„Gott gedenkt meiner seit 80 Jahren“

Der Hildesheimer Bischof em. Dr. Josef Homeyer feierte seinen 80. Geburtstag

Hildesheim (bph) Mit einer festlichen Terz im Hildesheimer Dom und anschließendem Empfang hat der emeritierte 69. Bischof von Hildesheim, Dr. Josef Homeyer, am Samstag seinen 80. Geburtstag gefeiert. Dabei wurde deutlich, wie sehr der Bischof Brücken gebaut hat in Europa, Brücken zwischen den Menschen, Kulturen und Religionen.

Voll war der Dom, als der emeritierte Bischof am Samstagmorgen mit seinem Nachfolger, Weihbischöfen, dem Domkapitel und Gästen in das Gotteshaus einzog. Der Domchor unter der Leitung von Dommusikdirektor Thomas Viezens und Domkantor Stefan Mahr an der Orgel sorgten für eine festliche Umrahmung der Gebetszeit. In seiner Predigtansprache würdigte Metropolit Dr. Serafim Joanta von der Rumänisch-orthodoxen Metropolie für Deutschland, Zentral- und Nordeuropa den Jubilar als Brückenbauer, der Brücken geschlagen habe zwischen Ost- und Westeuropa, und das ohne Hochmut gegenüber dem Osten, sondern mit „einem offenen Herz und einem offenen Geist“. Joanta erinnerte in seiner engagierten Ansprache zudem an die Sozialworte der christlichen Kirchen, an denen Homeyer maßgeblich beteiligt war: „Wir danken Gott, dass er Sie uns geschenkt hat“. Auch der Geehrte selbst sah Grund zur Dankbarkeit. „Ich freue mich, dass Gott seit 80 Jahren meiner gedenkt“, sagte Homeyer bewegt im Dom.

Viel Lob erfuhr das beeindruckende Wirken des emeritierten Bischofs auch beim anschließenden Festempfang mit rund 250 geladenen Gästen aus Politik, Gesellschaft und Kirchen. Der evangelische Landessuperintendent Eckhard Gorka benannte vor allem das ökumenische Engagement Homeyers und seinen Einsatz für die Jugend. Der Bischof habe die Differenzen zwischen der evangelischen und katholischen Kirche nie klein geredet, aber dennoch mitgeholfen, dass Christen „als die eine Kirche Jesu Christi in unterschiedlicher Gestalt“ wahrgenommen würden. An Homeyers Jugendprojekt „Friedensgrund“, das in jedem Sommer Brücken schlägt nach Osteuropa, erinnerte der Niedersächsische Finanzminister Hartmut Möllring. Auch als Initiator der Partnerschaft mit Bolivien und als Gründer des „Forschungsinstitut für Philosophie Hannover (FIPH)“ sei Homeyer stets Anwalt der Menschen gewesen.

Kurt Machens, Oberbürgermeister Hildesheims, Chirurg und verwandt mit einem der Vorgänger Homeyers, hat sehr persönliche Erinnerungen an den ehemaligen Hildesheimer Oberhirten. Er war bei der Bischofsweihe Homeyers im Jahre 1983 als Mitglied des Malteser-Hilfsdienstes im Dom und versorgte „die vom Weihrauch Benebelten“. Als Arzt musste er später miterleben, wie Homeyer nach einem chirurgischen Eingriff die Klinik nach vier Tagen verließ, obwohl zwei Wochen Schonung angezeigt waren. Groß war damals die Erleichterung der Ärzte, als das Fernsehen den Hildesheimer Bischof am folgenden Tag bei guter Gesundheit in Prag zeigte. Und dass Homeyer seinen Vorgänger Heinrich Maria Janssen nachts im Krankenhaus am Sterbebett besuchte, war für den Arzt Machens „einer der beeindruckendsten Momente meines Lebens.“

Homeyers Nachfolger Bischof Norbert Trelle stellte den Jubilar in eine Reihe mit Universalgelehrten wie Leibniz und Humboldt. Seine Klugheit und Weisheit habe Homeyer stets „zum Wohle der Menschen“ eingesetzt. Noch heute zehre das Bistum von den weitsichtigen Entscheidungen seines 69. Bischofs, auch wenn diese nicht immer einfach gewesen seien. In seinem launigen Vortrag riet Trelle dem umtriebigen und reisefreudigen Mann, kürzer zu treten und die Schutzheiligen der Reisenden nicht zu überfordern.

Dr. Josef Homeyer wurde am 1. August 1929 in Harsewinkel im Kreis Gütersloh als Sohn eines Bauern geboren. Nach dem Studium der Theologie und Philosophie in Münster und Innsbruck erhielt er 1958 in Münster die Priesterweihe. Seine Kaplansjahre verbrachte er in Warendorf und Mettingen und war Diözesanseelsorger für das Landvolk, später Schulreferent in Münster. 1972 wurde Homeyer Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz. Am 13. November 1983 weihte ihn der damalige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz und Erzbischof von Köln, Joseph Kardinal Höffner, im Hildesheimer Dom zum Bischof von Hildesheim.

Homeyer hat in seiner fast 21-jährigen Amtszeit zahlreiche Projekte und Initiativen angestoßen, die bis heute Bestand haben. Unter anderem berief er eine Diözesansynode, gründete das Benediktinerinnenkloster Marienrode sowie das Forschungsinstitut für Philosophie Hannover (FIPH) und legte den Grundstein der Bolivienpartnerschaft des Bistums. Auch der sommerliche „Friedensgrund“ junger Menschen geht auf seine Initiative zurück.

Markanter Meilenstein seines überdiözesanen Wirkens im Bereich Gesellschafts- und Sozialpolitik war das 1997 erschienene gemeinsame Sozialwort der katholischen und evangelischen Kirche „Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit“, das wesentlich im Hildesheimer Bischofshaus entstanden ist. Seine Fortsetzung und Ergänzung fand dieses Sozialwort in dem viel beachteten und diskutierten Impulspapier „Das Soziale neu denken“, das ebenfalls unter Homeyers Federführung verfasst und im Dezember 2003 vorgestellt wurde.

Homeyer war unter anderem ab 1989 Mitglied und ab 1993 Präsident der Kommission der Bischofskonferenzen der EU (ComECE) und Mitglied im Präsidium des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE), außerdem Mitglied der Kontaktgruppe der Polnischen und der Deutschen Bischofskonferenz. Innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz leitete er als Vorsitzender die „Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen“ und war Mitglied in der Kommission Weltkirche, des evangelisch-katholischen Kontaktgesprächskreises und der gemeinsamen Konferenz der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK).

Ausdruck seiner Wertschätzung ist die Auszeichnung mit dem „Offizierkreuz des Polnischen Verdienstordens“ im März 2002 und die Verleihung des Ordens des Heiligen Sava durch die Serbisch-Orthodoxe Kirche im Juni 2006. Der Fachbereich Erziehungswissenschaften der Universität Hannover trug ihm im November 2002 die Ehrendoktorwürde an. Im September 2004 wurde Homeyer die Niedersächsische Landesmedaille und im November 2005 der Edith-Stein-Preis Göttingen verliehen. Seine Bischofsstadt Hildesheim machte ihn im Juni 2005 zum Ehrenbürger.

Statt Geschenken erbat Bischof em. Dr. Josef Homeyer eine Spende zugunsten der Restaurierung des Godehardschreins im Hildesheimer Dom auf das Konto mit der Nummer 1 404 200 (BLZ 251 205 10) bei der Bank für Sozialwirtschaft; Empfänger: Bistum Hildesheim, Verwendungszweck „Dom2015“.