Ein Werk und unzählige Arten, es zu zeigen

Das Dommuseum Hildesheim zeigt Fotografien, Grafiken, Dias und Postkarten mit der berühmten Bernwardsäule

Die Bernwardsäule ist eines der bekanntesten Kunstwerke im Hildesheimer Dom. Bilder, Drucke und weitere Medien bescherten dem mittelalterlichen Bronzeguss im 19. Jahrhundert und zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine neue Popularität. Das zeigt die Sonderausstellung „Transfer Bernwardsäule“, die vom 4. Mai bis zum 5. August 2018 zu sehen ist.

Die Hildesheimer Bernwardsäule zählt zu den bedeutendsten Plastiken des Mittelalters. Aus diesem Grund wurde sie mit dem Einsetzen der historischen und kunsthistorischen Forschung oftmals zum Gegenstand von Untersuchungen. In diesem Zusammenhang sind im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Vielzahl von Bildern entstanden. Ihre dunkle Farbe und die schmale, runde Form stellten eine besondere Herausforderung für die Herstellung von Abbildern dar, wofür auch damals neue Bildmedien und Drucktechniken genutzt wurden.

In unmittelbarer Nachbarschaft zu dem in der Domkirche aufgestellten Original präsentiert die Ausstellung eine Handzeichnung, den Berliner Gipsabguss, sowie Buchillustrationen, Fotografien, Postkarten und Glasdias.

Die vornehmlich zweidimensionalen Abbilder heben zumeist einzelne Aspekte des Originals hervor – Gestalt, Bildprogramm, Formgebung, Farbe oder Aufstellungsort. Diesen unterschiedlichen Sichtweisen kamen in Wissenschaft, Gesellschaft, Kirche und Politik popularisierende, sakrale, Wissen generierende und politische Funktionen zu.

Als erste und älteste Darstellungstechnik gilt die Handzeichnung. Von Jacob Burckhardt, einem der berühmtesten Gelehrten des 19. Jahrhunderts, wird das Skizzenbuch aus seiner Studienzeit ausgestellt. Nachfolgend wurden Zeichnungen und Druckgrafiken zur Illustration der Buchpublikationen verwendet. Mit dem Einsetzen der Fotografie und einer weiterentwickelten Drucktechnik bezog man auch dieses neue Medium in die Bebilderung wissenschaftlicher Publikationen ein.

Zu den eindrucksvollsten Reproduktionen zählen die Gipsabgüsse der Bernwardsäule, die ab der Mitte des 19. Jahrhunderts in zahlreichen Museen von Moskau über London und Wien bis New York ausgestellt wurden. Erstmals seit 1934 kann der Gipsabguss der Staatlichen Museen zu Berlin wieder komplett aufgebaut präsentiert werden. Für Ihn war damals im Neuen Museum auf der Berliner Museumsinsel eigens ein Raum eingerichtet worden, das sogenannte Bernward-Zimmer, dessen Ausstattung und Gestaltung nun im Dommuseum thematisiert werden.

Neue populäre Medien wie Zeitschriftenillustrationen, Fotografien und vor allem Postkarten trugen maßgeblich zur Vermittlung und Verbreitung der Bernwardsäule bei. In den Bildprogrammen öffentlicher Einrichtungen wie Museen und Rathäusern wurde sie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nach Beendigung des Kulturkampfes auch politisch interpretiert. Schließlich ist die Inszenierung der Bernwardsäule vor Ort selbst ein Thema der Bilder, war sie doch bis 1893 auf dem Domhof wie ein Denkmal ausgestellt und wurde später im Dom präsentiert.

Neben eigenen Beständen sind in der Ausstellung Leihgaben aus dem Staatsarchiv Basel-Stadt, den Staatlichen Museen zu Berlin, der Lippischen Landesbibliothek und Mediothek Detmold, dem Kunstgeschichtlichen Seminar der Universität Hamburg, dem Stadtarchiv Hildesheim, dem Bistumsarchiv Hildesheim, der Dombibliothek Hildesheim, dem Germanischen Nationalmuseum Nürnberg, dem Zentralinstitut für Kunstgeschichte München sowie von Candida Höfer, Köln, zu sehen. Kurator der Ausstellung ist Dr. Felix Prinz vom Dommuseum Hildesheim.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Beiträgen von Felix Prinz und Thomas Scharf-Wrede im Verlag Schnell und Steiner, Regensburg.

Öffentliche Führungen:

15. Mai 2018, 16 Uhr, mit Dr. Felix Prinz

7. Juni 2018, 16 Uhr, mit Prof. Dr. Claudia Höhl

WissensRaum:

8. Mai 2018, 18 Uhr: Vortrag von Dr. Felix Prinz mit dem Titel „Transfer und Tradition. Bilder und Dokumente der Bernwardsäule“.

26. Juni 2018, 19 Uhr: Vortrag von Dr. Thomas Scharf-Wrede mit dem Titel „Zur Wiederentdeckung eines Bistumspatrons. Der hl. Bernward und das Bistum Hildesheim im 19./20. Jahrhundert“.

Anlässlich des Welterbetages am 3. Juni 2018 finden im Museum kostenfreie Sonderaktionen zur Ausstellung statt.

Kinderprogramm:

Bernwardsäule mit Bastelwerkstatt am 26. Juli 2018, 14.00 Uhr; Kostenbeitrag 4 Euro; für Kinder ab 6 Jahren, Anmeldung erforderlich unter Telefon (05121) 307-770.

Die Sonderausstellung ist möglich dank der freundlichen Unterstützung des Hildesheimer Dombauvereins, der Niedersächsischen Sparkassenstiftung, der Sparkasse Hildesheim Goslar Peine und dem Verein für Geschichte und Kunst im Bistum Hildesheim.