Den Blick nach vorne richten

Die Schließung der Edith-Stein-Schule soll keine Existenzen vernichten

Hildesheim/Bremerhaven (bph) Nach Jahren des Schrumpfens sei jetzt endlich wieder der Blick nach vorne möglich. Mit dieser Botschaft trat der Gesamtverband der katholischen Kirchengemeinden Bremerhaven heute in Bremerhaven-Lehe vor die Presse. Wie bekannt geworden war, hat der Gesamtverband beschlossen, die katholische Edith-Stein-Schule zu schließen, drei katholische Grundschulen aber zu erhalten und auszubauen.

Wann die Edith-Stein-Schule mit ihren 510 Schülern geschlossen wird, ist nach Aussagen von Privatdozent Dr. Jörg-Dieter Wächter, Leiter der Hauptabteilung Bildung im Bischöflichen Generalvikariat Hildesheim, noch nicht sicher. Frühestens im Sommer 2003, spätestens im Sommer 2007. Neue Schüler würden ab dem kommenden Schuljahr aber nicht mehr aufgenommen. Die Abschlussklassen des laufenden Schuljahres könnten auf jeden Fall noch ihren Abschluss an der Edith-Stein-Schule machen. Das Bischöfliche Generalvikariat wolle nun Verhandlungen mit dem Bundesland Bremen aufnehmen, um den Schulunterricht für die anderen Schüler sicher zu stellen, so Wächter bei der Pressekonferenz in Bremerhaven.

Betroffen von der Entscheidung sind auch 37 Lehrkräfte der Edith-Stein-Schule. Mit allen werde man Gespräche über ihre weitere berufliche Zukunft führen. Möglicherweise müsse man den einen oder anderen versetzen, deutete Heinrich Ketteler, Vorsitzender des Gesamtverbandes, an. Aber er stellte gegenüber der Presse auch unmissverständlich klar: "Niemand wird durch diesen Beschluss seine Existenz verlieren."

Bei den drei von der Schließung nicht betroffenen katholischen Grundschulen Alfred-Delp-Schule, Sankt-Ansgar-Schule und Johannesschule könne man jetzt endlich wieder den Blick nach vorne richten, sagte Heinz W. Kneip, der als Geschäftsführer der Lucifair Unternehmensberatung die katholischen Schulen durchleuchtet hat, mit einiger Befriedigung: "Nach Jahren des schleichenden Schrumpfens sind jetzt wieder Perspektiven zu sehen." Denkbar sei der pädagogische Ausbau der Grundschulen zum Beispiel zu Ganztagsschulen.

Dechant Wigbert Schwarze, stellvertretender Vorsitzender des Gesamtverbands, sieht den Beschluss "mit einem lachenden und einem weinenden Auge". Natürlich schmerze ihn der Verlust der Edith-Stein-Schule. Andererseits sei nun der finanzielle Spielraum da, um eine breite Gruppe von Schülern im wichtigen Alter zwischen sechs und zehn Jahren weiterhin durch die katholischen Grundschulen zu erreichen. "Besser so als gar nicht", meinte Schwarze.

Der Gesamtverband der katholischen Kirchengemeinden in Bremerhaven ist Träger der vier katholischen Schulen in Bremerhaven. Seinen Beschluss zur Schließung der Edith-Stein-Schule hat der Gesamtverband am 15. November gefasst. Gestern, 19. November, haben der Hildesheimer Bischof Dr. Josef Homeyer und sein Beratergremium diesem Beschluss zugestimmt. Hintergrund ist zum einen die prekäre finanzielle Situation der katholischen Schulen in Bremerhaven: Der Zuschuss des Bistums Hildesheim wird aufgrund eines Sparbeschlusses von rund 1,7 Millionen Euro auf 1,2 Millionen Euro pro Jahr gekürzt. Entscheidender seien aber die strukturellen Probleme, so Heinz W. Kneip von Lucifair: Es gebe immer weniger Schüler in Bremerhaven und daher auch immer weniger katholische. "Der Sparbeschluss des Bistums hat die Probleme der katholischen Schule in Bremerhaven nicht erzeugt, sondern erst sichtbar gemacht," so Kneip.