Brückenbauer zwischen Ost und West

Emeritierter Bischof Dr. Josef Homeyer mit Edith-Stein-Preis ausgezeichnet

Göttingen/Hildesheim (bph) Der emeritierte Hildesheimer Bischof Dr. Josef Homeyer ist für seine langjährigen Verdienste um Osteuropa mit dem Göttinger Edith-Stein-Preis ausgezeichnet worden. Die Preisverleihung fand am Sonntagabend im historischen Saal des alten Rathauses in Göttingen statt.

Der Hildesheimer Altbischof habe „Grenzen überschritten zu einer Zeit, als dies noch nicht üblich war“, betonte Dr. Serafim Romuln Joantá, Metropolit der Rumänisch Orthodoxen Metropolie für Deutschland und Zentraleuropa in seiner Laudatio. Durch seine Bemühungen für eine Aussöhnung mit den orthodoxen Kirchen in Osteuropa, seine persönlichen Beziehungen zu orthodoxen Patriarchen und seinen Einsatz für einen Gottesbezug in der Europäischen Verfassung sei Homeyer zu einem „Brückenbauer zwischen Ost und West“ geworden, so der Metropolit. Besonders beeindruckt zeigte sich die Jury des Edith-Stein-Kreises um Dr. Mary Heidhues von dem von Homeyer angestoßenen Projekt „Friedensgrund“. Seit Beginn der 1990er Jahre opfert der Altbischof in jedem Jahr einen Teil seiner Sommerferien, um mit Jugendlichen aus verschiedenen osteuropäischen Ländern und dem Bistum Hildesheim in Osteuropa nach dem benediktinischen Prinzip „ora et labora“ an einem Bauprojekt zu arbeiten.

Homeyer selbst zeigte sich „sehr berührt“ von der Auszeichnung. Ein Europa, das nur durch Politik und Finanzen zusammengehalten werde, habe keine Seele, sagte der Altbischof in seiner Dankesrede. Das Bemühen um Versöhnung zwischen Ost und West, vor allem auch der Kirchen, müsse deswegen vorrangiges Ziel bleiben. „Was Not tut ist, dass wir endlich einen Weg zueinander finden. Was Not tut, ist Versöhnung.“ Auch dürften in einem geeinten Europa die östlichen Traditionen nicht vernachlässigt werden. Die Verleihung des Preises habe für ihn darüber hinaus vor allem den Sinn, „die Erinnerung an Edith Stein wach zu halten und auf ihre Botschaft immer wieder neu hinzuweisen“: ihre Sorge um die Zukunft Europas und ihr Bemühen um Versöhnung.

Mit dem Edith-Stein-Preis ehrt der Göttinger Edith-Stein-Kreis seit zehn Jahren Persönlichkeiten, Gruppierungen und Institutionen, die sich durch Grenzüberschreitungen in ihrem sozialen, politischen und gesellschaftlichen Engagement in hervorragender Weise ausgezeichnet haben. Die Auszeichnung besteht aus einer Medaille und einem Preisgeld von 5.000 Euro. Homeyer wird das Preisgeld für den Bau eines Jugendzentrums in Rumänien zur Verfügung stellen.

Dr. Josef Homeyer wurde 1929 in Harsewinkel geboren und studierte Teologie in Münster und Innsbruck. 1955 promovierte er zum Doktor der Philosophie und wurde 1958 zum Priester geweiht. Danach war er als Kaplan, Landvolk-Seelsorger und Schulreferent im Bistum Münster tätig. 1972 wechselte er als Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz nach Bonn und wurde am 13. November 1983 zum Bischof von Hildesheim geweiht. Seit dem 20. August 2004 ist Dr. Josef Homeyer emeritiert. Homeyer ist weiterhin Präsident der Kommission der Bischofskonferenzen der EU (ComECE). Zu den zahlreichen Auszeichnungen gehören unter anderem die Ehrendoktorwürde der Universität Hannover und die Niedersächsische Verdienstmedaille.

Die Dankesrede von Bischof em. Dr. Josef Homeyer im Wortlaut