Andere Zeiten fordern andere Gremien

Diözesanrat der Katholiken im Bistum Hildesheim traf sich zur Frühjahrs-Vollversammlung

Hildesheim (bph) Gemeindegremien, Zwangsprostitution und Kinderarmut – breit war das Themenfeld, auf dem sich der „Diözesanrat der Katholiken im Bistum Hildesheim“ am Samstag auf seiner Frühjahrs-Vollversammlung im Bischöflichen Generalvikariat bewegte. Dabei begrüßte das oberste Laiengremium der Katholiken einstimmig das Erproben neuer Modelle zur Gemeindeleitung und wandte sich ebenso einstimmig gegen die erzwungene Prostitution.

Nach dem Willen des Bischöflichen Generalvikariats sollen ab November in rund einem Dutzend ausgewählter Pfarrgemeinden des Bistums neue Gremienmodelle erprobt werden. Hintergrund sind die Pfarrgemeinderats- und Kirchenvorstandwahlen, die Anfang November in den Bistümern Hildesheim und Osnabrück sowie teilweise im Bischöflichen Offizialat Vechta durchgeführt werden. Bis zu diesem Zeitpunkt will das Bistum Hildesheim eine Reihe weiterer Pfarrgemeinden zusammen führen, so dass sich ohnehin die Frage nach dem Zuschnitt der Laiengremien stellt.

Kirchenrechtsexperte Dr. Markus Güttler und Martin Wrasmann, der sich mit der Zusammenführung von Pfarrgemeinden beschäftigt, stellten bei der Vollversammlung unterschiedliche Modelle vor: Die klassische Trennung in Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand könnte beibehalten und durch Ortsausschüssen für die jeweiligen Kirchorte ergänzt werden. Denkbar wäre auch, die Funktionen eines Pfarrgemeinderates und Kirchenvorstandes in einem Pastoralrat aufgehen zu lassen oder eine Pastoralkonferenz zu wählen, die für die seelsorglichen Belange eines pastoralen Raums zuständig ist. Einstimmig billigten die Mitglieder des Diözesanrats diesen zeitlich begrenzten Modellversuch.

Außerdem schloss sich das Laiengremium der niedersachsenweiten Kampagne „Gegen Zwangsprostitution – Freier haben Verantwortung“ an. Damit fordern die Katholiken Innenminister Uwe Schünemann auf, Menschenhandel und Zwangsprostitution während der Fußball-Weltmeisterschaft und darüber hinaus zu unterbinden. „Diese schrecklichen Formen organisierter Kriminalität stellen eklatante Menschenrechtsverletzungen dar, denen nachhaltig entgegengetreten werden muss!“ heißt es in dem Antrag.

Ausführlich diskutiert wurde ein Vortrag von Dr. Elke Feustel vom Forschungsinstitut für Philosophie Hannover (FIPH) zum Thema „Kinderarmut in Deutschland“. Feustel wies darin auf die stark gestiegene Zahl von Kindern unterhalb der Armutsgrenze hin und zeigte die Folgen für die Bildungschancen und die Gesundheit der betroffenen Kinder auf. In einer lebhaften Aussprache betonten einige Delegierte des Diözesanrat die Selbstverantwortung der betroffenen Familien.

Zum ersten Mal nahm Bischof Norbert Trelle an einer Vollversammlung des Diözesanrates teil. Vom stellvertretenden Vorsitzenden Prof. Dr. Aloys Hüttermann erhielt der Bischof die Kopie eines Siegels von Bischof Adelog als Geschenk. Dieser 23. Bischof von Hildesheim übernahm im 12. Jahrhundert ein finanziell zerrüttetes Bistum und schaffte es, binnen 20 Jahren dessen Finanzen zu sanieren. Bischof Trelle möge dieses Vorbild nicht als Bedrängung, sondern als Stärkung seiner Arbeit betrachten, bat Hüttermann schmunzelnd. Die aktuellen finanziellen Probleme des Bistums seien nämlich nicht neu in der Geschichte, stellte der stellvertretende Vorsitzende fest.

Bischof Trelle revanchierte sich mit dem Wunsch nach einer guten Zusammenarbeit: „Bewahren Sie sich den Blick für das Wesentliche und helfen Sie mit, dass Gottes Segen reiche Frucht trägt“, bat der Oberhirte.

Der Diözesanrat der Katholiken im Bistum Hildesheim ist auf Bistumsebene das oberste Laiengremium. Er setzt sich derzeit aus 62 Mitgliedern zusammen, die aus den Dekanatsräten, katholischen Verbänden und kirchlichen Berufsgruppen entsandt werden. Dazu kommen Persönlichkeiten, die der Bischof berufen hat. Die Vollversammlung des Diözesanrats tagt in der Regel zwei Mal jährlich.