Dialog mit China: Verrat oder Notwendigkeit?
Annette Schavan sprach auf dem Jahresempfang des Bistums Hildesheim
Die ehemalige Bundesministerin für Bildung und Forschung, Annette Schavan, sprach am Montagabend im Hildesheimer Dom beim Jahresempfang der Diözese Hildesheim über die Schwierigkeiten und Chancen von diplomatischen Beziehungen mit China.
„China braucht selbstbewusste Gesprächspartner. Die Weltkirche gehört dazu“, lautete das Fazit der Rede von Annette Schavan. Dem Vatikan könnten die Millionen von Katholiken im Land nicht gleichgültig sein. Experten sprächen von 10 Prozent Christen in der chinesischen Bevölkerung, die Tendenz sei steigend. Der Dialog mit chinesischen Gesprächspartnern sei allerdings zunehmend erschwert, da immer mehr Themen als innere Angelegenheit bezeichnet werden. „Dialogforen leben davon, dass sich die Partner auch kritische Fragen stellen. Ansonsten erübrigt sich der Dialog“, so Schavan.
Der Umgang mit den Religionen in der Volksrepublik sei bedrückend, von Religionsfreiheit könne keine Rede sein. „Religion bleibt der Kommunistischen Partei suspekt, sie gilt als unberechenbar“, betonte Schavan. Autokraten würden keine anderen Einflüsse gelten lassen, über die sie nicht bestimmen könnten: „Das gehört zum Grundkonflikt Chinas mit offenen und pluralen Gesellschaften.“ Die katholische Kirche sei ein schwieriger Partner für China, weil sie einflussreich sei, Autorität besitze und weltweit präsent sei.
Wie kann unter diesen Umständen der Dialog des Vatikans mit China gelingen? „Ganz katholisch und ädaquat chinesisch“, zitierte die ehemalige Bundesministerin Erzbischof Paul Gallagher, unter Papst Franziskus „vatikanischer Außenminister“. Daraus spräche ein Selbstbewusstsein, das auch China zu eigen sei, welches „von seinem Aufstieg überzeugt ist“. Entscheidend seien sehr genaue Vorstellungen und klare Ziele, sowie langfristige Strategien. „Ist der Dialog nun Verrat, Naivität oder Zynismus?“, fragte Schavan die Zuhörinnen und Zuhörer im Mariendom. Diese Bewertungen seien falsch, in einer fragil gewordenen Welt ist „der Wert des Dialogs zwischen dem Heiligen Stuhl und China nicht zu unterschätzen“.