Von der Idee zur Umsetzung: Die Jugendpastoral im Strategieprozess

Mut zur Veränderung und Lust auf Entwicklung: Im Februar hat die Abteilung Jugendpastoral begonnen, die Bistumsstrategie konkret umzusetzen. Ziel ist es, die eigene Arbeit klarer zu strukturieren, Ressourcen gezielt einzusetzen und die strategische Ausrichtung des Bistums aktiv mitzugestalten. Abteilungsleiterin Ines Wetjen erzählt, wie das Team gemeinsam lernt, priorisiert und neue Wege geht – mit klaren Zielen, viel Austausch und dem Mut, auch unbequeme Entscheidungen zu treffen. 

Hallo Ines, im Februar seid ihr damit gestartet, die Bistumsstrategie für die Abteilung Jugendpastoral umzusetzen. Wie ist diese Idee entstanden?

Die Idee ist im Zusammenspiel mit den Informationen zum Strategieprozess in der Leitungskonferenz und in anderen Gremien entstanden. Es war klar: Früher oder später wird die Jugendpastoral Teil des Strategieprozesses sein – also wollten wir lieber frühzeitig starten, um Zeit zu gewinnen, Dinge auszuprobieren, Prozesse anzupassen und gemeinsam zu lernen.
Ein weiterer Grund: Unser Team arbeitet über das gesamte Bistum verteilt. Wir sehen uns selten alle zusammen, meist nur zwei Mal im Jahr bei den Jugendpastoraltagen oder bei den digitalen Abteilungskonferenzen. Die Jugendpastoraltage im Februar haben wir bewusst genutzt, um gemeinsam in den Strategieprozess einzusteigen.

Welche Verbesserungen erhofft ihr euch davon, die neue Strategie beim Jugendpastoral umzusetzen?

Wir versprechen uns vor allem mehr Klarheit und Struktur: Was sind unsere Schwerpunkte und was gehört nicht (mehr) zu unseren Aufgaben? Das hilft uns bei der Priorisierung, sowohl in einzelnen Teams als auch in der gesamten Abteilung.
 Zudem schaffen wir mehr Transparenz, intern wie extern. Wir können besser erklären, was wir tun und warum, aber auch, was wir derzeit nicht leisten können. Das ist nicht immer einfach, aber notwendig, um unsere Ressourcen verantwortungsvoll einzusetzen – vor allem mit Blick auf die Zukunft, in der uns vermutlich weniger Mittel zur Verfügung stehen werden.
Indem wir uns jetzt an eine strategische Arbeitsweise gewöhnen, stärken wir langfristig unsere Handlungsfähigkeit – im Sinne der jungen Menschen, für die wir arbeiten.

Ihr habt nicht nur eine Strategie abgeleitet, sondern auch konkrete Ziele und Maßnahmen formuliert. Wie seid ihr dabei vorgegangen? 

Andrea Wolters hat bei den Jugendpastoraltagen den damaligen Stand der Bistumsstrategie vorgestellt. Auf dieser Grundlage habe ich als Abteilungsleitung Strategien für unsere Arbeit abgeleitet – orientiert am diözesanen Leitbild und den Leitsätzen. Kurz gesagt: Wir wollen Räume eröffnen, in denen junge Menschen im Glauben und in Gemeinschaft gestärkt werden, Haupt- und Ehrenamtliche qualifizieren sowie Vernetzung und Evaluation verbessern.

Auf dieser Basis haben die Kolleg:innen individuelle Ziele und Maßnahmen bis zu den Sommerferien formuliert, die wir im Februar und März in den Jahresgesprächen verbindlich festgehalten haben. In den monatlichen digitalen Meetings haben wir dann regelmäßig geschaut, wie realistisch die Umsetzung ist. Ende Juni gab es ein Review-Treffen im Tabor, bei dem wir sowohl auf die Inhalte als auch auf die Zusammenarbeit zurückgeblickt haben.

Wie wirkt sich die Umsetzung in den Angeboten eurer Abteilung aus?

