Geschäftsbericht des Bistums Hildesheim

Liebe Leserin, lieber Leser,

einmal im Jahr gibt das Bistum Rechenschaft ab, listet und deutet die Zahlen des zurückliegenden Jahres, erklärt, woher die Einnahmen kommen und wohin die Ausgaben geflossen sind.

All diese relevanten wirtschaftlichen Daten geben uns für 2022 wirklich Grund zur Freude. Nie hatte das Bistum Hildesheim mehr Einnahmen zu verzeichnen als im vergangenen Jahr. Den Löwenanteil stemmt dabei die Kirchensteuer, und auch sie liegt dank einer selbst in Krisenzeiten erstaunlich stabilen Konjunktur und erheblicher Lohnsteigerungen im Jahr 2022 auf Rekordniveau. Im Ergebnis dürfen wir unsere Bücher also wieder mit einem ordentlichen Überschuss schließen.

Und dies, nachdem wir in vielen Bereichen unsere Risikovorsorge optimieren konnten. Es gibt viele unplanbare Risiken für das Bistum, wie der Instandhaltungsstau für die Verkehrssicherheit an unseren Immobilien und eine verminderte Einnahme bei einem über die Planungsansätze hinausgehenden Mitgliederschwund. Dafür müssen wir gerüstet sein, und wir sind es nun mehr denn je.

Also alles bestens? Nein. Denn unser Blick auf die Entwicklungen im Jahr 2022 konfrontiert uns auch mit Zahlen jenseits unserer Vermögenslage. Und diese Daten, die den materiellen Erfolgsmeldungen entgegenstehen, schmerzen umso mehr: Nie innerhalb eines Kalenderjahres hat unser Bistum mehr Gläubige verloren. Nie war die Zahl derer, die uns aktiv den Rücken gekehrt haben, höher; absolut und relativ hat sich dieser Wert über einen Zeitraum eines halben Jahrzehnts mehr als verdoppelt.

Ist das Schicksal? Alles bloß Folge der allgemeinen Säkularisierung, der Verwerfungen der Corona-Jahre, des Vertrauensverlusts durch die Verbrechen der sexualisierten Gewalt innerhalb unserer Kirche? All das mag mitursächlich sein, aber als umfassende Erklärung der Situation dürfen wir diese Phänomene nicht gelten lassen. Wir müssen ehrlich feststellen, dass sich viele Menschen von den Traditionen unseres Glaubens entfremdet haben.

Zuletzt hat uns das Godehardjahr, das erst am diesjährigen Festtag unseres großen Bistumsheiligen zu Ende gegangen ist, eine Menge Hinweise gegeben, was gut ankommt oder was wir besser machen können, damit es die Menschen wirklich im Innersten berührt. Packen wir diese große Herausforderung an. Damit unsere Bilanz nicht nur wirtschaftlich stimmt.

Martin Wilk, Generalvikar im Bistum Hildesheim (Foto vom 09.07.2019). Foto: Jens Schulze

Domkapitular Martin Wilk
Bischöflicher Generalvikar

Finanzdirektorin Anja Terhorst
Ökonomin