Das Herz – ein dehnbarer Muskel

Bischof Norbert Trelle weihte am Pfingstsamstag einen Priester

Hildesheim (bph) Das Bistum Hildesheim hat einen neuen Priester! Bischof Norbert Trelle weihte am Pfingstsamstag in der Hildesheimer Basilika St. Godehard Timm Keßler (37) aus Lüneburg zum Priester. Keßler wird seine erste Stelle als Kaplan in Duderstadt, St. Cyriakus, antreten.

Ausnahmsweise nicht im Dom sondern in St. Godehard legte der Bischof dem jungen Diakon die Hand auf. Der Dom war ganz in der Hand der ZDF-Techniker, die für die Übertragung des ZDF-Fernsehgottesdienstes am folgenden Sonntag probten.

Der Feierlichkeit tat dies keinen Abbruch, ganz im Gegenteil. Bei strahlendem Sonnenschein versammelten sich die Ministranten und zahlreiche Priester des Bistums im Pfarrgarten von St. Godehard, um dann gemeinsam mit dem Bischof und dem ganz in Weiß gekleideten Weihekandidaten in die Basilika einzuziehen, wo eine Schola von Theologiestudenten und Benediktiner Samuel an der Orgel den hohen Raum mit feierlichen Klängen erfüllten.

„Das Herz ist ein dehnbarere Muskel“ zitierte Bischof Norbert Trelle bei der Predigt aus einem amerikanischen Film. Wie weit lässt sich ein Herz dehnen, wenn der Herr ruft? fragte der Hildesheimer Oberhirte. Mit seinem „Hier bin ich!“ habe sich Keßler ganz in den Dienst des Herrn gestellt und müsse sich damit auch dem „Glaubwürdigkeitstest für Priester“ unterziehen, forderte Trelle: Geduld zu üben; es bei den Menschen gleichermaßen wie bei Gott aushalten können. Der Bischof wünschte seinem jungen Priester, er möge immer ein dehnbares Herz haben für alle Menschen, nicht nur für die Kerngemeinde der Katholiken.

Vor der ganzen Gemeinde versprach Timm Keßler dem Bischof Ehrfurcht und Gehorsam. Als Priester will er das Evangelium verkünden, die Sakramente feiern und sich um die Hilfsbedürftigen sorgen. Zum Zeichen der Hingabe legte sich der Weihekandidat dann bei der Allerheiligenlitanei auf den Boden, bevor der Bischof das Weihegebet sprach und Timm Keßler damit zum Priester weihte. Auch die Weihbischöfe und viele mitfeiernde Priester legten dem Neupriester danach die Hände auf. Anschließende wurde dem Geweihten die liturgische Kleidung angelegt.

Aufgewachsen ist Timm Keßler in der Lüneburger Gemeinde St. Marien. Nachdem er an der Realschule Lüneburg 1988 den erweiterten Sekundarabschluss gemacht hatte, wollte Timm Keßler zunächst in die Berufswelt und ließ sich in Lüneburg zum Sparkassenkaufmann ausbilden. Nach einem Zwischenspiel als Wehrpflichtiger beim Panzeraufklärungsbataillon 3 in Lüneburg arbeitete er dann bis 2002 als Serviceberater in der Sparkasse der Stadt und bildete sich zum Sparkassenfachwirt fort. Durch seinen Pfarrer in Lüneburg erfuhr Keßler vom Studienhaus St. Lambert in Lantershofen im Ahrtal, wo man auf dem dritten Bildungsweg katholische Theologie studieren kann. Dort hat Timm Keßler dann im Sommer 2006 sein Examen als Theologe abgelegt. Während des Studiums führte ihn ein dreimonatiges Schul- und Gemeindepraktikum in die Gemeinden St. Marien in Braunschweig-Querum und St. Martin, Wendhausen. Nach der Diakonenweihe im März 2007 absolvierte er sein Diakonatsjahr in der Gemeinde St. Elisabeth in Hannoversch Münden.