Auf Freiwilligkeit setzen

Bischof Norbert Trelle spricht sich gegen eine allgemeine Dienstpflicht aus

Hildesheim (bph) Gegen einen allgemeinen Pflichtdienst für junge Männer und Frauen als Ersatz für Wehr- und Zivildienst hat sich am Mittwoch der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle ausgesprochen. Besser sei es, auf Freiwilligkeit zu setzen, sagte Trelle beim Besuch von Dr. Jens Kreuter, dem Bundesbeauftragten für den Zivildienst, im Bernwardkrankenhaus Hildesheim. Kreuter kam zu einem Informationsbesuch in das Krankenhaus, um dort mit Zivildienstleistenden zu sprechen.

Fast 60 Zivildienstleistende des Bernwardkrankenhauses hatten sich im Mehrzweckraum des Hospitals zusammen gefunden, um mit Bischof Trelle und dem Bundesbeauftragten über ihren Zivildienst zu diskutieren. Dass fast alle gekommen waren – und nahezu alle Zivildienstplätze des Krankenhauses besetzt sind – wertete Dr. Jens Kreuter als positives Zeichen für das katholische Krankenhaus. Durchschnittlich könne in den Einrichtungen, die Zivildienstplätze anbieten, nur etwa die Hälfte der Stellen besetzt werden, sagte Kreuter aus seiner Erfahrung.

In der Fragerunde zeigte sich, dass die jungen Männer durchaus zufrieden sind mit ihren Aufgaben, sich aber gegenüber jenen Altersgenossen benachteiligt fühlen, die keinen Dienst leisten müssen – und gegenüber gleichaltrigen Frauen. „Die gewinnen ein Jahr bei der Berufsausbildung“ war in der Diskussionsrunde zu hören.

Diesen Klagen hielt Dr. Kreuter entgegen, dass der Zivildienst inzwischen gesellschaftlich anerkannt und bei den Arbeitgebern hoch geschätzt sei. Bei gleicher Qualifikation erhalte meist der ehemalige Zivildienstleistende den Vorzug gegenüber einem Konkurrenten, der keinen Dienst geleistet habe, sagte der Bundesbeauftragte. Bischof Trelle erteilte der Idee eines allgemeinen Pflichtdienstes für alle eine klare Absage. Man könne junge Menschen nicht zwingen, einen sozialen Dienst zu absolvieren, wenn sie nicht wollen. „Ich stelle mir vor, dass eine junge Frau sich in einer Familie um Kinder kümmern soll, obwohl sie keine Kinder mag“, beschrieb der Bischof recht anschaulich, „diese Kinder könnten einem schon jetzt Leid tun.“ Gute Erfahrungen habe das Bistum mit dem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) gemacht, zu dem sich meist junge Frauen aus freien Stücken entschließen.

Vor dem Gespräch mit den Zivildienstleistenden hatte sich Dr. Kreuter mit dem Bischof getroffen. Außerdem stellte ihm Sr. Canisia Corleis aus der Geschäftsführung das Bernwardkrankenhaus vor und führte den Bundesbeauftragten über die neu eröffnete Palliativstation.