"Aus" für Angersteiner Gedenkkirche?

Schlechter Bauzustand führt vermutlich zum Abriss

Hildesheim/Nörten (bph) Die katholische Gedenkkirche Zur Göttlichen Vorsehung (Divina Providentia)" in Nörten-Hardenberg, Ortsteil Angerstein, wird voraussichtlich am 28. Januar 2003 geschlossen und danach abgerissen.

Grund für diese Maßnahme ist nach Aussage von Martin Wrasmann, Leitender Referent für die Weiterentwicklung pastoraler Strukturen im Bischöflichen Generalvikariat, der schlechte Bauzustand der Kirche. Eine Sanierung koste ungefähr 160.000 Euro. Da die Kirche nur noch selten zu Gottesdiensten genutzt werde, habe man sich zur Schließung und zum Abriss entschlossen, so der Leitende Referent. Diese Entscheidung sei mit dem Pfarrgemeinderat abgestimmt und werde von ihm mitgetragen. Auch bei einer öffentlichen Gemeindeversammlung hat es nach Wrasmanns Worten keine Gegenstimmen gegeben. Die endgültige Schließung wird allerdings noch im Priesterrat des Bistums beraten. Falls Priesterrat und Bischof zustimmen, wäre die Gedenkkirche in Nörten-Hardenberg die erste Kirche, die in neuerer Zeit im Bistum Hildesheim abgerissen wird.

Den Grundstein der Kirche "Zur göttlichen Vorsehung" legte der damalige Bischof Heinrich Maria Janssen am 8. September 1965. Am 28. Januar 1967 wurde sie in Anwesenheit des niedersächsischen Ministerpräsidenten Dr. Diederichs geweiht. Glückwunschtelegramme kamen unter anderem vom Bundespräsidenten und Bundeskanzler. Die Kirche bekam den Status einer Filialkirche zur Pfarrei Nörten-Hardenberg.

Bekannt ist das Gotteshaus auch als "Gedächtniskirche für Flucht und Vertreibung". Diesen Namen verdankt es seiner ungewöhnlichen Entstehungsgeschichte. Im Jahre 1961 waren 53 Männer, Frauen und Kinder aus dem innerdeutschen Grenzort Bösekendorf in den Westen geflohen. Zwei Jahre später folgten zwölf weitere. Erste Aufnahme fanden sie im Durchgangslager Friedland. Dessen Pfarrer Wilhelm Scheperjans bemühte sich sehr um die Flüchtlinge. Seinem Einsatz ist es im wesentlichen zu verdanken, dass 1964/65 in Angerstein bei Nörten-Hardenberg Gelände für die Neuansied-lung der Flüchtlinge und den Bau der Kirche gekauft werden konnte.