Wilmer: „Unsere Welt braucht die politische Botschaft von Weihnachten“

Predigt von Bischof Dr. Heiner Wilmer SCJ am Hochfest der Geburt des Herrn

Hildesheimer Bischof betont in seiner Predigt am ersten Weihnachtstag, die Botschaft Jesu sei ein radikaler Widerspruch gegen eine Welt, die Probleme mit Gewalt löse.

In seiner Predigt am ersten Weihnachtstag im Hildesheimer Dom hat Bischof Dr. Heiner Wilmer SCJ die Bedeutung von Weihnachten als „hochpolitisches Fest“ betont. „Unsere Welt braucht die politische Botschaft von Weihnachten – unbedingt“, sagte der Bischof während des feierlichen Gottesdienstes. Weihnachten sei nicht parteipolitisch, aber zutiefst politisch, weil es die Würde jedes Menschen in den Mittelpunkt stelle.

Wilmer erinnerte an die Kriegsrealität in Europa und sprach von der „erschütternden Erfahrung“, dass der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine den Glauben an ein friedliches Europa zerstört habe. Viele Menschen seien „hin- und hergerissen“ zwischen dem Wunsch nach Frieden und der Ohnmacht gegenüber der Gewalt. „Wir sehnen uns nach Schalom“, so der Bischof, und verwies auf die biblische Friedensbotschaft.

Die Botschaft Jesu sei ein radikaler Widerspruch gegen eine Welt, die Probleme mit Gewalt löse. „Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen“, zitierte Wilmer aus dem Matthäusevangelium. Er räumte ein, dass diese Forderung „überfordernd“ wirke, verstand sie aber als Ermutigung, „Frieden immer wieder zu versuchen“. Jesu Vision sei die einer Welt des Friedens, der Liebe und des Lichts – und diese Vision werde sich durchsetzen, „denn im Grunde genommen sind wir Menschen gut“.

Mit Blick auf aktuelle antisemitische Anschläge erklärte der Bischof: „Wer Juden angreift, greift die Würde des Menschen und den Frieden unserer Gesellschaft an.“ Christen stünden „fest an der Seite des jüdischen Volkes“ und widersprächen jedem Hass.

Wilmer rief dazu auf, sich nicht entmutigen zu lassen: „Bleiben wir allen Widrigkeiten zum Trotz Visionäre des Friedens!“ Das Licht von Weihnachten solle „durch uns weiterleuchten“. Gewalt müsse man widerstehen, indem man „die Sprache nicht den Schreiern überlässt“ und Worte wählt, „die Leben schützen“. Sein Appell: „Lasst uns glauben. Lasst uns beten. Lasst uns handeln. Denn das Licht ist in der Welt. Und es leuchtet.“