Ein bewusster Weg zur Kirche

Bischof Homeyer tauft in der Osternacht eine junge Frau

Hildesheim (bph) Während immer weniger Kinder katholisch getauft werden, nimmt das Interesse an der Erwachsenentaufe zu. Auch Kathleen Weilemann hat sich dazu entschlossen. In der diesjährigen Osternacht wird die 24Jährige durch Bischof Dr. Josef Homeyer getauft und dadurch in die katholische Kirche aufgenommen.

"Ich bin glücklich, dass ich mich dazu entschieden habe", sagt Kathleen Weilemann und strahlt. Dazu mischt sich auch ein wenig Vorfreude auf das Praktikum in einem Kinderheim in Guatemala, das die Sozialpädagogik-Studentin am 15. April antreten will. Diese siebenmonatige Tätigkeit war der äußere Anlass für Weilemanns Entscheidung, sich taufen zu lassen. "Guatemala ist ein katholisches Land", erklärt sie, "und ich möchte die Gottesdienste ganz mitfeiern können, nicht nur als Gast".

Doch der Entschluss, der katholischen Kirche beizutreten, ist seit Jahren gewachsen. Dazu haben auch Menschen beigetragen. Eigentlich kommt die gebürtige Berlinerin aus einem atheistischen Elternhaus. Doch ihr Freund ist katholisch und im vergangenen Jahr hat die junge Studentin ein Praktikum bei der „Caritas“ gemacht. "Das hat den Ausschlag gegeben", sagt sie heute.

Auf Empfehlung kam sie in die Gemeinde von Dr. Christian Hennecke, Pfarrer in Liebfrauen und St. Georg, Hildesheim, und Leiter des Fachbereichs Verkündigung am Bischöflichen Generalvikariat. Dort schloss sie sich einer Gruppe von Frauen an, die sich regelmäßig zu Glaubensgesprächen treffen. In einem Gottesdienst im Januar wurde sie offiziell der Gemeinde vorgestellt und in der Osternacht erhält sie aus der Hand von Bischof Homeyer zugleich Taufe, Erstkommunion und Firmung.

Dieser Weg, den Kathleen Weilemann bis zur Taufe gehen wird, ist noch etwas ungewohnt für das alte Bistum Hildesheim. Neu ist er keineswegs. "Im frühen Christentum war die Erwachsenentaufe die Regel", weiß Dr. Christian Hennecke. "Die Taufe von Säuglingen ist kirchenrechtlich gesehen eigentlich eine Ausnahme." Denn dabei geht die Kirche davon aus, dass die Kleinen in den Glauben erst hineinwachsen müssen. Einen Glauben, für den sich die erwachsenen Taufbewerber schon ganz bewusst entschieden haben.

Rund 100 Erwachsene werden jedes Jahr im Bistum getauft. Die allermeisten bereiten sich in ihrer jeweiligen Heimatgemeinde auf die Aufnahme in die katholische Kirche vor. Sie werden vom örtlichen Pfarrer getauft, nachdem dies kirchenrechtlich genehmigt wurde. Denn das Recht der Taufe steht alleine dem Bischof zu, der diese Aufgabe aber in der Regel an die Priester vor Ort delegiert. Jeder Pfarrer entscheidet selbst, wie er einen Erwachsenen auf dieses Sakrament vorbereitet. Entsprechend individuell sind die Wege dorthin.

Seit einigen Jahren propagiert das Bistum daher das "Erwachsenenkatechumenat" als eine Art Glaubenskurs. Dessen wichtigster Bestandteil sind die Katechumenatsgruppe – Christen, die den Taufbewerber durch Gespräche in den Glauben einführen. Verschiedene liturgische Feiern bringen Taufbewerber und Gemeine einander nahe. "Eine spannende Auseinandersetzung für jene, die schon getauft sind", hat Hennecke in seiner eigenen Gemeinde erfahren. Am ersten Fastensonntag werden die Taufbewerber in der Hildesheimer St. Antoniuskirche durch den Bischof offiziell zur Taufe zugelassen, die dann in der Osternacht in den jeweiligen Heimatgemeinden vollzogen wird. "Dieser Weg wird die Kirche verändern", ist sich Pfarrer Hennecke sicher. "Wenn man bewusst auf die Taufe hinarbeitet, schärft das den Sinn für den Wert dieses Sakraments". Auch wenn nicht jeder durch den Bischof selbst getauft werden kann, wie Kathleen Weilemann.