Freundschaftlicher Austausch

Begegnung von Bischöfen und Landeskabinett Niedersachsens in Hannover

Hildesheim/Hannover (bph) Für den Schutz des Sonntags haben sich die katholischen Bischöfe Niedersachsens sehr nachhaltig am Dienstagnachmittag in einem Gespräch mit der niedersächsischen Landesregierung im Clemenshaus Hannover eingesetzt. Bei der alle zwei Jahre stattfindenden Begegnung warb Ministerpräsident Wulff um Verständnis für seine Haltung zum "Kopftuchstreit".

Seit längerer Zeit sei eine "schleichende Aushöhlung des Sonntagsschutzes in Deutschland" zu beobachten, beklagte der Hildesheimer Bischof Dr. Josef Homeyer Die Ausnahmegenehmigungen für Sonntagsarbeit in den Bereichen Handel und Dienstleistungen seien innerhalb von sieben Jahren um die Hälfte angestiegen. Das eigentliche Problem, so Homeyer weiter, liege vielerorts in der rechtswidrigen Praxis von Betrieben und Kommunen. So seien in manchen Nordseebädern und Kurorten Geschäfte trotz Verbotes am Sonntag offen. Auch wenn die katholische Kirche die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen zur Kenntnis nehme, fordere sie doch den Schutz des Sonntags, so Homeyer weiter. Der siebte Tag der Woche als "Freiraum zum Innehalten, zur Ruhe und Besinnung" entspreche nicht nur dem Gesetzt Gottes, sondern trage auch zum Gelingen des Menschseins und der menschlichen Gesellschaft bei, führte der Hildesheimer Bischof aus.

Ausführlich ging der Hildesheimer Bischof Dr. Josef Homeyer in einem Statement auf den Impulstext "Das Soziale neu denken" ein. Dieses Papier der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) war unter maßgeblicher Beteiligung von Homeyer entstanden und im Dezember 2003 veröffentlicht worden. Der Bischof beschrieb darin unter anderem das Ungleichgewicht zwischen gut organisierten und einflussreichen Interessen einerseits und schlecht organisierbaren Interessen, die in besonderer Weise die Unterstützung des Staates und auch der Kirche benötigen. Ein gerechter Sozialstaat vor dem Hintergrund eines christlichen Menschenbildes muss nach Homeyers Ansicht unter anderem Subsidiarität und Solidarität fördern sowie die Nachwuchsförderung in den Mittelpunkt stellen. Nachdrücklich forderte er daher eine Stärkung der Familien- und Bildungspolitik.

Um Verständnis und Unterstützung zur niedersächsischen Haltung im Streit um das Tragen eines Kopftuchs bei Lehrerinnen bat Ministerpräsident Christian Wulff bei den Bischöfen. Ausdrücklich bekannte er sich zu christlichen und jüdischen Symbolen in der Schule. Symbole jedoch, die einen politischen Symbolcharakter haben, die ausgrenzen und die Gleichberechtigung der Geschlechter in Frage stellen "wollen wir nicht in der Schule haben", machte Wulff klar, sprach sich aber ebenso klar für einen islamischen Religionsunterricht an staatlichen Schulen aus.

Der Weltjugendtag 2005, dessen Programm der Osnabrücker Bischof Dr. Franz-Josef Bode vorstellte, findet die Unterstützung der Landesregierung. Wulff stellte in Aussicht, mit den im August 2005 erwarteten Zehntausenden von Jugendlichen aus aller Welt in Niedersachsen ein gemeinsames Fest zu feiern, an dem auch Minister teilnehmen könnten.

Die Begegnung zwischen der niedersächsischen Landesregierung und der katholischen Kirche in Niedersachsen findet seit 1973 regelmäßig alle zwei Jahre statt. An dem Treffen am Dienstagnachmittag nahmen neben dem niedersächsischen Landeskabinett und verschiedenen Experten der Staatskanzlei auf katholischer Seite die Bischöfe Dr. Josef Homeyer (Hildesheim), Dr. Franz-Josef Bode (Osnabrück) und Weihbischof Heinrich Timmerevers (Bischöfliches Offizialat Vechta des Bistums Münster) teil. Außerdem die Generalvikare Prälat Karl Bernert (Hildesheim), Prälat Theo Paul (Osnabrück) und Offizialatsrat Prälat Leonhard Elsner (Vechta) sowie die Vertreter des Katholischen Büros und der Vorstand des Landeskatholikenausschusses.