Die ordnende Hand im Hintergrund

Hauswirtschaftsmeisterin Maria Suthe begleitet Bischof Homeyer seit 30 Jahren

Hildesheim (bph) Sie kennt die Kleidergröße des Bischofs und seine Schwäche für Süßigkeiten. Sie managt das Bischofshaus und würde sich dennoch niemals ungebührliche Vertraulichkeiten gegenüber dem Hausherrn erlauben: Maria Suthe (64), Hauswirtschaftsmeisterin des Hildesheimer Bischofs Dr. Josef Homeyer, steht vor einem neuen Lebensabschnitt: Falls Bischof Homeyer mit seinem 75. Geburtstag (1. August) in Ruhestand geht, wird sich auch ihr Aufgabenfeld verändern.

Seit mehr als 30 Jahren arbeitet Maria Suthe nun für den Bischof. Im März 1974 kam sie auf Vermittlung des Xantener Weihbischofs Janssen zur Deutschen Bischofskonferenz nach Bonn, wo sie das Gästehaus führte. Damaliger Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz: Dr. Josef Homeyer. Als dieser dann im Jahre 1983 Bischof von Hildesheim wurde, wechselte Maria Suthe ebenfalls vom Rhein an die Innerste und übernahm das Management des Bischofshauses.

Auf diese neue Aufgabe war sie bestens vorbereitet. Zwar hatte sie in ihrer Heimatgemeinde Mettingen (Münsterland) den Beruf der Einzelhandelskauffrau gelernt. Doch ein Händchen fürs Kochen und Managen hatte sie schon immer. In Bonn nahm sie dann regelmäßig Kochbücher in die Hand. "Ich habe am Herd viel ausprobiert und dazugelernt", sagt sie heute im Rückblick. Zur Praxis kam die Theorie: Der Prüfung zur Hauswirtschafterin im Jahre 1978 folgte der Meisterkurs, den sie im Jahre 1982 ebenfalls erfolgreich abschloss. Seitdem darf sie sich "Hauswirtschaftsmeisterin" nennen und hat inzwischen mehrfach selbst ausgebildet.

Meisterlich ist ihr Regiment im Hildesheimer Bischofshaus. Still, zurückhaltend und sehr effizient. Wenn der Bischof Gäste erwartet, was oft der Fall ist, bekommt sie Unterstützung durch Aushilfskräfte. Den Löffel behält sie aber fest in der Hand: "Abgeschmeckt wird von mir", sagt sie selbstbewusst, "schließlich bin ich für das Ergebnis verantwortlich."

Und diese Verantwortung nimmt sie sehr ernst. Vor einigen Jahren hatte ein Gast gescherzt, die Suppe zur Vorspeise habe er in diesem Hause schon einmal gegessen. Seitdem archiviert Maria Suthe alle ihre Speisenpläne. Welches Dessert gab es beim Besuch des brasilianischen Bischofs im Jahre 1993? Kein Problem – ein Griff ins Archiv gibt die Antwort. Kein Gast soll eine Suppe zwei Mal essen müssen.

Kein Wunder, dass Maria Suthe schon Tage vor einem großen Gastessen akribisch genau plant und einkauft. Trotz aller professionellen Routine: "Ich habe auch heute noch Herzklopfen, wenn Gäste kommen", bekennt sie lächelnd.

Bei so viel Einsatz ist eine Sieben-Tage-Woche fast die Regel, zumal Bischof Homeyer viele Gäste hat. Ihre eigenen Interessen stellt die Hauswirtschaftsmeisterin zwar hinten an, verleugnet sie aber nicht. Urlaub nimmt sie dann, wenn der Bischof viel unterwegs ist. Gerne fährt sie an die See, geht auch ins Hildesheimer Theater oder besucht Freunde. Zwei ihrer Schwestern wohnen noch in Mettingen und lassen sich gerne besuchen.

Hat sie nicht das Gefühl, etwas verpasst zu haben? "Natürlich hätte ich manchmal gerne noch einen Kurs belegt, zum Beispiel Schreibmaschinenschreiben", bekennt sie, "aber das ging nicht immer wegen der unregelmäßigen Arbeitszeiten." Eine eigene Familie hat sie nie vermisst. "Ich habe mich irgendwann für dieses Leben entschieden und so war es dann eben", sagt Maria Suthe ohne den geringsten Anflug von Bedauern.

In 30-jähriger Zusammenarbeit hat die Hauswirtschaftsmeisterin ihren Chef sehr gut kennen gelernt. Sie weiß die Kleidergrößen des Bischofs und lässt passende Stücke zum Anprobieren ins Haus liefern. Die Frühstücksgewohnheiten des Nachtarbeiters Homeyer sind ihr längst vertraut: "Knabbeln" (trockenes Weißbrot mit heißer Milch), dazu Kaffee und einen Joghurt. Sie weiß, dass er selten zu Mittag isst und sich lieber am Abend gut bekochen lässt. Gerne dürfen es dann Nudeln in allen Variationen sein, weniger gerne Salat. "Grünzeug" verspeist das Bistumsoberhaupt eher aus Vernunft, weniger aus Lust.

Stellt sich bei so viel Vertrautheit nicht irgendwann eine Vertraulichkeit ein? Nein, sagen alle, die den Bischof und seine Hauswirtschaftsmeisterin kennen. Nein, sagt auch Frau Suthe selbst. Vielleicht ist es gerade das Geheimnis dieses erfolgreichen Zweierteams, dass beide sich in ihren jeweiligen Arbeitsbereichen respektieren. "Machen Sie das mal’" ist der Standardsatz des Bischofs in allen Fragen rund um das Bischofshaus. Im Gegenzug würde Maria Suthe nie auf die Idee kommen, Entscheidungen des Bischofs beeinflussen zu wollen.

Am 1. August wird Bischof Dr. Josef Homeyer 75 Jahre alt und danach wahrscheinlich in Ruhestand gehen. Und Maria Suthe? Die wird mit ihm umziehen und weiterhin den Haushalt des Bischofs führen. Der wird dann eine Nummer kleiner und ruhiger sein als bisher. Vielleicht bleibt der Hauswirtschaftsmeisterin des emeritierten Bischofs dann mehr Zeit, zu einem guten Geschichtsbuch zu greifen und vor allem: Rezepte aus Zeitschriften zu sammeln und auszuprobieren. Denn auf eines wird der emeritierte Bischof Dr. Josef Homeyer auch im Ruhestand nicht verzichten müssen: Abwechslungsreiche Gerichte, meisterhaft zubereitet mit der Erfahrung eines langen Arbeitslebens und mit dem Selbstbewusstsein einer Frau, die bei aller Treue auch immer ihren eigenen Weg gegangen ist.