Endspurt zur Weihe

Timm Keßler aus Lüneburg wird am 10. Mai zum Priester geweiht

Hildesheim/Lüneburg (bph) Der Zieleinlauf ist zugleich ein Start: Timm Kessler (37) wird am Samstag, 10. Mai, um 10 Uhr in der Hildesheimer Basilika St. Godehard von Bischof Norbert Trelle zum Priester geweiht. Für den gelernten Bankkaufmann und leidenschaftlichen Jogger geht damit einerseits ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung. Aber andererseits versteht der Priesteramtskandidat seine Weihe auch als Start in eine interessante Lebensform.

Keßler weiß, was auf ihn zukommt: Der Lüneburger ist in diesem Jahr der einzige Neupriester des Bistums. Immer weniger Männer lassen sich zu Priestern weihen. Damit wachsen Aufgaben und Verantwortung für jeden einzelnen von ihnen. Der Theologe hat großen Respekt vor dieser Aufgabe, doch sie flößt ihm keine Angst ein. „Es wird darauf ankommen, die richtige Balance zwischen der Nähe zu den Menschen und der Ruhe vor Gott zu finden,“ sagt der 37-Jährige. Als angehender Priester gibt er sich gar nicht erst der Illusion hin, alles alleine schaffen zu können, sondern setzt auf Ehrenamtliche: „Ich möchte gerne Menschen finden, die sich nach ihren eigenen Fähigkeiten in der Kirche einsetzen,“ hofft Keßler. Auf keinen Fall will er sich von seinem zukünftigen Beruf aufreiben lassen. „Ich brauche meine Gebetszeiten,“ stellt Keßler klar und baut dabei auf ein gutes Zeitmanagement. Auch vom Joggen wird der sportliche Mann nicht lassen. Für Keßler ist das ein guter Ausgleich zur seelsorglichen Arbeit.

Im vergangenen Jahr führten ihn die Laufschuhe zu den Ufern von Werra und Fulda, denn Timm Keßler hat sein Diakonatsjahr in der Gemeinde St. Elisabeth in Hannoversch Münden verbracht. Dort konnte Keßler seit seiner Diakonenweihe im März 2007 als Vorbereitung zur Priesterweihe Kinder taufen, Paare trauen und Menschen beerdigen. Freude hatte Keßler dabei vor allem am Umgang mit Jugendlichen. Als Kaplan würde er gerne unterrichten oder in der Schulpastoral arbeiten, lässt Keßler durchblicken, am liebsten in einer größeren Stadt. Doch der künftige Kaplan will dort arbeiten, wo ihn der Bischof braucht. Nach der Weihe weiß Keßler mehr.

Aufgewachsen ist Timm Keßler in der Lüneburger Gemeinde St. Marien. Dort hat Timm Keßler die „klassische Laufbahn“ absolviert, wie er heute sagt: Messdiener, Jugendleiter, Mitglied im Pfarrgemeinderat, zuletzt als stellvertretender Vorsitzender. Doch in der Schule stand der junge Katholik vor allem mit den Sprachen auf Kriegsfuß. Und nachdem er an der Realschule Lüneburg 1988 den erweiterten Sekundarabschluss gemacht hatte, wollte Timm Keßler zunächst in die Berufswelt. „Meinen Studienwunsch Theologie habe ich damals innerlich abgehakt“, erinnert sich Keßler. Stattdessen ließ er sich in Lüneburg zum Sparkassenkaufmann ausbilden. Nach einem Zwischenspiel als Wehrpflichtiger beim Panzeraufklärungsbataillon 3 in Lüneburg arbeitete er dann bis 2002 als Serviceberater in der Sparkasse der Stadt und bildete sich zum Sparkassenfachwirt fort. Bilanzen also statt Bibel. Doch das änderte sich im Herbst 2002.

Durch seinen Pfarrer in Lüneburg erfuhr Keßler vom Studienhaus St. Lambert in Lantershofen im Ahrtal, wo man auf dem dritten Bildungsweg katholische Theologie studieren kann. Dort hat Timm Keßler dann im Sommer 2006 sein Examen als Theologe abgelegt. Während des Studiums führte ihn ein dreimonatiges Schul- und Gemeindepraktikum in die Gemeinden St. Marien in Braunschweig-Querum und St. Martin, Wendhausen.

Was brachte den damals 31-Jährigen dazu, 2002 eine sichere Stelle aufzugeben und sich auf den Weg eines Priesteramtskandidaten zu machen? Nach mehr als zehn Jahren im Bankbereich habe sich für ihn einfach die Sinnfrage gestellt, antwortet der angehende Priester. Er wollte „raus aus dem Profitbereich“ – und der lange gehegte Wunsch, Theologie zu studieren, brach wieder durch.

Mit der Priesterweihe am 10. Mai hat dieser Weg sein vorläufiges Ziel gefunden. „Ich freue mich sehr, dass ich das geschafft habe,“ bekennt Keßler mit großer Offenheit und setzt hinzu: „Das ist das Richtige für mich.“

Am Vorabend der Weihe, Freitag 9. Mai, findet in der Hildesheimer Seminarkirche um 20 Uhr eine Eucharistische Anbetung statt.