Es geht uns nicht darum, möglichst viele neue Angebote zu schaffen. Vielmehr prüfen wir, welche bestehenden Formate zu unseren strategischen Zielen passen – und welche wir gezielt stärken. Wir setzen Ressourcen dort ein, wo sie am meisten Wirkung entfalten. Gleichzeitig entscheiden wir uns auch bewusst gegen bestimmte Aktivitäten, wenn sie nicht zu unseren aktuellen Schwerpunkten passen; das ist Teil der Priorisierung.

Wer ist daran beteiligt? Das Team am Domhof oder sind auch eure bistumsweiten Einrichtungen involviert?

Alle Mitarbeitenden der Abteilung Jugendpastoral sind beteiligt – sowohl die Kolleg:innen im BGV als auch die Teams in den Einrichtungen Emmaus, Tabor und Wohldenberg sowie die Referent:innen in den Fachstellen in den Dekanaten. Uns war wichtig, diesen Prozess gemeinsam zu gestalten – auch wenn wir geografisch verteilt arbeiten.

Kannst du uns das an einem konkreten Beispiel erläutern? 

Ein Beispiel ist die Neuausrichtung der Stelle der künftigen Diözesanjugendseelsorgerin beziehungsweise des Diözesanjungendseelsorgers. Bei der Stellenausschreibung haben wir besonderen Wert darauf gelegt, dass zwei strategische Ziele zentral verankert sind: die Qualifizierung von Haupt- und Ehrenamtlichen sowie die Schaffung von Räumen, in denen junge Menschen im Glauben gestärkt werden.
Gleichzeitig mussten wir auch Anfragen für andere, durchaus sinnvolle Formate ablehnen, weil sie nicht mit unseren priorisierten Zielen übereinstimmen. Das ist nicht leicht – aber notwendig, um unsere Arbeit in guter Qualität zu sichern.

Wie habt ihr alles dokumentiert und verbindlich festgehalten?

Alle Ziele und Maßnahmen sowie der jeweilige Umsetzungsstand sind in einer zentralen Excel-Tabelle dokumentiert. Zusätzlich hat jede und jeder Mitarbeitende eine eigene Übersicht mit den Strategien der Abteilung und den individuell vereinbarten Zielen. Das System ist noch nicht perfekt, aber es hilft, den Überblick zu behalten, und wir entwickeln es kontinuierlich weiter.

Welche Erfahrungen habt ihr mit dieser Vorgehensweise bisher gemacht?

Für mich persönlich ist es ein echter Gewinn: Ich kann klarer kommunizieren, wohin sich unsere Abteilung entwickelt, und Entscheidungen (zum Beispiel zu Fortbildungen oder Personaleinstellungen) fundierter treffen. Auch im Team erleben wir mehr Struktur und bessere Anschlussfähigkeit an die Gesamtstrategie des Bistums. Natürlich sind wir noch in einem Lernprozess – aber wir merken, dass sich der Einsatz lohnt.

Welchen Herausforderungen seid ihr bisher begegnet?

Die größte Herausforderung ist der Faktor Zeit. Unsere Arbeitsweise verändert sich – und das braucht Geduld, besonders weil wir uns als Team nicht häufig in Präsenz sehen. Zudem ist unsere Arbeit sehr vielfältig, was es nicht immer einfach macht, eine gemeinsame Linie zu finden. Aber gerade dieser Austausch der unterschiedlichen Perspektiven ist wertvoll – auch wenn er manchmal anstrengend ist.
 Ich merke selbst, dass ich mich immer wieder hinterfragen und Dinge anpassen muss. Aber genau das macht den Prozess lebendig und lehrreich.

Wie geht es für euch jetzt im Rahmen des Strategieprozesses weiter?

Aktuell befinden wir uns in der nächsten Runde: Wir vereinbaren neue Ziele und Maßnahmen für das zweite Halbjahr. Zum Jahreswechsel folgt dann wieder eine Auswertung, bevor ein neuer Zyklus startet. Wir kommen allmählich in einen Rhythmus. Besonders spannend wird es, wenn die endgültige Bistumsstrategie steht – dann prüfen wir selbstverständlich, ob unsere eigenen Strategien angepasst werden müssen.

Vielen Dank für das Gespräch.