in verantwortlicher und guter Weise begegnen. Es gilt herauszufinden, wofür wir Gebäude zukünftig nutzen wollen und wo sie gegebenenfalls nicht mehr benötigt werden. Ziel ist es, Kirche nicht alleine in Gebäuden zu denken, sondern den Prozess auch dazu zu nutzen, nach der inhaltlichen Ausrichtung der Gemeinden zu fragen. Christsein vorzuleben und christliche Gemeinschaft zu erfahren, in und jenseits unserer bisherigen Kirchenstrukturen. Das ist die pastorale Aufgabe der kommenden Jahre , die es zu vermitteln und zu lernen gilt. Wir brauchen unsere Identität zurück.

Klar ist: Am Ende sollen und müssen deutlich weniger Gebäude stehen, ihre Zahl muss in etwa halbiert werden. Allerdings: Wir sollten sie als wertvolle Ressourcen sehen, die Menschen einladen, und nicht als energie- und kräftezehrenden Ballast. Der Weg hat gut begonnen. Er bedeutet, von vielem Abschied nehmen zu müssen, um erleichtert und mit neuer Kraft in die Zukunft zu gehen. Gehen wir den Weg gemeinsam!

Martin Wilk, Generalvikar im Bistum Hildesheim (Foto vom 09.07.2019). Foto: Jens Schulze

Domkapitular Martin Wilk
Bischöflicher Generalvikar

Bistum Hildesheim Finanzdirektorin Anja Terhorst

Finanzdirektorin Anja Terhorst
Ökonomin