Christen müssen in die Gesellschaft hinein

Bischof Dr. Josef Homeyer wendet sich gegen Rückzugstendenzen der Kirche

Hildesheim (bph) Für ein offenes Verhältnis der Kirchen zur modernen pluralistischen Gesellschaft hat sich Dr. Josef Homeyer, emeritierter Bischof von Hildesheim, am Samstag auf der Tagung "Zivilgesellschaft – Ort kirchlicher Praxis" in der Hildesheimer Dombibliothek eingesetzt. Diese Tagung war vom "Forschungsinstitut für Philosophie Hannover" (fiph) zu Ehren des Bischofs veranstaltet worden.

"Wer von der 'Welt von heute' nichts versteht, versteht auch nichts von der 'Kirche in der Welt von heute'". Mit diesen Worten erinnerte Homeyer an das II. Vatikanische Konzil, das den Ausbruch aus dem "im Kulturkampf entwickelten und relativ geschlossenen katholischen Milieu" gewagt habe. Darum sei die Gesellschaft, wie die Kirche sie vorfinde, jene Gesellschaft, an der sich das Evangelium bewähre oder scheitere, so Homeyer. Damit wandte sich der emeritierte Bischof auch vehement gegen Rückzugstendenzen der Kirche in eine "allzu friedfertige Pastoral" und eine "ent-gesellschaftlichte" christliche Praxis.

Zugleich verteidigte Homeyer den Begriff der "Zivilgesellschaft" gegen den Vorwurf, er sei nur ein Vorwand für Sozialabbau. Dieser durch Jahrhunderte entwickelte Begriff meine vielmehr die Förderung und Stärkung einer unabhängigen gesellschaftlichen Sphäre gegenüber Staat und Wirtschaft. So könne "soziales Kapital" entstehen, ohne das eine nachhaltige Demokratie nicht lebensfähig sei.

Bischof Dr. Josef Homeyer hat wie kaum ein anderer das Verhältnis von Katholischer Kirche, Staat und Öffentlichkeit geprägt. Dazu gehörte auch die Gründung des fiph. Im Rahmen dieser zu seinen Ehren veranstalteten Tagung diskutierte Bischof Homeyer mit den Vorstandsmitgliedern der Stiftung des fiph: Prof. Dr. Ulrich Hemel, Prof. Dr. Hans Joas und Prof. Dr. Hans-Joachim Höhn sowie Prof. Dr. Christian Starck.