Zwischen Glaubenserfahrungen, Gemeinschaft und Geysiren
Drei Abiturientinnen aus dem Bistum Hildesheim entdecken Schweden und Estland mit dem „Praktikum im Norden“ des Bonifatiuswerkes
Raus aus dem Alltag, rein ins Abenteuer: Wo die Mitternachtssonne und Geysire die Landschaft prägen, lernen junge Menschen nicht nur ein neues Land und eine neue Kultur kennen, sondern erfahren den Glauben auch aus einer ganz anderen Perspektive. 25 junge Freiwillige aus 13 deutschen (Erz-)Bistümern machen sich mit dem „Praktikum im Norden“ des Bonifatiuswerkes in den kommenden Wochen für einige Monate auf, um diese besondere Diaspora-Kirche zu erleben. Sie werden sich in Gemeinden, in sozialen Projekten und Ordensgemeinschaften in Schweden, Norwegen, Dänemark, Finnland, Island, Lettland und Estland engagieren. Sie entdecken dabei ihre eigenen Stärken und Talente.
Aus dem Bistum Hildesheim reisen Johanna Burghardt am 20. August in das estnische Tartu, Lucia Höhgräbeam 5. September nach Marielund undLea Rebekka Scholzwird ebenfalls am 5. September Richtung Vadstena aufbrechen.
In Estland sind nur 0,5 Prozent der Gesamtbevölkerung katholisch. In Tartu, im Südosten des Landes, wird Johanna Burghardt eine unterstützende Kraft im katholischen Bildungszentrum sein, zu dem neben einem Kindergarten, einer Grundschule und einer Gesamtschule auch ein Kulturhaus und ein Sportclub gehören. Die 19-Jährige wird beispielsweise im Deutschunterricht an der katholischen Schule helfen oder die Erzieher im Kindergarten unterstützen. „Das Praktikum bietet mir eine gute Möglichkeit, mich durch soziale Arbeit persönlich weiterzuentwickeln und praktische Erfahrungen für meinen angestrebten sozialen Berufsweg nach dem Abitur zu sammeln. Außerdem finde ich es spannend, die Arbeit der Diaspora-Kirche vor Ort kennenzulernen“, sagt die Abiturientin aus Giesen.
In Schweden startet Lucia Höhgräbe aus Hannoverim „Stiftsgården Marielund“, der rund 30 Kilometer westlich von Stockholm liegt, ihren Freiwilligendienst. Dort wird sie sich um die Betreuung der Gäste kümmern, Schlafzimmer und Mahlzeiten vorbereiten oder aber auch bei Besuchen von Erstkommunion- und Firmgruppen aus dem Bistum Stockholm mitwirken. Weitere Einsatzstellen in Stockholm, wie der „Caritas-Mötesplats“, ein Treffpunkt für Menschen, die neu in Schweden sind, können die Arbeit vor Ort ergänzen.
Im Gästehaus der Birgittenschwestern in Vadstena ist die Mithilfe von Lea Rebekka Scholz gefragt. Damit sich Gäste, Pilgerinnen und Pilger aus Schweden und anderen Ländern in den 25 Zimmern willkommen fühlen können, wird sie sich unter anderem um die Herrichtung dieser Räume kümmern. Auch die Betreuung der Gäste und die Unterstützung der Ordensschwestern bei ihrer täglichen Arbeit werden zu ihren Aufgaben gehören. Die Abiturientin kann beispielsweise auch im Klosterladen oder beim Kirchenkaffee helfen. „Die zwei wichtigsten Bezugspunkte in meinem Leben sind mein Glaube und meine Mitmenschen. Durch das ‚Praktikum im Norden‘ kann ich diese Grundpfeiler in einem anderen Land entdecken und viele persönliche Erfahrungen sammeln“, sagt die 19-Jährige aus Hannover.
Bonifatiuswerk-Generalsekretär Monsignore Georg Austen, der in dem Programm einen persönlichen Mehrwert für die jungen Freiwilligen sieht, ist für ihren Einsatz sehr dankbar: „Die Praktikanten stellen ein Stück ihrer Lebenszeit in den karitativen Dienst, erweitern ihren Horizont, sie setzen sich ein und helfen in ihren Einsatzstellen mit eigener Initiative und engagierter Arbeit, die sonst oft schwer zu leisten wäre. Es ist bereichernd für Kirche und Gesellschaft, wenn junge Menschen sich auf den Weg machen und ihre Perspektiven mit uns teilen – so können wir gemeinsam voneinander lernen und auch über Inhalte des Glaubens in den Austausch kommen.“
Jährlich machen sich mehr als 20 junge Menschen aus Deutschland auf den Weg nach Nordeuropa und ins Baltikum, um sich sozial zu engagieren. Seit Praktikumsstart im Jahr 2011 haben mittlerweile schon mehr als 250 junge Menschen den Freiwilligendienst absolviert. Das „Praktikum im Norden“ ist ein Kooperationsprogramm zwischen dem Bonifatiuswerk und dem Newman-Institut im schwedischen Uppsala. Seit vergangenem Jahr ist für das Programm eine Anerkennung als „Internationaler Jugendfreiwilligendienst“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend möglich.
Bonifatiuswerk