Ein Löwe für die Sammlung

Dom-Museum Hildesheim stellt neu erworbenes Gießgefäß aus

Hildesheim (bph) Das Hildesheimer Dom-Museum ist um eine Attraktion reicher: Mit Hilfe von Förderern konnte jetzt ein wertvolles mittelalterliches Gießgefäß in Löwenform erworben werden, das sich lange in Wiener Privatbesitz befunden hat. Dieses so genannte Aquamanile ist vom 14. Juni bis 3. Dezember in einer Kabinettausstellung des Dom-Museums zu sehen, die Hauptwerke mittelalterlicher Bronzekunst aus dem weltberühmten Sammlungsbestand präsentiert.

Möglich war die wertvolle Neuerwerbung nur mit Hilfe der Kulturstiftung der Länder, der Ernst von Siemens Kunststiftung, der Stiftung Niedersachen, der Niedersächsischen Sparkassenstiftung und der Sparkasse Hildesheim.

Aquamanilien gelangten seit dem 12. Jahrhundert in die adeligen Haushalte des Westens. Sie orientierten sich an Vorbildern des Islam und dienten der Handwäsche vor den Mahlzeiten, bei denen sich die Teilnehmer gegenseitig – jeweils der im Rang nachgeordnete dem höher gestellten – „das Wasser reichten“. Die Gefäße stellten häufig Motive wie Löwen, Greifen oder Ritter zu Pferde dar. Als Utensilien für den symbolischen Akt moralischer Reinigung wurden Aquamanilien auch in der Liturgie bei den Händewaschungen des Priesters eingesetzt. Bei diesen Gießgefäßen für den kirchlichen Gebrauch überwog die Gestaltung in Löwenform.

Das neue 27 cm hohe Löwenaquamanile des Dom-Museums ist künstlerisch mit dem Domtaufbecken verwandt, das mit der Bischofskirche von Hildesheim zum Weltkulturerbe gehört. Wie das Taufbecken dokumentiert auch das neuerworbene Aquamanile die außerordentliche Qualität der niedersächsischen und besonders der Hildesheimer Bronzegussarbeiten aus der Zeit des hohen Mittelalters. Dass Niedersachsen und die Bischofsstadt Hildesheim damals ein Zentrum der Kunst waren, beweisen die zahlreichen Funde niedersächsischer Bronzen in anderen europäischen Ländern, etwa Dänemark und Ungarn, und sogar in Russland. Die Gestaltung des Löwen verweist auch auf das Löwendenkmal, das der Welfenherzog Heinrich der Löwe vor seiner Burg in Braunschweig errichten ließ. Durch diese enge künstlerische Verwandtschaft mit den Gusswerken in Hildesheim und Braunschweig ist das Hildesheimer Aquamanile ein Denkmal von nationalem Rang. Von Fachleuten wird es als „künstlerisches und handwerkstechnisches Meisterwerk“ mittelalterlicher Bronzekunst gepriesen.

Informationen:
Dom-Museum Hildesheim; Eingang: im Dom an der Bernwardsäule
Dienstag bis Samstag: 10 bis 13 Uhr und 13.30 bis 17 Uhr;
Sonn- und Feiertage: 12 bis 17 Uhr, Montags geschlossen
Erwachsene: 4,00 Euro; Schüler, Studenten, Ermäßigungsberechtigte: 2,00 Euro
Schulklassen und Schülergruppen aus Stadt und Landkreis Hildesheim sowie Kommunionkinder- und Messdienergruppen haben freien Eintritt;
Führungen nach Voranmeldung, Öffentliche Führung: Sonntag 15 Uhr,

Dom-Museum Hildesheim, Domhof 4, 31134 Hildesheim
Tel (05121) 17916-40, Fax 17916-44
E-Mail: dommuseum(ät)bistum-hildesheim.de
Internet: www.dommuseum-hildesheim.de