Im Blick der Gottesmutter

Bischof Norbert Trelle kam zur diesjährigen „Großen Wallfahrt“ nach Germershausen

Germershausen (bph) Diese Worte hörten die 5.000 gerne: Wunderschön sei das Eichsfeld, lobte Bischof Norbert Trelle am Sonntagmorgen, 1. Juli, bei der „Großen Wallfahrt“ in Germershausen, – wunderschön, vorbildhaft und „vorangehend in eine gute, zu gestaltende Zukunft“. Schallender Applaus war dem Hildesheimer Bistumsoberhaupt sicher.

Zuvor hatte der Propst des Untereichsfelds, Bernd Galluschke, den Bischof mit äußerst herzlichen Worten am Freialtar an der Wallfahrtswiese empfangen. „Wir lassen uns im Untereichsfeld nicht uneins machen“, versprach er dem Bischof und verwies auf die große Menge der Wallfahrer. Tatsächlich waren mit rund 5.000 Gläubigen mehr Menschen nach Germershausen gekommen als im Jahr zuvor.

In den Mittelpunkt seiner Predigt stellte der Bischof den Begriff des Reichtums. Nicht jener sei reich, der viel habe, sondern der viel gebe, so Trelle. Selbst Gott habe seine Allmacht aufgegeben, sei „außer sich geraten“ um den Menschen in Jesus nahe zu sein und dadurch deren Leben reich zu machen. Daher kommt es nach Trelles Worten nicht in erster Linie darauf an, das Geld, sondern sich selbst locker zu machen. Maria, so der Bischof weiter, hat diesen Weg ihres Sohnes mitvollzogen und den Menschen in den Blick genommen, so dass wir uns alle „im Blick der Gottesmutter“ fühlen können.

Musikalisch untermalt wurde der Gottesdienst vom Blasorchester Duderstadt und dem Mingeröder Frauenchor. Organist Manfred Durzik an der elektronischen Orgel sorgte für sanfte Klänge.

Aus allen Richtungen kamen die Wallfahrer bei trockenem, aber kühlem Wetter aus den Städten und Dörfern des Eichfelds nach Germershausen, zum Teil zu Fuß, einige schon zur Frühmesse in der Wallfahrtskirche. Mit 11,8 Kilometern hatten die Pilger aus der Pfarrgemeinde St. Johannes in Hilkerode eine der längsten Strecken zu bewältigen. 37 Männer und Frauen waren um sechs Uhr aufgebrochen und erreichten kaum drei Stunden später mit ihrem Pfarrer Markus Grabowski die Wallfahrtskirche. Vorweg: ein großes Tragekreuz aus der Pfarrkirche und im Gepäck neben Marienliedern auch eine echte Eichsfelder Kälberblase. „Das gehört einfach dazu“, erzählen die marschfesten Pilger beim zünftigen Mittagsmahl nach dem Gottesdienst. Jedes Jahr wird eine andere Familie ausersehen, für schmackhaften Wanderproviant zu sorgen. Und das werde auch nächstes Jahr wieder so sein, verspricht Siegfried Herschel. Schließlich wandert die Gruppe schon seit Jahrzehnten zur Großen Wallfahrt nach Germershausen, das schweißt zusammen. Dann wird auch Rudolf Rudkowski wieder mitlaufen, wie immer mit Sandalen – „Jesuslatschen“ nennt er sie. Auch das schon eine kleine Tradition für die Hilkeröder.

Die Große Germershäuser Wallfahrt gilt dem Gnadenbild „Maria in der Wiese“, einer sitzenden Madonna aus Holz. Entstanden ist die Figur vermutlich Mitte des 15. Jahrhunderts. Die erste Wallfahrt ist bezeugt für das Jahr 1678. Jedes Jahr am ersten Sonntag im Juli finden sich Tausende zur „Großen Wallfahrt“ ein. Betreut wird die Germershäuser Marienwallfahrt von den Augustinern, die seit 1864 in Germershausen vertreten sind.

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