Der kluge Verwalter

Generalvikar und Domkapitular Karl Bernert geht in den Ruhestand

Hildesheim (bph) Er hat das Bistumsschiff in schwierigen Zeiten auf Kurs gehalten, nun gibt er das Steuer in jüngere Hände: Generalvikar Karl Bernert (72) geht in Ruhestand. Bei einem Gottesdienst im Dom am Donnerstag, 31. August um 10 Uhr, wird Bernert offiziell verabschiedet.

Manager des Bistums, oberster Finanz- und Verwaltungschef und damit vor dem Bischof auch letzte Instanz in Personalfragen – keine leichte Aufgabe jedenfalls, die ihm der damalige Bischof Dr. Josef Homeyer im April 1996 anvertraute: Bernert sollte Generalvikar werden, Leiter der Bistumsverwaltung. Gedrängt hat er sich damals nicht nach diesem Amt, aber pflichtbewusst angenommen, wie es seine Art ist. In den zehneinhalb Jahren, die seitdem vergingen, hat Bernert nach eigenen Worten „abgearbeitet, was dran war“. Lieblingsthemen gab es nicht, durfte es wohl auch nicht geben.

Ein Thema allerdings wurde immer wichtiger in diesem Jahrzehnt: die Finanzen. In die Amtszeit des scheidenden Generalvikars fallen unter anderem mehrere Sparbeschlüsse und zuletzt die Vorbereitungen für das Zukunftspapier „Eckpunkte 2020“, das die Zukunft des Bistums sichern soll. Dabei verstand sich der Generalvikar nicht als Zuchtmeister des Bistums, sondern als Moderator unterschiedlicher Interessen, auch wenn am Ende eine Entscheidung zu treffen war, die manchmal weh tat.

Zugleich stand Bernert dem Bischof als einer von acht Domkapitularen zur Seite, die unter anderem den neuen Bischof Norbert Trelle wählten. Beide Ämter legt er nun zum 1. September nieder, behält aber den Titel eines Prälaten. Er gehe „ohne Schmerz“, wie er selbst sagt, und das klingt glaubhaft. Wer mit dem scheidenden Generalvikar zusammen arbeitete, der spürte, dass er seine Macht immer als Verpflichtung verstand und versuchte, seinen Mitarbeitern durch Disziplin ein Vorbild zu sein. Ob ihm das gelungen sei, mögen andere beurteilen, sagt Bernert lächelnd.

Ärmel aufkrempeln, hart arbeiten und angetragene Aufgaben gerne übernehmen – das hat Karl Bernert immer ausgezeichnet. Schon als Junge musste sich der 1933 im oberschlesischen Osseg aufgewachsene Junge durchbeißen. 1946 kam er in die Nähe von Peine, lernte Bäcker und Konditor und arbeitete anschließend beim Maschinenbau „um Geld zu machen“, wie er heute sagt. Über die Abendschule holte er 1960 das Abitur nach und studierte Theologie. Nach seiner Priesterweihe 1966 war er zwei Jahre lang Kaplan in Northeim. Dann wurde er „völlig überraschend“ zum Militärpfarrer berufen. Zunächst nach Nienburg, dann als Militärdekan nach Buxtehude.

Ebenso überraschend für ihn kam eine andere Berufung: 1978 beauftragte ihn der damalige Bischof Heinrich Maria Janssen mit der Leitung des Diözesan-Caritasverbandes. Wieder ein neues Gebiet, auf dem er sich einarbeiten musste. Die Caritas ist Karl Bernert über die Jahre ans Herz gewachsen. Und dennoch nahm er klaglos Abschied von seiner Aufgabe, als ihm Bischof Dr. Josef Homeyer 1996 das Amt des Generalvikars übertrug.

Die Kondition dafür holte sich der Generalvikar beim Joggen um einen Hildesheimer Badesee und beim Fahrradfahren. Außerdem zieht es den fast 73-Jährigen im Urlaub mit Freunden regelmäßig in die Berge. „Es gibt kaum einen Alpengipfel, den wir noch nicht erklommen haben“, sagt Bernert stolz.

Dazu wird der scheidende Generalvikar bald mehr Zeit haben. Große Pläne hat er dennoch nicht für seinen Ruhestand. Eine Menge zu lesen gäbe es, sagt Bernert, und sportlich will er auch in Zukunft bleiben. Außerdem wird er an den Wochenenden als Pfarrer aushelfen, wo Not am Mann ist. Eines jedenfalls kann Prälat Karl Bernert sicher ausschließen: „Ich werde ab September nicht zum Langschläfer!“