We will win
Botanische Anmerkungen zu einigen Fragen des Überlebens
Seit Oktober 2025 ist das Kunstwerk WE WILL WIN der finnischen Künstlerin Tea Mäkipää am Platz an der Basilika St. Clemens in Hannover zu sehen. Mäkipää kommentiert mit ihrem Kunstwerk, wie Menschen die (Wachstums)Prozesse der Natur kontrollieren und formen wollen und gleichzeitig die Pflanzen- und Tierwelt aus den Innenstädten verdrängen, um Platz für Auto-Infrastruktur zu machen.
Die Pflanzen v.a. der Sorte Ilex crenata caroline upright (Stechpalme) sowie von Buchsbaum, Liguster und Efeu sind hierbei nicht Kulisse, Dekoration oder Material. Sie sind die Akteurinnen in Mäkipääs künstlerischem Schaffen, sie sind die Hauptpersonen und eigenständige Individuen. Wie sich das Kunstwerk entwickelt, welche Aussagekraft es entwickelt und ob der Satz WE WILL WIN (als Behauptung, Drohung, Hoffnung) recht behält, hängt nicht zuletzt von ihnen ab: Lassen sie sich in ein Gerüst zwingen, überstehen Kälte, Trockenheit und Kalamitäten und besiedeln sie das ihnen zugedachte Habitat? Gedeihen sie und übernehmen die Herrschaft über das ihnen zugedachte Metallgerüst und den ihnen zugewiesenen Boden oder welken sie, verkümmern sie, vegetieren dahin? Mäkipää scheint an die Lebenskraft der Pflanzen zu glauben.
Sich als sessile Geschöpfe mutig mit dem Auto-Mobil zu messen, scheint also genau ihr Ding zu sein.
Aber ist gewinnen – WE WILL WIN – in diesem Zusammenhang überhaupt die richtige Kategorie? Geht es angesichts der Klimakatastrophe, des sechsten großen Artensterbens der Erdgeschichte nicht vielmehr darum zu überleben (survival)? Ist zu gewinnen nicht eine zutiefst menschliche Kategorie jenseits des Gedeihens, des Verdrängens, des Verdrängtwerdens, des Wucherns und Eingehens?
Klar ist eines: Wir Menschen können nicht gegen die Pflanzen gewinnen, die wir zum Überleben brauchen.
Am Platz an der Basilika wird es nun jedenfalls spannend: Wie lange werden sie sich im metallenen Gerüst einhegen lassen, wann werden sie die virtuellen Grenzen der Buchstaben verlassen, sie überwuchern und das Gewinnen abschütteln zugunsten des wilden Wachstums, des Gedeihens und des Überlebens?
Hintergründig und anscheinend leichtfüßig vermessen Mäkipää und Ilex crenata caroline upright die Dimensionen eines Blickes auf die Welt, der vom Automobil geprägt und determiniert wird, und machen diesem die Exklusivität streitig.
Zur Künstlerin
Tea Mäkipää wurde 1973 in Lathi, Finnland, geboren. Sie studierte Kunst an der Academy of Fine Arts in Helsinki, an der Kungl. Konsthögskolan in Stockholm sowie am Royal College of Art in London. Einen Schwerpunkt ihrer Arbeit bildet die Auseinandersetzung mit den ökologischen Katastrophen unserer Zeit. So formulierte sie beispielsweise „Zehn Gebote für das 21. Jahrhundert”.








