Für ein gelingendes Miteinander der Religionen

60 Jahre Erklärung „Nostra Aetate“

„In unserer Zeit, da sich das Menschengeschlecht von Tag zu Tag enger zusammenschließt und die Beziehungen unter den verschiedenen Völkern sich mehren …“ – mit diesen Worten beginnt die Erklärung Nostra Aetate über das Verhältnis der katholischen Kirche zu den unterschiedlichen Religionen, die das Zweite Vatikanische Konzil vor 60 Jahren verabschiedete und die Papst Paul VI. am 28. Oktober 1965 promulgierte.

Heute, im Jahr 2025, leben wir in einer globalisierten Welt, und eine plurale Gesellschaft erscheint vielen Menschen als Selbstverständlichkeit. Gleichwohl müssen wir feststellen, dass Spannungen und Polarisierungen zunehmend zum Alltag gehören und der gesellschaftliche Zusammenhalt bisweilen auf dem Spiel steht.

Daher ist es wichtig, auch in unserer Zeit an die Erklärung Nostra Aetate zu erinnern, die katholischerseits eine bedeutsame Grundlage für den Dialog der Religionen und das menschliche Miteinander darstellt.

Im Kapitel über die universale Brüderlichkeit heißt es beispielsweise: „Wir können aber Gott, den Vater aller, nicht anrufen, wenn wir irgendwelchen Menschen, die ja nach dem Ebenbild Gottes geschaffen sind, die brüderliche Haltung verweigern. Das Verhalten des Menschen zu Gott dem Vater und sein Verhalten zu den Menschenbrüdern stehen in so engem Zusammenhang, daß die Schrift sagt: »Wer nicht liebt, kennt Gott nicht« (1 Joh 4,8). So wird also jeder Theorie oder Praxis das Fundament entzogen, die zwischen Mensch und Mensch, zwischen Volk und Volk bezüglich der Menschenwürde und der daraus fließenden Rechte einen Unterschied macht.“ (NA 5)

Besonders deutlich wird dies in der Erklärung Nostra Aetate mit Blick auf das Judentum, wenn in NA 4 betont wird: „Im Bewußtsein des Erbes, das sie mit den Juden gemeinsam hat, beklagt die Kirche, die alle VerfoIgungen gegen irgendwelche Menschen verwirft, (…) alle Haßausbrüche, Verfolgungen und Manifestationen des Antisemitismus, die sich zu irgendeiner Zeit und von irgend jemandem gegen die Juden gerichtet haben.“

Außerdem betont die Erklärung: „Mit Hochachtung betrachtet die Kirche auch die Muslime, die den alleinigen Gott anbeten, den lebendigen und in sich seienden, barmherzigen und allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde, der zu den Menschen gesprochen hat.“ (NA 3)

Die Erklärung Nostra Aetate aus dem Jahr 1965 gilt uns gleichsam als Magna Charta des interreligiösen Dialogs. Sie ist Ausgangs- und Referenzpunkt für zahlreiche Dialoginitiativen und stellt einen Paradigmenwechsel innerhalb der katholischen Theologie dar. Bis heute ist Nostra Aetate für die katholische Kirche daher ein Kompass und eine bleibende Verpflichtung, eine Wende, die noch immer andauert.

Hier der Link zum vollständigen Text:

 Erklärung "Nostra Aetate"